Ehemaliges Rasselstein-Gelände
ASAS-Geschäftsführer kritisiert Wirtschaftsstandort 
Bundesbauministerin Klara Geywitz hat in Neuwied das ehemalige Rasselstein-Gelände besucht, das der Aluminiumkonzern ASAS in einen Technologiepark für Robotik und ein Quartier mit rund 1700 Wohneinheiten umgestalten möchte.
Daniel Dresen

Bundesbauministerin Klara Geywitz hat vor wenigen Tagen Neuwied besucht. Eine Station war das frühere Rasselstein-Areal, das der Konzern ASAS in einen Technologiepark und ein Wohnquartier umgestalten möchte. Doch die Hürden dafür sind hoch. 

Es ist das Leuchtturmprojekt in der Deichstadt: Auf dem 88 Hektar großen ehemaligen Rasselstein-Gelände will der türkische Aluminiumkonzern ASAS einen Technologiepark für Robotik und ein Quartier mit 1700 Wohneinheiten errichten. Im Technologiepark möchte ASAS Tochterunternehmen ansiedeln. Außerdem soll hier unter Federführung der Hochschule Koblenz ein Bildungs-, Forschungs- und Anwendungszentrum für Robotik entstehen. Eine großzügig gestaltete Grünfläche, die sogenannte Grüne Meile, soll das Rasselstein-Quartier mit der Neuwieder Innenstadt verbinden. Im Oktober hatte der Neuwieder Stadtrat den Aufstellungsbeschluss für den ersten Bebauungsplan des Rasselstein-Quartiers verabschiedet. Im ersten Bauabschnitt sollen 400 Wohneinheiten entstehen.

Bundesbauministerin Geywitz hält ASAS-Pläne für „sehr mutig“

Nun hat ASAS-Geschäftsführer Safa Bayar Yavuz eine Delegation um Bundesbauministerin Klara Geywitz auf dem früheren Rasselstein-Gelände empfangen, um ihr den ehrgeizigen Plan seines Unternehmens vorzustellen. Begleitet wurde Geywitz unter anderem von Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig und den beiden heimischen Bundestagsabgeordneten Martin Diedenhofen und Sandra Weeser. Fred Häring, Direktor für Business Development bei ASAS, und Osman Erdogan, Direktor für Projektentwicklung bei ASAS, informierten die Gäste über das Vorhaben in Neuwied. Udo Gnasa, Professor an der Hochschule Koblenz, stellte den Plan für das Forschungszentrum vor.

„Ich liebe es, in Deutschland zu sein. Ich habe viel von Deutschland gelernt. Ich habe hier gute Freunde kennengelernt. Alles ist in Ordnung, nur das System ist nicht in Ordnung. Auf diese Art ist man nicht wettbewerbsfähig.“
ASAS-Geschäftsführer Safa Bayar Yavuz

Nach den Präsentationen brachte Bundesbauministerin Geywitz eine mögliche Unterstützung des Bundes oder des Landes ins Spiel. Ein Projekt dieser Größe gebe es in der Bundesrepublik nicht sehr häufig. „Das Alleinstellungsmerkmal ist nicht nur die Kombination aus Wohnen und Arbeiten, sondern die Lage in einer kleineren Stadt“, sagte Geywitz. Unter Umständen gebe es Möglichkeiten für eine Städtebauförderung öffentlicher Flächen, eine Förderung sozialen Wohnungsbaus oder für Renaturierungsmaßnahmen. Hinsichtlich der Errichtung des Technologieparks in direkter Nachbarschaft zum Wohnquartier rechnet Geywitz mit einer größeren Hürde bei der Frage des Immissionsschutzes. Insgesamt betrachtet, hält sie die Pläne für das Großprojekt in Neuwied für „sehr mutig“.

In der früheren Industriehalle von Thyssenkrupp Rasselstein soll ein Technologiepark für Robotik entstehen.
Daniel Dresen

ASAS-Geschäftsführer Yavuz lobte auf Englisch die Stadt Neuwied für ihre Unterstützung. Allerdings gebe es einige Schwierigkeiten am Wirtschaftsstandort Deutschland, mit denen ASAS zu kämpfen habe. „Ich liebe es, in Deutschland zu sein. Ich habe viel von Deutschland gelernt. Ich habe hier gute Freunde kennengelernt. Alles ist in Ordnung, nur das System ist nicht in Ordnung. Auf diese Art ist man nicht wettbewerbsfähig“, so Yavuz. Seit dem Jahr 2018, dem Ankauf des Geländes durch ASAS, sei das Projekt vielerorts auf großes Interesse gestoßen und Hilfe sei angekündigt worden, doch letztlich habe sich nichts an der Situation geändert. Die Corona-Pandemie habe für einen zusätzlichen zeitlichen Verzug von eineinhalb Jahren bei der Planung gesorgt.

Mehr als 5 Millionen Euro in Brandschutzauflagen investiert

„Wir warten jetzt seit drei Monaten auf das Bodengutachten. Ende Januar sollen wir ein Ergebnis bekommen. Eine Verzögerung von vier Monaten bedeutet für uns eine Verzögerung von einem Jahr, denn im Winter kann man nichts machen“, so Yavuz. Jede Verzögerung koste das Unternehmen Geld. Ein weiteres „Desaster“ seien die Brandschutzauflagen in Deutschland. Mehr als 5 Millionen Euro habe ASAS in den Brandschutz der alten Industriehallen investieren müssen. Bundesbauministerin Geywitz zeigte Verständnis für den Unmut des Unternehmers und versprach, den Genehmigungsprozess in Deutschland beschleunigen zu wollen. „Es gibt zu viele schwierige Regeln und Verordnungen auf kommunaler Ebene, Länder- und Bundesebene“, so Geywitz.

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