„Es ist einfach Tatsache, dass das Auge, um einen Punkt scharf zu sehen, Muskelarbeit leisten muss. Wer dauernd auf Bildschirme und Displays schaut, dessen Augen müssen permanent zoomen – das ist anstrengend“, erklärt der Neuwieder Augenarzt Dr. Sven Radetzky. Er ist allerdings nicht der Meinung, dass man sich durch die häufige Nutzung von Smartphones und Co. eine „Kurzsichtigkeit anarbeiten“ kann und bezeichnet den Wirbel rund um den Augenstress als „Angstmacherei“.
Augengymnastik zur Entlastung
Allerdings könnten Augen vom vielen Zoomen eine Art Muskelkater bekommen. „Beim Blick auf den Bildschirm klimpert man weniger – was zu trockenen, gereizten Augen führt.“ Um die Augen zu entspannen empfiehlt er unter anderem, regelmäßig den Blick abzuwenden, in die Ferne zu schauen und die Augen zu bewegen. Auch Tropfen können helfen. Hersteller von Brillengläsern haben da allerdings noch andere Lösungen parat. So gibt es laut Optiker Martin Höfer neue Techniken, die dabei unterstützen, entspannter zu sehen.
„Die Augen bleiben dadurch fitter – auch über einen längeren Zeitraum“, erklärt er. Spezielle Gläser, die beim nahen Sehen unterstützen, seien nicht nur für weitsichtige Menschen sinnvoll, sondern für jeden, der seinen Augen viel Bildschirmkontakt zumutet. Es gibt sogar spezielle Glasbeschichtungen, die auf digitale Medien optimiert sind und Teile des blauen Lichts filtern, das von Displays in hohem Maße abgegeben wird.
Forschungen zum Thema Kurzsichtigkeit
„Es geht darum, die Augen vor der Lichtstrahlung zu schützen“, erklärt auch Optikerin Andrea Nonn von Optik Jungbluth. Sie ist sich sicher, dass das Thema Augenstress in den kommenden Jahren immer mehr in den Fokus gerät. „Die Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung nimmt zu“, beschreibt sie eine Entwicklung, die schon Thema einiger Studien und Forschungen war. Unter anderem stellte die Universitätsmedizin Mainz in einer Untersuchung bereits 2014 einen Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Kurzsichtigkeit fest. Die Forscher vermuten, dass dies eine Folge vom vielen Lesen und Lernen im Nahbereich sein könnte. Aber auch die Freizeitgestaltung und wie viel Zeit im Freien verbracht wird, spiele eine Rolle. „In Asien ist schon ein Großteil der Menschen kurzsichtig“, weiß Nonn. Ob dies in einigen Jahren in Deutschland auch so aussieht, wird sich zeigen. Die heimischen Optiker haben auf jeden Fall schon jetzt viel zu tun.