Das Thema Heimathaus beschäftigt die Neuwieder seit einigen Monaten: Seit bei Untersuchungen massive Defizite im Bereich Brandschutz festgestellt wurden, ist die Zukunft des Gebäudes unklar. Um Perspektiven zu schaffen, hatte die Stadtverwaltung eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die eigentlich schon Ende des vergangenen Jahres vorliegen sollte. Mit deutlicher Verzögerung wird diese an diesem Mittwoch, 30. April, ab 17.30 Uhr im Amalie-Raiffeisen-Saal dem Hochbau- und dem Planungsausschuss des Stadtrates vorgestellt. Die Veranstaltung ist öffentlich, sodass auch interessierte Bürger daran teilnehmen können.
Kompletter Neubau zeichnet sich ab
In einer Pressemitteilung hat die Stadtverwaltung vorab schon wichtige Inhalte der Studie bekannt gegeben. Deren Überschrift gibt ein eindeutiges Bild ab: „Kompletter Neubau statt Sanierung“.
Einleitend wird mit Blick auf notwendige Sanierungsarbeiten festgestellt: „Neben massiven Investitionen in den Brandschutz wären auch tiefgreifende bauliche und gestalterische Erneuerungen notwendig, um heutigen Anforderungen an Multifunktionalität, Komfort und Flexibilität gerecht zu werden.“ Die Kosten für einen derartigen Umbau werden auf 19 Millionen Euro geschätzt – viel Geld für ein Gebäude, das dann immer noch nicht wirklich zeitgemäß wäre.
Kosten sind noch nicht ermittelt
Die Empfehlung der Studie sieht einen kompletten Neubau vor, bei dem eine zeitgemäße, multifunktionale Halle entstehen soll. Vorgeschlagen wird eine modulare Lösung für bis zu 600 Personen mit flexiblen Raumgrößen und modernster Technik.
Wie viel so ein Neubau kosten würde, wurde laut Stadt noch nicht ermittelt. Es wird aber in Aussicht gestellt, dass die hohen Anfangsinvestitionen durch öffentliche Fördermittel und private Investoren unterstützt werden könnten. Die Studie beinhaltet eine Kalkulation, in der Jahreserlöse von 800.000 Euro in Aussicht gestellt werden.
Standort für Neubau noch offen
Die Studie empfiehlt zudem ausdrücklich, die Stadthalle um ein Hotel zu ergänzen. So soll Neuwied als Tagungs- und Veranstaltungsstandort gestärkt werden. Konkret wird ein „Green Design Hotel Garni“ neben der Stadthalle vorgeschlagen, das neben 100 Zimmern noch 20 Boardinghouse Apartments bieten soll. Die Pläne sind ambitioniert – nicht zuletzt, da im nur wenige Kilometer entfernten Mülheim-Kärlich vor wenigen Wochen das Hotel „Frames“ eröffnet hat, das noch in diesem Sommer durch eine große Veranstaltungshalle ergänzt wird.
Bezüglich des genauen Standortes legt sich die Studie nicht fest. Er sollte aber in der Innenstadt liegen – nicht zuletzt, um diese zu beleben. Potenzial wird im Bereich des sogenannten MICE-Tourismus gesehen. Die Abkürzung steht für „Meetings, Incentives, Conventions und Exhibitions“ – also Tagungen, Belohnungsreisen von Unternehmen für ihre Mitarbeiter, Kongresse und Ausstellungen. In dem neuen Zentrum sollen dann mittelgroße Tagungen, kulturelle Veranstaltungen, Hochzeiten oder städtische Events stattfinden. In dem Zusammenhang wäre die angedachte Kombination mit Gastronomie, Wohnen oder einem Bürgerbüro sicher auch sinnvoll.
„Entschieden ist hier natürlich noch nichts – das ist zunächst nur eine Empfehlung an den Stadtrat.“
Beigeordneter Ralf Seemann
„Entschieden ist hier natürlich noch nichts – das ist zunächst nur eine Empfehlung an den Stadtrat. Wie der sich entscheidet, lässt sich noch nicht sagen“, erklärt Ralf Seemann, in dessen Zuständigkeitsbereich als städtischer Beigeordneter das Thema fällt. Die Empfehlung der Studie ist allerdings recht eindeutig – ein Umbau der bestehenden Halle erscheint sehr unwahrscheinlich.
Damit auch während einer anstehenden Planungsphase Veranstaltungen in Neuwied stattfinden können, soll eine mobile Halle nach Neuwied geholt werden, die bisher bei Schloss Johannisberg im Rheingau als Spielstätte für das Rheingau Musikfestival genutzt wurde. Aktuell wird dafür ein Standort zwischen dem „Park-and-Ride“-Parkplatz und der Museumsstraße geprüft.
Restaurant „Pino“ soll erhalten bleiben
Der denkmalgeschützte Teil des Heimathauses, der derzeit das Restaurant „Pino Italia“ beheimatet, soll erhalten bleiben und saniert werden. Wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird, ist noch unklar.

Zukunft des „Pino Italia“ in Neuwied weiterhin ungewiss
Seit Monaten hängen Ulrike und Giuseppe „Pino“ Leonardi in der Luft: An der Zukunft des Heimathauses hängt auch die Existenz der Restaurantbesitzer. Ihr Vertrag mit der Stadt läuft zum 31. Dezember aus – und bisher ist keine konkrete Lösung in Sicht.