Linz.Mitten in Linz, am Buttermarkt 4, sozusagen mitten im Leben, hat das Ambulante Hospiz Neuwied sein drittes Büro eröffnet. „Hospizarbeit ist sehr wichtig, deshalb gehört sie sichtbar, wie hier am Buttermarkt, an zentrale Orte“, sagte Christoph Drolshagen, Leiter der Marienhaus Hospize, bei der Eröffnung des Büros. Das Ambulante Hospiz ist eine Einrichtung der Marienhaus Kliniken GmbH und ist zuständig für den gesamten Landkreis Neuwied und den Bereich Bendorf-Stromberg. Der Andrang bei der Eröffnung war so groß, dass nicht alle Besucher Platz in den neuen Büroräumen fanden und einige vor der Türe warten mussten. Unter den Gästen war Pierre Fischer, der in Vertretung von Landrat Achim Hallerbach nach Linz gekommen war, ebenso wie der Linzer Bürgermeister Frank Becker und die Beigeordnete der Verbandsgemeinde Bad Hönningen, Diana Göttes. Sie alle hoben in ihren Grußworten die Bedeutung der Arbeit des Ambulanten Hospizes hervor, der psychosoziale Begleitung und palliativpflegerischen Beratung für schwerstkranke, sterbende Menschen bietet.

In Linz koordiniert die neue Hospizfachkraft Carina Stein die Hilfe. Unterstützt wird sie dabei von Hospizfachkraft Margit Michels. Außerdem engagieren sich 28 ehrenamtliche Hospizbegleiter in Linz. „Uns freut, dass sich auch immer mehr jüngere Menschen, Frauen aber auch Männer, bei uns engagieren“, sagt Anita Ludwig, Leiterin des Ambulanten Hospiz Neuwied, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist sehr wichtig, weil der Bedarf an Hilfe zunehmen wird. Alle ehrenamtlichen Helfer haben einen Qualifizierungskurs absolviert.“
Das Ambulante Hospize Neuwied gibt es seit 25 Jahren. Hospizhelferin der ersten Stunde ist Hanna Kohl aus Linz. Sie ist auch Mitglied des Fördervereins für Palliativ- und Hospizarbeit Rhein-Wied, der sich für den Bau eines stationären Hospizes in der Region Linz einsetzt. Sie hat sich bereits im Jahr 2000 entschlossen, einen Teil ihrer Freizeit der Begleitung Schwerstkranker und ihrer Angehöriger zu widmen. „Eine Sterbebegleitung fordert viel, aber sie gibt auch unglaublich viel zurück. Meine Eltern waren Ärzte. Ich wurde schon als Kind mit dem Thema Sterben konfrontiert, als ich eine schwerstkranke Klassenkameradin begleitet habe. Für mich war, als das Ambulante Hospiz die Arbeit aufnahm, sofort klar, dass ich mich engagieren will“, sagt sie.
Helfer müssen Achtsamkeit üben
Wie schafft man es als Helfer mit den belastenden und traurigen Erfahrungen umzugehen? „Man lernt in der Ausbildung, wie man sich etwas abgrenzen kann. Es geht um eigene Achtsamkeit. Das Erlebte, die Menschen und die Gespräche, geben einem aber sehr viel Kraft und ich bin ein positiver Mensch, der seinen Ausgleich in der Familie findet. Aber nach jeder Begleitung brauche ich eine Pause“, erläutert sie ihre Erfahrungen.
Einen Fall hat sie bis heute nicht vergessen. „Es war ein Mann, Mitte 40, der im Krankenhaus lag. Es gab keine Hoffnung auf Genesung. Er war viele Jahr Diabetiker und hatte sich, weil er arbeiten musste nicht um seine Erkrankung gekümmert. Beide Beine und der rechte Arm waren amputiert, die Finger der linken Hand zum Teil schon abgestorben. Der arme Mann war fast blind und dialysepflichtig. Er freute sich immer über meinen Besuch. Mir war nur bei der ersten Begegnung mit dem Menschen etwas mulmig. Ich konnte mir erst nicht einmal vorstellen, ihn überhaupt anfassen zu können“, erinnert sie sich. Das habe sich sofort geändert. Es entstand eine enge Verbindung. Dieser dramatische Fall habe viel von ihr gefordert aber noch vielmehr gegeben und gezeigt, wie wichtig es ist, dass es Menschen gibt, die schwerstkranke und sterbende Menschen in der letzten Phase ihres Lebens begleiten.
Das Angebot ist kostenfrei
Ludwig erläuterte, welche Hilfe das Ambulante Hospiz leisten kann. „Zunächst besucht eine Hospizfachkraft die Betroffenen, um sich ein Bild von der Lage zu machen und um einzuschätzen, was sie brauchen. Dann werden vor allem ehrenamtliche Helfer eingesetzt, die bei dem Menschen vorbeischauen.“ Man dürfe hospizliche Arbeit nicht mit palliativer Arbeit verwechseln. „Hospizdienste wenden sich überwiegend den psychosozialen und spirituellen Bedürfnissen der Betroffenen zu und beraten fachlich. Sie übernehmen aber keine medizinisch-pflegerische oder palliative Versorgung. Dafür sind Pflegedienste oder sogenannte SAPV-Teams (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) zuständig“, erläutert sie und weist darauf, dass das Ambulante Hospiz in Kooperation mit weiteren in der palliativ-hospizlichen Versorgung tätigen Institutionen, Vereinen und Unterstützern arbeitet und es Teil des Palliativnetzwerks des Landkreises Neuwied ist. Das Angebot des Ambulanten Hospiz ist für Betroffene und deren Zugehörige kostenfrei. Es wird von Krankenkassen gefördert und über Spenden unterstützt. Das Hospizbüro Linz wird zukünftig zu festgelegten Sprechzeiten besetzt sein. Darüber hinaus werden gerne nach telefonischer Rücksprache unter 02631-344240 individuell Termine im Büro und zu Hausbesuchen vereinbart. Der Linzer Kunstverein hat Bilder zur Verfügung gestellt und will künftig in den Räumen auch Ausstellungen zeigen.