„Beide Geehrte hatten großen Anteil am Sturz des Kernkraftwerks“, lobte auch Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig. Joachim Scheer trat als Kläger insbesondere gegen die Erteilung der 1. Teilgenehmigung gegen das AKW auf und war eine zentrale Figur in den Rechtsstreitigkeiten gegen das AKW Mülheim-Kärlich, welche zum endgültigen „Aus“ führten.
Elke Sodemann-Müller war schon seit dem Super-GAU in Tschernobyl in der Anti-Atomkraftbewegung aktiv und engagierte sich in der „Bürgerinitiative gegen das AKW Mülheim-Kärlich“. Während der Gerichtsprozesse, die sich über viele Jahre bis zum Bundesverwaltungsgericht hinzogen, arbeiteten sie mit Anwälten, Gutachtern und Klägern zusammen. Die inzwischen pensionierte Lehrerin sieht die Auszeichnung mit der Verdienstmedaille „als stellvertretend für die vielen Aktiven, die zu Demos kamen, als es noch als anrüchig galt, die gespendet haben, um die Kosten für Anwälte und Experten zu decken, und die sich über die Jahre mit Energie und Ausdauer, Mut und Zähigkeit dafür eingesetzt haben, die Lebensbedingungen in unserer Heimat zu erhalten.“
Joachim Scheer, die Verdienstmedaille in der Hand, zitierte aus einem Brief, den 1975 der damalige Landesfinanzminister Johann Wilhelm Gaddum an Ministerpräsident Helmut Kohl geschrieben hatte: „Er schrieb, Rheinland-Pfalz solle zum Versuchskaninchen gemacht werden und appellierte, das nicht zuzulassen, aber er stieß auf taube Ohren“, wundert sich Scheer noch immer.
Umweltministerin Höfken forderte inzwischen dazu auf, wachsam zu bleiben, bis 2022 das letzte deutsche Kernkraftwerk abgeschaltet wird und die Ära Atomkraft endgültig zu Ende geht. „Diese Entwicklung ist gestoppt, und es gibt Alternativen“, unterstrich sie, verwies aber auch die Herausforderungen des Klimawandels. „Der Wald stirbt, darum müssen wir uns kümmern, aber Klimaschutz kann nicht Atomkraft bedeuten.“