„Es war für uns der nächste logische Schritt“, sagt Judith Henn über die Rückkehr an den Rhein. Der eigene Betrieb mit 15 Angestellten in Frankfurt an der Oder und Berlin laufe gut, dort würden etwa 1400 Mitglieder mit biovegan angebautem Gemüse versorgt. Für Heister hat das Ehepaar nicht so große Pläne. Zunächst wollen die beiden zu zweit den etwa 0,5 Hektar großen Acker bestellen. „Das gibt uns die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und Dinge vielleicht anders anzugehen“, sagt sie.
Feld von Knut von Wülfing wird reaktiviert
Der Wille, aus Berlin und damit der Großstadt zurück ins ländlich geprägte Rheinland zu kommen, sei schon länger da gewesen, betont Frederik Henn – auch damit die Großeltern für die kleine Tochter näher sind. „Wir haben verschiedene Landwirte angesprochen. Knut von Wülfing ist es dann geworden“, erklärt Henn, dass die beiden auf dem früher von Wülfing genutzten Feld nun ihre Produkte für die Menschen in der Region anbauen wollen.
Aber was? „Ich habe mir überlegt: Was bauen wir an? Da bin ich auf Kürbisse gestoßen“, sagt Frederik Henn. Und das passt: Auf dem Feld an der Flutbrücke in Heister baute von Wülfing früher bereits Kürbisse an. Judith und Frederik Henn haben den Acker nun gepachtet und darauf seit Mai die Samen für 20 verschiedene Kürbissorten ausgesät. Es gibt die klassischen Halloweenkürbisse, aber auch Hokkaido, Muskat- oder Spaghettikürbisse. „Es gibt aber noch viele mehr“, erklärt Judith Henn lachend. Angebaut wird übrigens mit einem Dünger aus Bierbrauresten – Malzkeimpellets heißen diese, berichtet Frederik Henn. Das Paar bezieht sie regional aus Andernach.
Die Henns wollen sich auf Social Media in Szene setzen
Ziel mit ihrem Anbau ist es, einen Lieferservice in der Region aufzubauen für biovegan angebautes Gemüse. Nächstes Jahr, so erklärt Frederik Henn, komme noch ein zweites Feld hinzu, und er wolle Kartoffeln anbauen. Auch baue man gerade eine Web- und Social-Media-Präsenz für „Rhein Pflanzlich“ auf, erklärt Judith Henn, die das Wortspiel mit dem Namen erdacht hat.
Gleichwohl wissen die beiden, dass in der aktuellen wirtschaftlichen Lage mehr Menschen aufs Geld achten und teurere, regional angebaute Bioprodukte einen zu tiefen Griff in den Geldbeutel bedeuten könnten. „Jetzt anzufangen, ist risikoreich“, weiß Judith Henn. Dennoch wagen sie den Schritt, ihre Heimatregion mit frischen Produkten zu unterstützen – und auch selbst ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft und die Natur auszuleben. Denn: „Essen bringt Menschen zusammen“, ist Judith Henn überzeugt.
Kürbisfest am Wochenende
Das wollen die beiden auch ganz konkret machen: Für das Wochenende planen sie ein Kürbisfest. Von Freitag bis Sonntag, 15 bis 18 Uhr, gibt es auf dem Acker an der Flutbrücke hausgemachte Kürbissuppe, eine Weinprobe und Kinderprogramm. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das Kürbisfest ist dabei nur der Auftakt von „Rhein Pflanzlich“. Zusammen mit weiteren Betrieben möchten die Henns die Landwirtschaft am Ort erleb- und verfügbar machen. Kooperationen seien in der Mache. Auch könne man sich vorstellen, Kita- und Schulkindern didaktisch beizubringen, wo das Gemüse herkommt, kündigen die Henns an. „Wir wollen damit die Wertschätzung für Lebensmittel und die Arbeit, die dahinter steckt, steigern“, erklärt das Paar. Vielleicht gibt es für diesen Ansatz in der Heimat auch wieder eine Auszeichnung. Für ihr Start-up in Berlin wurden sie 2018 von der Heinrich-Böll-Stiftung ausgezeichnet.