Alle Parteien aus der ehemaligen Ampel-Regierung büßen bei der Bundestagswahl im Vergleich zur vorherigen Wahl im Jahr 2021 ein, besonders stark aber die SPD und die FDP. Dies spiegelt sich auch im Wählerverhalten in den Verbandsgemeinden Dierdorf und Puderbach wider. Aber auch die Freien Wähler verloren viele Stimmen. Besonders deutlich wird aber, dass die AfD inzwischen in beiden Verbandsgemeinden sehr stark zugelegt hat. Auch die CDU verzeichnet jeweils Zugewinne.
Bundestagswahlergebnisse in der VG Puderbach
Die größten Verlierer in der Verbandsgemeinde Puderbach sind die SPD, die FDP und die Freien Wähler. Während die Sozialdemokraten 17,8 Prozent der Zweitstimmen erreichen und damit 13,2 Prozentpunkte im Vergleich zur Bundestagswahl im Jahr 2021 verlieren, kommt die FDP auf 4,6 Prozent. Das sind 6,4 Prozentpunkte weniger als 2021. Zudem verlieren die Freien Wähler 3,5 Prozentpunkte und erzielen nur noch 3,1 Prozent. Darüber hinaus büßen die Grünen 1,6 Prozentpunkte ein, sie liegen bei 6,9 Prozent.
Unterschiedlich starke Gewinne verzeichnen dagegen die CDU, Linken und vor allem die AfD. Die Linke erzielt 5,5 Prozent und verbessert damit das Bundestagswahlergebnis von 2021 um 2,5 Prozentpunkte. Einen Gewinn von 5,9 Prozentpunkten erreicht die CDU, am Ende liegt sie bei 27,5 Prozent der Zweitstimmen. Den mit Abstand höchsten Zuwachs im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 macht die AfD mit 14 Prozentpunkten und kommt nun auf 27,1 Prozent nur knapp hinter der CDU. Das BSW kommt auf Anhieb auf 5,1 Prozent der Stimmen. Alle anderen Stimmenanteile verteilen sich auf die kleineren Parteien.
„Ich bin erschlagen, in der Deutlichkeit hätte ich das Ergebnis nicht erwartet. Das Farbenspiel ist erschreckend.“
Puderbachs VG-Bürgermeister Volker Mendel (SPD) bezieht sich damit auf das Resultat der AfD.
Zum Wahlergebnis sagt Puderbachs Verbandsgemeindebürgermeister Volker Mendel (SPD): „Ich bin erschlagen, in der Deutlichkeit hätte ich das Ergebnis nicht erwartet. Das Farbenspiel ist erschreckend.“ Damit spielt er auf das Ergebnis der AfD an. Bei den Wahlbezirken hat sich gezeigt, dass die AfD bei den Urnenwählern am stärksten war. Erst als in der VG Puderbach alle Stimmabgaben der Briefwähler zur Bundestagswahl endgültig ausgezählt waren, landete die AfD knapp hinter den Christdemokraten. Dazu Mendel: „Es hat sich gezeigt, dass die Briefwähler bei den altbekannten demokratischen Parteien bleiben und der Urnenwähler die AfD favorisiert.“
Keine Gesichter der AfD
Aus den Ortsgemeinden habe Mendel die Rückmeldung erhalten, dass viele Wähler bei dieser Bundestagswahl zum ersten Mal in Erscheinung getreten seien. Darüber hinaus nimmt Mendel die AfD als große Masse wahr, hat aber keine Gesichter dazu. Denn die AfD hat in der VG Puderbach keinen Ortsverband und keine Mandatsträger in den Räten – im Gegensatz zu den anderen bekannten Parteien. So hält er es für schwierig, die AfD politisch zu stellen. Er zeigt sich für den Moment ratlos, wie man dieser Bewegung richtig entgegentreten könne. Doch möchte er sich intensiv mit den Menschen hinter den AfD-Wähler auseinandersetzen, um deren Probleme aufzugreifen und sich mit Lösungen zu beschäftigen.
Die Wahlbeteiligung in der Verbandsgemeinde Puderbach fällt auch hoch aus und liegt bei 83,2 Prozent. Damit ist sie 6 Prozentpunkte höher als noch 2021.
Bundestagswahlergebnisse in der VG Dierdorf
Auch in der Verbandsgemeinde Dierdorf zeigen sich bei den Resultaten ähnliche Tendenzen. Zu den größten Verlierern zählen hier ebenfalls die SPD und die FDP, auch die Freien Wähler büßen verhältnismäßig viele Stimmen ein. Die Sozialdemokraten erzielen 16 Prozent (11,3 Prozentpunkte weniger als 2021), die Freien Wähler 2 Prozent (1,9 Prozentpunkte weniger), die FDP 5,1 Prozent (7,5 Prozentpunkte weniger) und die Grüne 6 Prozent (1,7 Prozentpunkte weniger).

Zu den Gewinnern gehören auch hier die Linken, die CDU und die AfD. Die CDU legt um 1,5 Prozentpunkte zu (27,5 Prozent der Zweitstimmen) und ist damit knapp die stärkste Kraft, die Linke um 3 Prozentpunkte (5,5 Prozent) und AfD um satte 15 Prozentpunkte (27,1 Prozent). Auch in der VG Dierdorf wählen 5,1 Prozent der Wähler das BSW. Alle anderen Stimmenanteilen entfallen ebenfalls auf die kleineren Parteien. Die Wahlbeteiligung liegt 2025 bei 82,4 Prozent. Somit ist sie 6,4 Prozentpunkte höher als noch 2021.
Dierdorfs Verbandsgemeindebürgermeister Manuel Seiler (parteilos) freut sich zunächst einmal über die hohe Wahlbeteiligung – doch: „Was nützt uns die hohe Wahlbeteiligung, wenn das Ergebnis nachher in die falsche Richtung geht?“, so Seiler, der damit das aus seiner Sicht erschreckende Ergebnis der AfD meint. Er sagt, dass das Ergebnis am Ende die Unzufriedenheit der Wähler mit den Volksparteien widerspiegelt, die AfD habe viel Boden gutgemacht. Das schlechte Ergebnis der Freien Wähler führt er dagegen unter anderem auf Streitigkeiten zurück.

Der falsche Fokus
Es war am Ende ziemlich knapp. Die AfD wurde in der VG Puderbach und VG Dierdorf jeweils am zweithäufigsten gewählt. Nun muss die Politik dringend durchdachte Antworten auf die vielen aktuellen Herausforderungen finden.
Ablauf der Bundestagswahl
Sowohl Dierdorfs Verbandsgemeindebürgermeister Manuel Seiler als auch Puderbachs VG-Bürgermeister Volker Mendel zeigen sich zufrieden mit dem Ablauf der Wahl. „Der Wahltag ist reibungslos gelaufen“, sagt Seiler, der sich bei den Wahlhelfern und Bediensteten für das Engagement bedankt. Auch Mendel lobt den ordnungsgemäßen Ablauf: „Es gab keine Auffälligkeiten.“