Kreis Neuwied – Der Vorrat an Wohnbau- und Gewerbeflächen im Kreis Neuwied ist beträchtlich: Zählt man alle Grundstücke ab 2000 Quadratmeter Größe innerhalb und außerhalb der Ortschaften zusammen, ergibt das eine Fläche von etwa 480 Fußballplätzen – und zwar mit je einer Laufbahn drum herum. Das ist ein Ergebnis von Erhebungsgesprächen im Rahmen von „Raum plus“, dem neuesten Landesprogramm zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die zentrale Botschaft von Chefplaner Martin Kittelberger (Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald) lautet: „Die Vorratshaltung geht über den Bedarf hinaus.“
Nachwachsende Generationen haben also genug Raum, um ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen, ist man geneigt zu sagen. Allerdings warnen nicht nur Experten wie Kittelberg, vor unnötigem „Flächenfraß“. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Zahl der Baugenehmigungen sinkt, die Bevölkerung schwindet ohnehin, und trotzdem wächst die Fläche, die für Verkehr und Siedlungen beansprucht wird. Das belegen Statistiken. Gleichzeitig beobachten viele Kommunen an Rhein und Wied, dass in den Ortskernen zunehmend Häuser leer stehen. Obendrein füllen sich Neubaugebiete längst nicht mehr in dem Tempo wie noch vor fünf bis zehn Jahren. Die Konsequenz lautet immer häufiger: Kommunen bleiben auf Erschließungskosten „sitzen“.
Die Warnungen vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nehmen sich inzwischen viele Kommunen im Kreis zu Herzen. Ablesen lässt sich das gut an den Diskussionen in den Räten, wenn es um Neubaugebiete und Gewerbeflächen geht. Der Ansatz „lieber mehr als weniger“ hat Konkurrenz bekommen. Jetzt steht der tatsächliche Bedarf oftmals höher im Kurs. Mit „Raum plus“ (im Oktober abgeschlossen) bekommen die Kommunen ein brauchbares Instrument an die Hand, mit dem sich die Ortsentwicklung mit Augenmaß und sogar ein eigenes Baulandkataster betreiben lässt. Nach Erhebungen in allen Verbandsgemeinden hat Planer Kittelberg in der jüngsten Dienstbesprechung der Bürgermeister aktuelle Zahlen zu den Baulandreserven auf den Tisch gelegt. „Raum plus“ berücksichtigt dabei nur Flächen mit mehr als 2000 Quadratmetern. Blicken wir auf die Zahlen, die laut Kittelberger nochmals zu prüfende Zwischenergebnisse und keine absoluten Zahlen sind und darüber hinaus „nur reine Potenziale und nicht die Bedarfssituation widerspiegeln“: Die Stadt Neuwied und die acht Verbandsgemeinden halten innerorts 338,6 Hektar und außerhalb gut 913,2 Hektar an potenziellen Bauflächen vor. Das macht zusammen 1251 Hektar (weitere Aufschlüsselung in der Grafik). Auf etwa zwei Dritteln könnte sofort gebaut werden.