Skulpturen erobern Deichstadt
Alltagsmenschen bereichern Neuwied mit Humor
Hintergründiger Humor: Mit einer Narrenkappe auf dem Kopf empfängt dieser Büromensch die Besucher vor dem Rathaus, rechts ist die Künstlerin Laura Lechner zu sehen.
Jörg Niebergall

Um einen Schlag ist Neuwied um 45 Einwohner reicher: Weitere Alltagsmenschen, übergroße Betonskulpturen, haben von der Innenstadt Besitz ergriffen und laden zum Schmunzeln ein.

Den „Ernst des Lebens“ gibt es vor dem Historischem Rathaus in Neuwied gleich in doppelter Ausfertigung, ein etwas in die Jahre gekommener Büromensch mit einer kleinen Narrenkappe auf dem Kopf empfängt die Besucher der Stadtbücherei und bietet sich darüber hinaus als dekoratives Fotomotiv an. Die beiden Skulpturen in der Pfarrstraße gehören zu den insgesamt 45 aus Beton gegossenen Figuren, die seit Mittwochabend, 26. März, an 15 verschiedenen Standorten im Rahmen der Ausstellung „Alltagsmenschen“ in der Innenstadt präsentiert werden. Mit ihrer lebensechten Präsenz laden sie Passanten ein, innezuhalten, zu schmunzeln und sich mit den Figuren zu identifizieren. Die lebensgroßem Skulpturen sind frei zugänglich und sollen auch all jene Menschen erreichen, die eher selten ein Museum oder eine Galerie besuchen.

Der Fernglasmann ist von der Raiffeisenbrücke angetan und lässt sich von der Passantin nicht ablenken.
Jörg Niebergall

„Da sind wir schon ein klein wenig stolz, dass wir diese Ausstellung nun in der Deichstadt haben“, sagt Bürgermeister Peter Jung, der sich direkt einen Eindruck der schon aufgestellten Alltagsmenschen verschafft hat. „Die passen prima ins Stadtbild, und manche wirken schon täuschend echt.“

In der Langendorferstraße finden die Skulpturen schon erste Fans.
Jörg Niebergall

Schon am Dienstagabend, 25. März, ist die Künstlerin Laura Lechner mit Ehemann Jan Illerhues vom Atelier Lechnerhof in Witten in Neuwied angekommen. Dann galt es am Mittwoch die Skulpturen mithilfe von Mitarbeitern auf die verschiedenen Standorte zu verteilen und zu befestigen. Schon im vergangenen Sommer hatte sich Laura Lechner einen ersten Eindruck von den verschiedenen Plätzen gemacht, zu Hause in Witten entstanden dann die genauen Pläne, wo wer und wie positioniert wird.

In den Goetheanlagen weiden Minipferde.
Jörg Niebergall

In den Goetheanlagen stehen zum Beispiel zwei kleine Pferde mit ihrem Besitzer, auf der Deichmauer steht der Fernglasmann und scheint sich in erster Linie für die überdimensionale Raiffeisenbrücke zu interessieren. Hoch droben über dem Biergarten sitzt Claudia und wirft den Blick in Richtung Innenstadt. Die Jungs vor dem Kundencenter der Stadtwerke in der Langendorferstraße haben sich schon einmal in schnieke Arbeitskleidung geschmissen. Wer in der Mittelstraße mal eine kleine Pause einlegen möchte, bekommt gleich noch eine Banknachbarin zum Anlehnen inklusive.

Wie du und ich: Monumente des Alltags

„Die Alltagsmenschen zeigen kleine Momente des täglichen Lebens – vertraut, humorvoll und oft mit einem Augenzwinkern“, sagt Lechner im Rahmen eines kleinen Rundgangs vor dem Rathaus. „Es ist spannend zu sehen, wie sie in den Straßen und Plätzen von Neuwied ihren Platz finden und mit den Menschen in einen stillen Dialog treten.“

Auch in der Mittelstraße wurden Alltagsmenschen installiert.
Jörg Niebergall

Bis zum 30. Juni ist die Dauerausstellung zu sehen. Für alle, die mehr zu den Alltagsmenschen erfahren oder sogar etwas gewinnen möchten, lädt ein vielfältiges Rahmenprogramm zur genaueren Beschäftigung mit den Kunstwerken ein. Die erste von drei Führungen bietet dazu am Samstag, 5. April, von 13.30 bis 15 Uhr eine gute Gelegenheit.

Weitere Infos zur Ausstellung, alle Standorte und das Begleitprogramm sind zu finden unter www.neuwied.de/alltagsmenschen

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