Von unserer Mitarbeiterin Beate Christ
Wer die Bilder vom folgenschweren Großbrand der Neustädter Sporthalle und des Bürgerzentrums vor einigen Wochen noch vor Augen hat, der kann sich kaum vorstellen, dass die Flammen verwertbare Spuren für den Kriminalhauptkommissar übrig gelassen haben. Doch seine Spurensuche in der Brandruine war wieder mal erfolgreich.
Ingo Weber arbeitet häufig mit dem Brandsachverständigen Wolfgang Nassauer zusammen. Der Kriminalist und der Techniker gaben der RZ Einblick in ihre Arbeit, die mit jedem Fall eine neue Herausforderungen bereithält.
Ein Vollbrand wie in Neustadt stellt auch die beiden Experten, die seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, vor eine schwierige Aufgabe. „Da auch wir aus Sicherheitsgründen nicht in die Sporthalle hineinkonnten, haben wir einen Brandmittelspürhund angefordert, von denen es nur drei in Rheinland-Pfalz gibt“, berichtet Ingo Weber. Zudem wurde ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera eingesetzt. Was im Fall eines Brandes wie in Neustadt immer hilfreich ist, sind Fotos von der frühen Brandphase. „Diese Bilder geben Aufschluss, wo der Brand entstanden sein muss, und man kann das Suchgebiet eingrenzen“, erklärt Weber die Herangehensweise. Auch das Gespräch mit dem ersten Angriffstrupp der Feuerwehr gibt dem Brandermittler wichtige Hinweise auf den Ausgangspunkt.
Weil schon relativ früh Brandstiftung ausgeschlossen werden konnte, schaltete Weber den Sachverständigen Wolfgang Nassauer ein. Er ist Elektroingenieur und weiß, dass viel Brände durch Elektrotechnik entstehen. „Zu über 50 Prozent sind sie im privaten Bereich auf die Elektronik im Haus oder fehlerhafte Installationen zurückzuführen“, weiß Nassauer aus Erfahrung.
Feines Näschen ist wichtiges Hilfsmittel
Er und Ingo Weber haben nicht nur einen äußerst sensiblen Geruchssinn („Benzin riecht man auch lange nach dem Brand noch“, sagt Weber,) sondern auch einen scharfen Blick für jedes kleinste Detail. „Erst eingrenzen, dann genau hingucken“, lautet das Motto von Weber und Nassauer. Reste von Möbeln, Verfärbungen von Metall, Brandnarben am Holz oder Rußanhaftung auf Wänden geben den Experten oft wertvolle Hinweise. So lieferte beispielsweise die Stellung der Schalter am Herd, oder das, was von ihnen übrig geblieben war, Wolfgang Nassauer nach dem Wohnhausbrand in Linkenbach den entscheidenden Hinweis auf die Ursache.
Mit Schaufeln und feinerem Werkzeug machen sich die beiden an ihre detektivische Arbeit, suchen oftmals stundenlang nach kleinsten Hinweisen. Bei jedem Brand – erst recht, wenn Menschen ums Leben gekommen sind – setzen Weber und Nassauer alles daran, die Ursache zu finden. Schließlich geht es oft auch darum, Straftaten aufzuklären und Täter zu fassen. „Dazu gehört letztendlich auch guter Menschenverstand. Ungereimtheiten oder Personen, die sich ungewöhnlich verhalten, haben wir genau im Blick“, sagt Weber.
Zu mehr als 100 Bränden im Jahr wird er gerufen. „Eine große Rolle spielt die Erfahrung, die eine Art Brandursachenkatalog im Hinterkopf entstehen lässt, der beim nächsten Fall die Grundlage für eine zunehmend treffsichere Einschätzung der Ausbruchsstelle bildet“, so Weber. Von der Zigarette über eine defekte Steckdosenleiste bis hin zur Katze, die beim Spielen ein Öllämpchen umgekippt hat, reichen die Ursachen. „Die meisten Menschen wissen nicht, wie viele Brandgefahren im Haushalt lauern“, ergänzt Nassauer. Und in vielen Fällen zieht ein Feuer extreme Folgen nach sich. Für Ingo Weber und Wolfgang Nassauer noch einmal mehr Motivation, sich auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu machen.