SWN geben das Angebot in Neuwied auf - Innerhalb von Tagen wurden immer wieder alle Räder demoliert
Aus für E-Bikesharing in Neuwied: Der Vandalismus war einfach zu krass
E-Bikesharing sollte ein niedrigschwelliges Angebot für die Neuwieder sein, um mobil zu sein. Doch die Stadtwerke Neuwied stellen das Angebot ein: Immer wieder wurden die Trekking- und Lastenräder mutwillig beschädigt, weshalb sie andauernd repariert werden mussten und nicht zur Ausleihe bereitstehen konnten.
Gerd Neuwirth

Die Stadtwerke Neuwied geben das Angebot des E-Bikesharing in der Deichstadt nach zweieinhalb Jahren wieder auf. Von Beginn an waren die Räder immer wieder innerhalb von Tagen demoliert, zuletzt zum wiederholten Mal die gesamte Flotte.

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Dass es beim Sharing, bei dem Bürger Fahrzeuge gewissermaßen teilen und leihweise zum Beispiel Autos, Roller oder Scooter benutzen können, immer wieder zu Beschädigungen kommt, war den Stadtwerken Neuwied (SWN) klar. Dass der Vandalismus bei ihrer E-Bike-Flotte aber so krass sein würde und vor allem nicht abebbt, damit haben sie nicht gerechnet. Jetzt ziehen sie Konsequenzen: In Neuwied gibt es kein E-Bike-Sharing mehr. „Die Häufigkeit sowie die Intensität der Schäden waren einfach zu groß“, sagt SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach.

Im April 2022 waren die Stadtwerke mit dem Angebot an den Start gegangen. Nachdem es schon Sharingangebote für Autos und für E-Roller gab, sollten nun Fahrräder her. „Begonnen haben wir mit zehn Trekkingrädern und zwei Lastenrädern, eigentlich wollten wir das bald ausweiten“, sagt Siegesmund Kunke, Marketingleiter und Projektleiter Sharing bei den Stadtwerken. Doch so weit kam es nie: Gerade mal sechs Wochen nach dem Start waren alle Sharingräder beschädigt, „und bei manchen war nicht mehr viel zu holen“, sagt Kunke resigniert. Bei Beschädigungen reden wir also nicht von einem kaputten Licht, sondern von einem zerbrochenen Rahmen. Zum Beispiel.

Die Häufigkeit sowie die Intensität der Schäden waren einfach zu groß.

SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach

Ursprünglich wollten die SWN ein besonders niedrigschwelliges Angebot machen, Nutzer mussten sich nur mit einem Namen und einem Zahlungsmittel registrieren. Doch das reichte offensichtlich nicht aus: Viele nutzten Fakeprofile mit falschem Namen, und die Übeltäter zu finden, gestaltete sich als unmöglich. „Danach musste man sich mit seinem Perso oder über ein Post-Ident-Verfahren registrieren, und erst beruhigte sich die Situation“, so Kunke – doch dann kam die zweite Welle.

Die E-Bikes wurden zum Teil komplett zerlegt, zwei wurden gestohlen, die Sicherheitsschlösser, die eigentlich nach Ende einer Buchung ein Signal sendeten, wurden hier offensichtlich entfernt. Die Räder tauchten nie wieder auf, Ermittlungen der Polizei verliefen im Sand. Immer wieder mussten die Stadtwerke Neuwied auch danach die E-Bikes instand setzen, eine fünfstellige Summe habe man dafür ausgegeben, schätzt Kunke.

Die Trekking- und Lastenräder wurden immer wieder regelrecht zerstört.
Dennis Steinhardt/SWN

„Allein die Reparaturen und Ersatzteile nach der ersten Vandalismuswelle kosteten uns knapp 10.000 Euro“, präzisiert SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach. Teile wurden abgetreten, Felgen zerbrochen, Transportkörbe aus Holz zerstört, die Räder ausgehängt, sodass der nächste Nutzer fiel, wenn er losfahren wollte.

Mittlerweile waren es eher nicht die Nutzer selbst, die dahintersteckten, sondern andere Personen, die die abgestellten Räder an den beiden Stationen in der Innenstadt und am Foodhotel demolierten. Überwachungskameras an den Stationen zeigten dies – doch genug zu sehen, um die Täter dingfest zu machen, war nicht. Zu erkennen war laut Kunke nur, dass vor allem Jungs und Männer aufgezeichnet wurden, Halbstarke genauso wie Erwachsene.

Ein Schaltwerk war abgetreten, Reifen zerstochen, Anbauteile entfernt, Felgen ausgehangen und verbogen.

Siegesmund Kunke, Marketingleiter und Projektleiter Sharing bei den Stadtwerken, zählt nur einige der jüngsten Schäden auf.

Für die diesjährige Saison unternahmen die SWN einen weiteren Versuch, reparierten alle Räder und stellten diese erneut bereit. Doch nach zehn Tagen war es das gleiche Bild der Zerstörung: „Ein Schaltwerk war abgetreten, Reifen zerstochen, Anbauteile entfernt, Felgen ausgehangen und verbogen“, zählt Kunke auf. „Es gab wieder mal einen Komplettausfall der ganzen Flotte“ – und die SWN zogen einen Schlussstrich.

SWN-Chef Herschbach sagt: „Trotz positiver Rückmeldungen der Sharingnutzer und mehrerer Versuche blieb uns keine andere Wahl, als das Bikesharing zu beenden.“ Die Entscheidung sei den SWN nicht leichtgefallen, da die E-Bikes ein Teil der nachhaltigen Mobilitätsstrategie waren. „Es macht jedoch wenig Sinn, wenn die Bikes, die meiste Zeit in der Werkstatt sind, statt auf der Straße zur Ausleihe bereitstehen.“

Carsharing ist weiter möglich

In Neuwied gibt es zwar kein E-Bikesharing mehr, aber Carsharing, wörtlich das Teilen von Autos. Insbesondere für Menschen, die nur gelegentlich ein Auto brauchen und weniger als 10.000 Kilometer im Jahr fahren, lohne sich Carsharing als Alternative zum eigenen Auto, so die Stadtwerke Neuwied, die das E-Carsharing mit einer eigenen Flotte in der Stadt anbieten.

Man mietet ein modernes Elektroauto genau dann, wenn man es wirklich braucht und nur so lange, wie man es tatsächlich nutzt. An acht Standorten in der Stadt stehen die E-Autos der Stadtwerke, die man per App buchen kann, wenn man sich einmal registriert hat. Infos zu Tarifen, Registrierung und mehr finden sich unter www.swn-neuwied.de/ecarsharing

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