Vor allem im Berufsverkehr kommt es oft zu enormen Staus, die Polizei bestätigt auf Anfrage, dass die Beeinträchtigungen wohl bestehen bleiben, solange die Baustelle dauert. Und nun kommt noch die nächste dazu.
In der kommenden Woche wird zusätzlich an der B 9 zwischen Koblenz und Mülheim-Kärlich gearbeitet. Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) wird zwischen Montag, 28. November, und Donnerstag, 1. Dezember, die Deckschicht der viel befahrenen Bundesstraße auf einem Abschnitt in Fahrtrichtung Bonn neu asphaltiert, der Verkehr läuft in dieser Zeit nur einspurig. Das könnte die Lage noch schwieriger machen, fürchten Unternehmer, der LBM geht nicht davon aus.
Das Busunternehmen: Die KVG Zickenheiner GmbH ist mit mehreren Linien im Neuwieder Becken unterwegs, mit der 330 fährt sie direkt über die Raiffeisenbrücke. Kim Zickenheiner spricht gegenüber der RZ von einer „katastrophalen Situation“ in den Stoßzeiten, und zwar nicht nur auf der Brücke selbst, sondern im ganzen Bereich drum herum. Denn: Der Verkehr verlagert sich auch auf andere Strecken, die infolge der Brückenstaus überfüllt sind – und so sind alle Linien in der Umgebung stark betroffen, so Zickenheiner.
Schon jetzt sei es schwierig, die Fahrpläne einzuhalten, Busse würden oft 20 bis 30 Minuten im Stau stehen. Bei den Kunden kann das Unternehmen nur um Verständnis bitten, letztlich kann es ja auch nicht beeinflussen, wie es auf den Straßen läuft. „Und wir können ja nicht über den Straßen fliegen.“
Der Spediteur: Mit diversen Fahrzeugen ist die Neuwieder Spedition Gras unterwegs – und diese fahren täglich auch über die Rheinbrücke und die Straßen in der Umgebung. „Gesammelt sind es Stunden am Tag, die wir wegen der Verkehrssituation verlieren“, sagt Mitarbeiter Mike Hanke. Die Konsequenz: „Sendungen bleiben auch manchmal stehen, wenn wir den Termin einfach nicht schaffen.“
Die Taxiunternehmen: Der Fahrer von Taxi Krämer in Neuwied, mit dem wir sprechen, ist einfach nur frustriert. Jeden Tag fahren er und seine Kollegen mehrmals über den Rhein, etwa nach Andernach oder Koblenz, „und dann steht man ne Stunde im Stau“.
Kunden würden auf diesen Strecken gar kein Taxi mehr fahren, und die Krankenkassen zahlen feste Sätze für den Transport der Patienten – und auf den Mehrkosten bleiben die Fahrer sitzen. Als Fahrer am Rhein kennt er es natürlich, dass auf Brücken gebaut wird. Der Unterschied sei aber, dass früher nur eine Fahrspur gesperrt gewesen sei, jetzt aber zwei. „Das kostet jedes Mal eine halbe Stunde.“
Eine Mitarbeiterin von APH Taxi-Kurier bestätigt dies: „Die Auswirkungen spüren wir extrem“, sagt sie. Definitiv müssten die Fahrer viel früher losfahren, um einen Termin zu halten. „Wenn wir zum Beispiel eine Fahrt nach Andernach disponieren, müssen wir eine Stunde einplanen statt 15 Minuten.“
Die Industrie- und Handelskammer Koblenz betont, dass die Brücke für den regionalen Wirtschafts- und Pendlerverkehr von zentraler Bedeutung ist. „Daher wirken sich die aktuellen Arbeiten an der Raiffeisenbrücke massiv auf die Wirtschaft aus“, sagt Sprecherin Susanne Scheppe.
Betroffen seien alle Branchen, „alle, die zu Kundenterminen müssen, Lieferdienste, Händler, die auf Waren warten, Logistikunternehmen, Pendlerinnen und Pendler“. Die Mitarbeitenden müssten oft eine Stunde früher den Weg zur Arbeit antreten, um pünktlich zu sein. Zudem sieht sie das Risiko verspäteter Lieferungen durch die längeren Transportwege.
Es wäre wünschenswert, Bauarbeiten in den Ferien durchzuführen. „Aber das Problem liegt tiefer: Das Budget für Erhalt und Neubau ist in den letzten Jahren zwar leicht gestiegen, zugleich haben aber Baukostensteigerungen diesen Aufwuchs mehr als aufgezehrt, sodass heute zwar mehr Geld vorhanden ist, aber zugleich davon weniger Straßen gebaut werden können“, so Scheppe.
In den vergangenen Jahren seien insbesondere die Brücken der Region vernachlässigt worden. Dabei sei die Infrastruktur einer der wesentlichen Standortfaktoren für die Ansiedlung von Unternehmen.