Abrissantrag für die Immobilie "Frankfurter Straße 42" liegt der Kreisverwaltung vor
Bald ein neuer Kahlschlag in der Unkeler Innenstadt? Abrissantrag für Frankfurter Straße 42 liegt vor
Abrissantrag Haus Innenstadt
An dem Haus Frankfurter Straße 42 sind Teile der Fassade abgefallen – es soll nun abgerissen werden. Foto: Sabine Nitsch
Sabine Nitsch

Das Bauvorhaben Frankfurter Straße 42 stand in der vergangenen Ratssitzung mal wieder auf der Tagesordnung. Ein knapper Satz informierte in der öffentlichen Sitzungsvorlage darüber, dass der Investor BSR Immobilien aus Bad Honnef den Bauantrag für den „Neubau Wohn- und Geschäftshaus und Mittelgarage sowie den Neubau von DFW plus Mittelgarage“ eingereicht hat. Die Verwaltung hatte empfohlen, den Antrag abzulehnen. Der Rat folgte der Empfehlung einstimmig.

Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass Stadtbürgermeister Gerhard Hausen in der Sitzung ein wichtiges Detail vergessen hatte zu erwähnen. Ihm war offenbar entfallen, den Rat darüber zu informieren, dass „aus statischen Gründen das Haus Frankfurter Straße 42 abgerissen wird“. Diese Information erreichte die Fraktionsvorsitzenden per E-Mail erst einen Tag später. Hausen wies in dem Schreiben außerdem denkbar knapp darauf hin: „Nach Rücksprache bei der Verwaltung besteht dazu keine Zustimmung des Stadtrates.“

Mit „großem Befremden“ nahmen die Fraktionsvorsitzenden auf Nachfrage unserer Zeitung diese Info zur Kenntnis – und auch, dass bei dem sogenannten „Mies Haus“ jetzt mit der Begründung „Gefahr in Verzug“ Fakten geschaffen werden sollen. Die Befürchtung, die nicht nur die Politik sieht, ist, dass dieser erneute Kahlschlag zu einer weiteren Baulücke mitten in der Stadt führt wie schon bei dem – allerdings notwendigen – Abriss des ehemaligen Hotels Löwenburg. Die Unkeler gingen zunächst davon aus, dass sich bald ein Investor findet, der auf dem Gelände des ehemaligen Hotels etwas Neues realisiert. Daraus wurde bekanntlich nichts (unsere Zeitung berichtete).

Gegenwehr regt sich

„Als Fachmann sehe ich die Abrissnotwendigkeit erst einmal nicht. Ich denke, es ist keine Frage der Statik, sondern eine Frage des Wollens“, kommentiert Daniel Schmitz (FWG), die Information, dass das Haus nicht mehr zu retten ist. Jetzt also wieder ein Kahlschlag, bei dem niemand weiß, wann und ob tatsächlich neu gebaut wird. Kreisdenkmalschützer Reinhard Lahr hatte einem möglichen Abriss bekanntlich nur zugestimmt, wenn gleichzeitig ein genehmigter Bauantrag vorliegt. Auch eine Bürgerinitiative hatte sich schon gebildet, die den drohenden Abriss verhindern wollte. Der Investor hatte seit 2021 schon mehrere Bauanträge eingereicht, die entweder von der Kreisverwaltung zurückgewiesen wurden oder dessen Einvernehmen der Rat versagte. Die Idee von BSR Immobilien: zwei Doppelhaushälften sollten auf der Rückseite des rund 1000 Quadratmeter großen Grundstücks „Am Graben“ 13 und 13a entstehen.

Außerdem wollte der Investor ein Sechsfamilienhaus in die Mitte setzen. Das sogenannte „Mies Haus“, das prominent in der Häuserreihe an der Frankfurter Straße im Herzen der Stadt liegt, wollte er abreißen, die Fassade nachbilden. Angedacht war dort ein Gästehaus zu realisieren. Aber nicht nur die Stellplatzverpflichtung wurde vom Rat und der Verwaltung als Problem gesehen, sondern vor allem die geplante Gebäudekubatur der neu geplanten Frankfurter Straße 42. Sie war rückwärtig mit Flachdach geplant, das auch vom Willy-Brandt-Platz und der Frankfurter Straße aus sichtbar gewesen wäre.

Gebäude einsturzgefährdet

Jetzt hat BSR Immobilien das Vorhaben auf zwei Bauanträge verteilt. Einer bezieht sich auf den Abbruch des historischen um 1700 erbauten Hauses Frankfurter Straße 42. Dazu liegt offenbar auch ein Gutachten vor, das zu dem Ergebnis kommt, dass nicht nur das alte, markante Haus, sondern auch das marode Nebengebäude auf dem Grundstück niedergerissen werden muss, da sie einstürzen könnten. Wer das Gutachten erstellt hat, wird nicht benannt. Da das Einvernehmen mit der Stadt nicht erforderlich ist, wurde ein entsprechender Abrissantrag bereits der Kreisverwaltung vorgelegt. Außerdem hat der Investor jetzt einen Bauantrag für den Bau eines Mehrfamilienhauses eingereicht, dass wieder ein Flachdach haben soll. Auch diese Variante wäre wieder nicht mit der Eigenart der Nachbarbebauung vereinbar. Die Verwaltung hat deshalb dem Rat empfohlen, den Antrag abzulehnen.

Wie geht es jetzt mit dem Grundstück im Herzen der Stadt Unkel weiter? Der Kreis bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ein Antrag auf Abriss der Immobilie Frankfurter Straße 42 vorliegt. „Dieser wurde jedoch noch nicht beschieden. Die Entscheidung der am Verfahren beteiligten Stadt Unkel liegt uns auch noch nicht vor. Erst nach Vorlage des Sitzungsprotokolls kann über den Antrag entschieden werden. Die finale Entscheidung über den Abrissantrag wird von der Kreisverwaltung Neuwied getroffen“, informiert der Kreis über den weiteren Ablauf.

Von Sabine Nitsch

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