„Unser Ziel ist es, alle Mitarbeiter mitzunehmen“, machte Eichhorn deutlich. Es gehe es nicht darum, beim Personal Kosten zu sparen. Es könnten maximal „einige wenige Positionen mit direktem Bezug zum Standort“ betroffen sein. Vielmehr sollen Wachstumsziele im Hygienebereich erreicht werden. Man habe schon in den vergangenen Jahren eng zusammengearbeitet, durch die räumliche Nähe erhoffe man sich aber noch weitere Verbesserungen. „Angesichts der komplexen Herausforderungen, die vor uns liegen, ist es gut, wenn es keine Distanz gibt“, sagte er und ergänzte, dass zudem in Mayen die Platzverhältnisse sehr beengt gewesen seien. „Das war zum einen bei der Montage problematisch, sodass wir schon teilweise in Neuwied Maschinen für die Bicma aufgebaut haben. Aber wir hatten zum Beispiel auch für die Vertriebsmitarbeiter keine Büros mehr“, berichtete Eichhorn.
In Neuwied verfügt W+D dagegen über ein riesiges Gelände. Schließlich arbeiteten hier in den Hochzeiten des Unternehmens rund 1200 Menschen. Nach großen wirtschaftlichen Problemen um die Jahrtausendwende hat sich die Traditionsfirma unter dem Dach der US-amerikanischen „Barry-Wehmiller-Gruppe“ konsolidiert und beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeiter. Da ein Teil des Betriebsgeländes untervermietet ist, müsse man am Standort Neuwied nun zwar ein wenig zusammenrücken, habe insgesamt aber genug Platz, sagte Eichhorn.
Keinen Hehl machte er daraus, dass die Nachricht vom 30-Kilometer-Umzug bei den Bicma-Mitarbeitern „gemischt“ aufgenommen worden ist. „Ich denke, sie haben verstanden, warum wir es machen. Aber wenn man persönlich betroffen ist und künftig mehr Zeit im Auto sitzen muss, ist man erst einmal überrascht“, zeigte er Verständnis für diese Haltung und ergänzte: „Ich hoffe, in ein oder zwei Jahren finden sie auch, dass es eine gute Entscheidung war, weil wir in sicherem Fahrwasser sind und sie bessere Arbeitsbedingungen haben.“
Die Bicma GmbH soll auch künftig ein eigenständiges Unternehmen bleiben, dann allerdings mit Sitz in Neuwied – was die städtische Kämmerei freuen dürfte, da das Unternehmen dann künftig in der Deichstadt Gewerbesteuern zahlt. Und die Firma ist grundsätzlich gut aufgestellt, führte Eichhorn im Gespräch mit der RZ aus. In den drei Jahren seit der Übernahme habe man einige Neuentwicklungen auf die Beine gestellt, so die Entwicklung einer Maschine für „Baby-Pants“ (unterhosenartige Windeln) sowie vor allem auch für Masken. „Die Maskenmaschine haben wir wirklich in Rekordzeit entwickelt. Wir hatten im März eine Handskizze und haben die erste Maschine im September ausgeliefert“, erzählte er nicht ohne Stolz. Mittlerweile habe man davon einige Exemplare verkauft und sei gerade in der Endphase der Konstruktion einer Maschine für FFP 2-Masken.
Aufgrund dieser positiven Entwicklung habe man bei Bicma auch nur sehr kurz Corona-Kurzarbeit anmelden müssen. Bei W+D hingegen hält diese Phase dagegen bereits seit Mai an. „Spätestens Ende Juni wollen wir raus“, machte Eichhorn Hoffnung und sagte gleichzeitig, dass das Unternehmen die Krise trotz eines Einbruchs im Kerngeschäft Briefwerbung „relativ gut gemeistert“ habe. So habe man von den Briefwahlen in den USA profitiert, da rund 80 Prozent der dort verschickten Unterlagen von intelligente Maschinen aus W+D-Produktion zusammengestellt und verschickt worden seien. „Da sind Millionen an Sendungen herausgegangen, die zuverlässig und richtig bei den Menschen ankommen mussten“, berichtete er.