Das Prinzip ist denkbar einfach: Für jeden Bürger ausleihbare Fahrräder sollen an festen Stationen in der Verbandsgemeinde (VG) geparkt werden. Gegen eine kleine Gebühr kann man nach Anmeldung via App dann nach Lust und Laune mit den Rädern einkaufen oder zur Arbeit fahren. Nach Nutzung können die Räder wieder an die Stationen zurückgebracht werden oder dezentral abgestellt werden. Das Angebot besteht in der Region, etwa im Rhein-Sieg-Kreis, bereits – mit konventionellen Fahrrädern und E-Bikes.
Bis zu 7872 Ausleihen pro Monat
Die RSVG hat damit seit Jahren unter dem Strich gute Erfahrungen gemacht, berichtete Geschäftsführer Volker Otto jüngst dem Asbacher VG-Rat. Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es 400 konventionelle Fahrräder und 130 E-Bikes an ausgewählten Standorten wie den Bahnhöfen in Siegburg oder Hennef zu mieten. In diesem Jahr erreichten die Ausleihen einen Spitzenwert von 7872 im Monat September, erklärte Otto. Leider, so musste der RSVG-Geschäftsführer auch berichten, hatte es in der Vergangenheit einen großen Fall von Vandalismus gegeben, wegen derer man Räder ersetzen musste. Derzeit gebe es in der App der RSVG und ihres Partners Nextbike 11.000 registrierte Nutzer.
Wir brauchen nicht nur Zahlen. Wir brauchen auch eine Konzeption, wie wir das in unserem Bereich umsetzen können.
Thomas Stumpf (SPD)
Angedacht ist nun eine Kooperation der Verbandsgemeinde Asbach mit dem bestehenden System im Rhein-Sieg-Kreis, so die Idee. Der RSVG-Geschäftsführer signalisierte dafür im VG-Rat die Bereitschaft, sich länderübergreifend vernetzen zu wollen – wie man es bereits in Sachen Schnellbusse tue.
„Gute Idee“ aufgegriffen
Die Ratsmitglieder nahmen die Ausführungen und die Bereitschaft von Volker Otto überwiegend wohlwollend auf. „Ich glaube, da haben wir eine gute Idee aufgegriffen, die auch etwas für uns werden kann“, meinte CDU-Fraktionssprecher Jürgen Schmied, der sich dadurch eine Verbesserung des ÖPNV durch das neue Modell verspricht.
Thomas Stumpf (SPD) fragte sich, ob sich der Start in einer ländlichen Region wie dem Asbacher Land lohne – und wie viel der Aufbau eines Bike-Sharing-Angebots die Verbandsgemeinde Asbach kosten würde. Zum einen fehle es im Vergleich zum Rhein-Sieg-Kreis an großen Sammelpunkten wie Bahnhöfen. Günter Behr (SPD) betonte zum anderen, dass das Nutzungsverhalten im Rhein-Sieg-Kreis sich nicht auf die VG Asbach eins zu eins übertragen lasse, die Ortschaften seien kleiner und weiter verzweigt. Dies sei ihm bewusst, meinte Otto. Wie sich das Nutzerverhalten in der VG Asbach entwickeln werde, müsse man testen. „Wir kriegen nie raus, wie die Leute das nutzen wollen, wenn wir keine Fahrräder anbieten“, sagte Otto und sprach auch von Bedenken im Rhein-Sieg-Kreis bei Einführung des Angebots vor Jahren. Bedenken, die sich nicht bewahrheitet hätten.
Zu den Kosten: Volker Otto meinte, dass sich die Kosten der Fahrräder über die Gebühren nur schwer reinholen ließen, es handele sich viel mehr um ein Thema der Daseinsvorsorge, dass der Kreis den Menschen die Räder zur Verfügung stellt. Ein normales Fahrrad koste 78 Euro im Monat, ein E-Bike 186 Euro. Außerdem gebe es Lastenräder, die noch etwas teurer seien, so Otto. Der Partner der RSVG, Nextbike, empfehle im ländlichen Bereich ein Rad pro 1000 Einwohner – also für die VG Asbach etwa 25. Für die Einrichtung einer E-Bike-Station für das Bike-Sharing-Angebot rechnet die RSVG mit 20.000 Euro. „Das sind die Erfahrungen, die wir gemacht haben. Das müssen Sie aber alles selbst festlegen, wir wollen da keine Forderungen stellen. Wir wollen die VG Asbach in unser Gesamtangebot einfassen“, sagte Otto.
Gemeinsam Hand in Hand
„Da sind wir dann bei mehr als 200.000 Euro“, überschlug SPD-Sprecher Stumpf, der mit fünf oder sechs Stationen rechnete. Hermann Bernardy (FWG) interessierte, wer die Festlegung und Planung der Stationen übernehme: RSVG oder VG Asbach? „Ich würde vorschlagen, dass wir das gemeinsam machen. Es wäre vermessen von uns, Ihnen etwas vorzuschreiben. Es ist Ihre Heimat, Sie kennen sie am besten“, betonte der RSVG-Geschäftsführer.
Für Jürgen Schmied, der den Antrag zum Bike-Sharing seinerzeit gestellt hatte, seien die Gespräche mit der RSVG ein erster Schritt. Nun solle man sich im Haupt- und Finanzausschuss im Detail mit der Sache beschäftigen, da bald die Haushaltsberatungen anstehen, „und wir dann sehen, wie viel Geld wir dafür aufbringen können“. „Wir brauchen nicht nur Zahlen. Wir brauchen auch eine Konzeption, wie wir das in unserem Bereich umsetzen können“, fügte Thomas Stumpf hinzu, dass man noch einen weiteren Zwischenschritt benötige.
Der VG-Rat entschied sich letztendlich einstimmig, ein Nutzungskonzept mit dem Verkehrsplaner der RSVG zu erarbeiten. Bürgermeister Michael Christ kündigte an, die Möglichkeit einer Förderung über das Leader-Programm der EU zu prüfen und den Jugendrat sowie die Ortsgemeinden in die weitere Konzeptionierung einzubinden.