Ein bisschen Humor findet sich in vielen Werken Siegerts, Spross einer Neuwieder Seifen- und Kerzenfabrikantenfamilie, dessen künstlerisches Talent bereits die Lehrer an der Schule der Herrnhuter erkannt hatten. Mit 15, nachdem ihm auch Akademiedirektor Wilhelm von Schadow das nötige Können bescheinigt hatte, studierte er bis 1846 an der Königlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Studienreisen nach Belgien, Holland, Paris, Venedig und München komplettierten seine Ausbildung, bevor er 1848 nach Neuwied zurückkehrte.
Wie in der „Fruchtmalerin“ manifestiert sich in seinen ganz den Geist des auf Familie und das kleine Glück im Privaten ausgerichteten Spätbiedermeiers spiegelnden Genrebildern vor allem der Einfluss der flämischen, der niederländischen Malerei. Ihn verrät der Kontrast von samtigem Dunkel und gekonnt gesetzten Lichteffekten genauso wie die Liebe zum kleinsten Detail. Die kennzeichnet das kleine Dachstubenidyll à la Spitzweg, bei dem eine junge Frau neben einem in einer Wiege schlafenden Kind sitzt, genauso wie die alte Frau, die sich mit Kaffee aus ihrer Dröppelminna und einem Rosinenstuten eine Pause gönnt. Oder das Bild des kleinen, auf einem mächtigen Folianten thronenden Bibliothekars, für den Adolf, das dritte Kind Siegerts mit der Düsseldorfer Kaufmannstochter Mathilde de Haen, Modell stand, der „dicke putzige Junge“, wie ihn der Vater in einem Brief an seine Mutter nannte. In einem anderen Bild bewundert der kleine Adolf fasziniert ein auf dem Boden stehendes Historiengemälde und vergisst dabei sogar sein hölzernes Spielzeugpferd.
Kinder gehören zu Siegerts Lieblingsmotiven, Kinder und Frauen, wobei Letztere oft mit einer Handarbeit beschäftigt sind, so, wie es der Rolle einer guten Hausfrau und Mutter geziemte. Dem tritt die „Fruchtmalerin“ entgegen, wohl die in Düsseldorf lebende Emilie Preyer (1849–1930), eine derjenigen, die trotz ihres Talents im 19. Jahrhundert noch nicht an der Akademie studieren durften. Emilie wurde von ihrem Vater, dem Maler Johann Wilhelm Preyer, ausgebildet und schaffte als Stilllebenmalerin den Sprung ins Kunstgeschäft. In dem tummelte sich August Friedrich Siegert höchst geschäftstüchtig. Viele seiner Bilder malte er, der großen Nachfrage seiner Kunden in Europa und Amerika halber, leicht variierend gleich mehrfach, wie sein akribisch geführtes Geschäftsbuch zeigt. Ab 1851 lebte er in Düsseldorf, lehrte später hier auch an der Akademie als Professor und starb 1883 an einer Blutvergiftung, Folge einer Verletzung bei der Gartenarbeit.
Die von einem umfangreichen Katalog begleitete Ausstellung im Roentgen-Museum Neuwied, Raiffeisenplatz 1a, ist nach Terminanmeldung bis 29. August zu sehen, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Dazu gibt's ein informatives Angebot im Internet unter www.roentgen-museum-neuwied.de