Viele greifen auf billige Angebote zurück - Schornsteinfeger im Kreis warnen vor Experimenten, beraten und klären auf
Besser kein Blumentopfofen: Neuwieder Schornsteinfeger warnen vor Heizexperimenten
Viele Bürger installieren zurzeit einen Kaminofen, um beim Heizen auf Gas zu verzichten – oder versuchen es zumindest, denn die Lieferzeiten sind lang. Unkonventionelle Ideen auszuprobieren, um das Zuhause warm zu bekommen, ist trotzdem meistens keine gute Idee.
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Energiekrise und kontinuierlich ansteigende Preise für Heizkosten auf der einen, sinkende Außentemperaturen auf der anderen Seite – und mittendrin der Bürger, der in diesem Winter vor der Wahl steht, ob er tiefer in den Geldbeutel greift oder die kalte Jahreszeit in kühleren Räumen verbringt. Auch im Kreis Neuwied sehen sich die Menschen teilweise etwas ratlos mit den neuen Herausforderungen des winterlichen Alltags konfrontiert.

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Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere auf unkonventionelle Ideen kommt, um die eigenen vier Wände zu beheizen. Dass die meisten dieser Versuche nicht nur verboten, sondern auch gefährlich sind, wissen dabei die wenigsten Personen. Daher ist es sinnvoll, sich dort zu erkundigen, wo man Ahnung und Erfahrung hat, denn es gibt tatsächlich Alternativen, um kostengünstig Wärme in Haus und Wohnung zu bringen. Man muss sie nur kennen.

Um die Bürger zu beraten und aufzuklären, sind aktuell vor allem die Schornsteinfeger vor Ort gefragt. So haben Ralf Jakobs, der als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger unter anderem für die Bereiche Engers, Block sowie die Stadtrandgebiete zuständig ist, und Klaus Hess, bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger für Linz am Rhein, derzeit viel zu tun, um die Bürger auf den neuesten Stand zu bringen.

„Früher hatte ich im Herbst zwei bis drei Beratungen im Monat, heute sind es zwei bis drei Beratungen täglich“, bringt Jakobs die aktuelle Lage auf den Punkt. Das bestätigt auch Hess. Seine Erfahrung: „Die Bürger suchen nach einer Möglichkeit, um Energie zu sparen, und informieren sich zum Beispiel über Möglichkeiten, einen Kaminofen zu installieren.“

Auch sei es keine Seltenheit, dass einige Bürger mit Blick auf die Kosten und den Winter nahezu panisch reagieren. Und genau diese Unruhe lasse viele auf falsche Ideen kommen: „Um Geld zu sparen, greifen zahlreiche Menschen auf günstige Angebote aus dem Internet zurück“, weiß Jakobs, und diese haben in den seltensten Fällen eine Zulassung für Deutschland.

„Ich habe schon Bürger besucht, die versuchten, ihre Wohnung mit Blumentopföfen zu heizen“, sagt Jakobs. Dies sei aber überaus gefährlich. Gleiches gelte für Katalytöfen, Camping-Gasheizer mit integrierter Flüssiggasflasche, die giftiges Abgas produzieren und Luftsauerstoff verbrauchen. „Unter keinen Umständen dürfen diese in geschlossenen Räumen betrieben werden“, betonen die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger.

Das Problem, warum viele Menschen meist aus Unwissenheit zu kostengünstigen Internetangeboten greifen, liegt allerdings auch in der Tatsache begründet, dass die für Deutschland zugelassenen, namhaften Produkte guter Firmen häufig vergriffen sind: „Wir sprechen hier von Lieferzeiten, die bis in den März hineinreichen“, sagt Jakobs.

Glück könnte man allerdings auch kurzfristig haben. So empfehle sich immer ein Besuch im Baumarkt, wo nicht selten Heizöfen im Angebot zu finden seien. Doch auch dort gilt es, sich strikt an die Herstellerhinweise zu halten und das Gerät entsprechend der Vorgaben im Raum zu platzieren.

Viele Bürger, die im Besitz eines Kamins sind, sehen sich nun im Vorteil, doch auch hier gibt es einiges zu beachten. So darf zum Beispiel ein offener Kamin nicht dauerhaft zum Heizen benutzt werden: „Ein offener Kamin zieht einen Großteil der warmen Raumluft wieder nach draußen und ergibt somit wenig Sinn“, erklärt Jakobs.

Hinzu kommt, dass die Gefahr eines Schwelbrands entsteht. Etwas anders sehe das bei Heizöfen aus, die für den Braunkohle- und Holzbetrieb ausgelegt sind, doch gelte es auch dort, sich strikt an die Herstellervorgaben zu halten.

Für zahlreiche Bürger stellt sich mit Blick auf kostenintensive Anschaffungen oder gar Umbauten aber auch die Frage, ob sich die Investition langfristig lohnt. Diese Frage beantwortet Jakobs mit einem klaren Ja, denn seiner persönlichen Meinung nach wird sich die Preisschraube in den kommenden Jahren weiter nach oben drehen. Eine Garantie hierfür gebe es allerdings nicht: „Niemand kann genau sagen, wie sich die Kosten entwickeln“, betont Hess.

Allerdings sei zu beachten, dass eine steigende Nachfrage auch immer zu einer Erhöhung der Kosten führt. „Wenn zum Beispiel die Bürger mehr Holz benötigen, wird der Preis hierfür kontinuierlich steigen unabhängig davon, ob eine Steigerung gerechtfertigt erscheint“, erläutert Hess.

Mit Blick auf zukünftige Entwicklungen ist es somit umso wichtiger, gut informiert zu sein. Denn nur auf diese Weise komme man gut und mit geschontem Geldbeutel durch den Winter.

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