Thyssenkrupp verkauft Anwesen
Aus für Parkrestaurant Nodhausen in Neuwied
Das Parkrestaurant Nodhausen, früheres Ein-Stern-Restaurant in Neuwied, schließt zum 31. Mai. Florian Kurz, seit 2008 Chef des Betriebs, zieht es in ein Vier-Sterne-Superior-Hotel am Chiemsee.
Jörg Niebergall

Nach 30 Jahren unter der Gastronomenfamilie Kurz ist das Parkrestaurant Nodhausen in Neuwied Ende Mai Geschichte. Der Immobilieneigentümer Thyssenkrupp Rasselstein will die Immobilie verkaufen. Küchenchef Florian Kurz zieht es an den Chiemsee. 

Es ist wohl ein Schock für alle Gourmets in der Deichstadt und in der Region: Das Parkrestaurant Nodhausen in Neuwied schließt zum 31. Mai 2025. Unter Küchenchef Florian Kurz war es unter dem Namen „Coquille St. Jacques“ von 2010 bis 2017 durchgehend sowie von 2019 bis 2020 wieder vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnet worden. Nun fällt eines der bekanntesten Restaurants im gesamten Kreis Neuwied den Verkaufsplänen der Immobilieneigentümerin, der Thyssenkrupp Rasselstein GmbH, zum Opfer.

Vor 30 Jahren hatten die Eltern von Florian Kurz, Armin und Hiltrud Kurz, die Leitung des Restaurantbetriebs als Pächter übernommen. Vater Armin arbeitete schon seit 1970 im Haus. Sohn Florian trägt seit dem Jahr 2008 die Verantwortung. Im Jahr 2012 eröffnete er als zweites Restaurant die „Brasserie Nodhausen“. Nach der Corona-Zwangspause blieb das Ein-Stern-Restaurant „Coquille St. Jacques“ geschlossen, der Fokus wurde auf die Brasserie gelegt.

Parkrestaurant Nodhausen steht für 1,6 Millionen Euro zum Verkauf

In wenigen Wochen ist dann auch hier Schluss. Für Küchenchef Florian Kurz ist es ein Ende mit Ansage. Seit dem Jahr 2019 wüsste er von dem Vorhaben der Thyssenkrupp Rasselstein GmbH, das rund 1500 Quadratmeter große Anwesen verkaufen zu wollen. Mit diesem Wissen habe sich Kurz in den vergangenen Jahren nach Alternativen umgeschaut. „Jetzt hat sich beiderseitig die Chance ergeben, dann machen wir es auch“, erklärt Florian Kurz.

Das Parkrestaurant Nodhausen, früheres Ein-Stern-Restaurant in Neuwied, schließt zum 31. Mai. Florian Kurz, seit 2008 Chef des Betriebs, zieht es in ein Vier-Sterne-Superior-Hotel am Chiemsee.
Jörg Niebergall

Mitte Juni beginnt der 42-jährige Neuwieder Küchenchef im Vier-Sterne-Superior-Hotel Gut Ising nahe Chieming einen neuen Lebensabschnitt. „Wir wollten einfach mal etwas anderes machen“, so Florian Kurz. Der Kauf des Parkrestaurants Nodhausen sei nicht infrage gekommen: Das unter Denkmalschutz stehende Schloss sei zu sanierungsbedürftig. Für 1,6 Millionen Euro steht das Parkrestaurant Nodhausen samt Parkanlage derzeit in einem bekannten Immobilienportal im Internet zum Verkauf.

Parkrestaurant Nodhausen nur noch freitags und samstags geöffnet

Florian Kurz erklärt, dass ihm das Aufgeben des Parkrestaurants anfangs schwergefallen sei, mittlerweile überwiege jedoch die Vorfreude auf die neue berufliche Herausforderung am Chiemsee. „Wir Köche sind unterm Strich alle Nomaden. Irgendwann muss man ein Kapitel auch mal zu Ende bringen“, so Kurz. Er blicke auf eine „schöne Zeit“ zurück – mit Höhen und Tiefen. Seine Eltern würden zwar noch im Rentenalter im Restaurantbetrieb in Neuwied mithelfen, könnten aber inzwischen auch so langsam loslassen.

