Größere Probleme gab es am Sonntag nicht, dafür aber teils lange Schlangen vor den Wahlkabinen
Am Wahlsonntag ist in Neuwied Geduld gefragt: Warteschlangen vor den Wahllokalen
Bei der freiwilligen Feuerwehr Heimbach-Weis reihten sich die Wähler geduldig in die Schlange ein.
Rainer Claaßen

Auch wenn viele Wähler sich vorab dafür entschieden hatten, ihre Stimmen per Briefwahl abzugeben, war der Andrang in den Wahllokalen am Wahltag groß. Durchgängig bestätigten die ehrenamtlichen Helfer, dass die ersten Wähler schon unmittelbar zur Öffnung kamen – und dass der Besucherstrom bis zum Abend nie wirklich abriss.

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„Als hier besonders viel los war, habe ich einmal nachgezählt“, erklärt Judith Schmitz, die als stellvertretende Wahlvorsteherin in der Turnhalle der Grundschule Margareten im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis im Einsatz war. „27 Wähler warteten da auf einen freien Platz in einer der Wahlkabinen.“

Bis die frei wurden, dauerte es in einigen Fällen ziemlich lange. Während es bei der Europawahl und der Wahl der Ortsvorsteher noch recht übersichtlich zuging – hier gab es jeweils nur eine Wahlmöglichkeit – waren die anderen drei Wahlzettel deutlich komplexer.

Bei der Wahl der Ortsbeiräte, der Kreistagsvertreter und der Stadtratsmitglieder gab es die Option, einer Vielzahl an Kandidaten Stimmen zu geben. Einige Wähler nutzten diese und verbrachten einige Zeit damit, ihre mehr als 100 Kreuze mit Bedacht zu setzen. Im Wahllokal in der Bibliothek des Rhein-Wied-Gymnasiums beobachteten die Wahlhelfer, dass eine Person mehr als eine Stunde in der Kabine verbrachte – Aufenthalte von einer Viertelstunde waren keine Seltenheit.

Ausharren in der Schlange

Nicht überall boten sich Möglichkeiten, diese Wartezeiten bequem zu überbrücken. Während im oben genannten Wahllokal in der Grundschule Margareten die Sportbänke gut gefüllt waren, bildete sich ein paar 100 Meter weiter bei der freiwilligen Feuerwehr Heimbach-Weis eine Warteschlange vor dem Eingang. Die Wähler harrten hier aber geduldig aus. Und das, obwohl der sonnige Tag durchaus dazu einlud, sich anderen Freizeitaktivitäten zu widmen.

Besonders viele Jungwähler fanden den Weg in das Wahllokal der Carl-Orff-Schule in Neuwied-Engers. Das lag allerdings nicht unbedingt daran, dass die Engerser Jugend außergewöhnlich politisch engagiert wäre: Der Umzug der gleichzeitig stattfindenden Kirmes im Stadtteil formierte sich unmittelbar vor der Schule. Und so nutzen viele Teilnehmende die Gelegenheit, auch gleich gemeinsam zur Wahl zu gehen. Da Menschen im Alter von unter 18 Jahren nur bei der Europawahl wahlberechtigt sind, konnten die Wahlhelfer leicht erkennen, wer zu dieser Gruppe gehört.

Als hier besonders viel los war, habe ich einmal nachgezählt: 27 Wähler warteten da auf einen freien Platz in einer der Wahlkabinen.

Judith Schmitz war als stellvertretende Wahlvorsteherin in der Turnhalle der Grundschule Margareten im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis im Einsatz.

Größere Probleme blieben am Wahltag aus – und die kleineren konnten gelöst werden: So war etwa im Innenstadt-Lokal im historischen Rathaus von Neuwied der Aufzug ausgefallen, mit dem Menschen mit Gehbehinderung in die Räume der Stadtbibliothek kommen konnten. Eine Behelfslösung war schnell gefunden: Eine der Wahlkabinen wurde kurzerhand im Eingangsbereich des Gebäudes aufgestellt.

Die Wahlhelfer kümmerten sich darum, dass Wahlberechtigte mit beeinträchtigtem Gehvermögen ihre Wahlzettel bekamen und dass diese auch in der richtigen Urne landeten. Auch das ein nicht ganz einfaches Unterfangen: Jeweils drei Urnen waren aufgestellt, denen jeweils die richtigen Wahlzettel zuzuordnen waren – wenn bemerkt wurde, dass doch einmal ein Zettel in der falschen Urne gelandet war, wurde der anschließend unter Zeugen korrekt einsortiert.

Viel Aktivität herrschte über den ganzen Tag hinweg auch im Briefwahl-Center im Amalie-Raiffeisen-Saal an der Heddesdorfer-Straße in Neuwied. Ein gutes Dutzend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung sammelten hier unter Anleitung von Amtsleiter Sebastian Wolff noch die letzten eingehenden Briefwahlzettel. Im Laufe des Tages wurden die Briefkästen der Verwaltung noch mehrfach geleert, damit möglichst alle eingegangenen Stimmen ausgewertet werden konnten.

Eine logistische Herausforderung

Dafür wurde die Eislaufhalle „Icehouse“ an der Kirmeswiese erneut zur Datenzentrale umgebaut: Mehrere 100 Mitarbeitende der Verwaltung starteten hier, unterstützt von ehrenamtlichen Helfern um Punkt 18 Uhr mit der Auszählung der Stimmen. Eine gewaltige logistische Aufgabe.

Verglichen mit der konzentrierten und intensiven Arbeit, die hier zu tun war, ging es zuvor in den Wahllokalen behäbig zu. Besondere Vorkommnisse wurden von dort nicht gemeldet. Vereinzelt kam es zwar vor, dass wegen des relativ großen Andrangs wie etwa in Engers die vorgehaltenen Wahlzettel auszugehen drohten. Aus der Heddesdorfer Straße wurde aber stets rechtzeitig Nachschub geliefert.

Und die Urnen, in denen die Wahlzettel für Stadtrat, Kreistag und Ortsbeiräte gesammelt wurden, gerieten zwar teilweise an die Grenze ihrer Kapazität – übergelaufen sind sie aber nicht. Mit zusätzlichen Wahlkabinen, die von einigen Wahllokalen gewünscht wurden, konnte die Wahlleitung nicht dienen – die gibt’s dann möglicherweise, wenn wieder einmal eine Mehrfachwahl ansteht.

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