Das Parkrestaurant hat bis zu seiner Schließung nur noch freitags und samstags geöffnet. Restaurantgutscheine können dann entsprechend bis Ende Mai eingelöst werden. „Die anderen Tage brauchen wir zum Ausräumen. Wir wollen das Riesenobjekt ja besenrein übergeben“, erklärt Florian Kurz, der mit seiner Familie auch in dem Schloss noch wohnt. Seine Stammgäste wüssten seit Aschermittwoch über das Aus des Parkrestaurants Bescheid.

Die Immobilie Parkrestaurant Nodhausen stammt aus dem Baujahr 1901 und kann für 1,6 Millionen Euro erworben werden.
Archiv Jörg Niebergall
„Das ist eine ganz andere Mentalität. Wahrscheinlich muss ich mir erst einmal eine ordentliche Lederhose kaufen. Dann muss ich noch lernen, wie man den Maßkrug richtig stemmt.“
Küchenchef Florian Kurz über seine neue berufliche Herausforderung in Oberbayern

Der Kontakt zum Hotel Gut Ising besteht seit einigen Jahren, aushilfsweise hatte Kurz dort schon gearbeitet. Verantwortlich ist er künftig für das Restaurant „Goldener Pflug“ und die Sportsbar „Derby“. „In mir brennt das Feuer nach Veränderung. Ich will ausbilden und ein Gesamtkonzept entwickeln“, erklärt Kurz mit Blick auf seine Aufgabe im Hotel Gut Ising, das über mehr als 100 Zimmer verfügt. Es sei eine „riesige Herausforderung“. „Hier habe ich mit fünf Mitarbeitern gearbeitet. Allein in der Küche sind es dort unten 50“, berichtet Kurz.

Das Parkrestaurant Nodhausen, früheres Ein-Stern-Restaurant in Neuwied, schließt zum 31. Mai. Florian Kurz, seit 2008 Chef des Betriebs, zieht es in ein Vier-Sterne-Superior-Hotel am Chiemsee.
Jörg Niebergall

Eine Rückkehr in die Sterne-Gastronomie sei für ihn kein Thema mehr gewesen. Für den Umzug vom Rheinland nach Oberbayern sei er schon gewappnet. „Das ist eine ganz andere Mentalität. Wahrscheinlich muss ich mir erst einmal eine ordentliche Lederhose kaufen. Dann muss ich noch lernen, wie man den Maßkrug richtig stemmt“, sagt Florian Kurz mit einem Augenzwinkern.

Thyssenkrupp Rasselstein GmbH: Parkrestaurant Nodhausen ist kein „betriebsnotwendiges Vermögen“

Unsere Zeitung hat bei der Immobilieneigentümerin des Parkrestaurants Nodhausen, der Thyssenkrupp Rasselstein GmbH, nachgefragt, warum sie das Anwesen verkaufen will. „Wie Ihnen bekannt ist, sind wir auf die Produktion von Weißblech in Andernach spezialisiert. Die Immobilie in Neuwied zählt somit nicht zu unserem betriebsnotwendigen Vermögen“, erklärt Carmen Tschage, Sprecherin der Thyssenkrupp Rasselstein GmbH.

Die Geschichte des Parkrestaurants Nodhausen

Erstmals erwähnt wurde der „Hof Noithusen“ im Jahr 1226. Zum Fürstlich-Wiedischen Jagd- und Lustschloss wurde es im Jahr 1742 ausgebaut. Danach folgten mehrere Umbauten. Die Schlossanlage im Landhausstil aus dem Baujahr 1901 ging letztlich 1928 in den Besitz der damaligen Firma Rasselstein (seit 2012 Thyssenkrupp Rasselstein GmbH). Es diente dem Industrieunternehmen damals zunächst als Restaurant, Kasino und Gästehaus. Für Publikumsverkehr geöffnet, entwickelte sich das Parkrestaurant Nodhausen über Jahrzehnte zu einer der ersten gastronomischen Adressen der Region. drd

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