Alexander Mohr aus Linkenbach möchte auch Puderbachs neuer VG-Bürgermeister werden und sich gegen Herward Geimer, Sven Schür und Patrick Rudolph durchsetzen. Im Interview spricht er unter anderem über seine Motivation, den Rechtsruck und seine Art der Kommunikation. Die Wahl ist am 6. April, eine mögliche Stichwahl am 27. April.
Was war ausschlaggebend für Ihre Kandidatur?
Grundsätzlich trete ich an, weil ich das Puderbacher Land mitgestalten und nach vorne bringen möchte. Auch möchte ich die haushälterische Lage, die teilweise prekär ist, beleuchten. Vor allem aber möchte ich die Kommunikation zwischen der Verbandsgemeinde und den Ortsgemeinden fördern und auch einfordern, damit sich die Ortsgemeinden untereinander besser verknüpfen. Eine Freude habe ich daran, mich in die verschiedenen Gremien zu setzen, mit vielen Menschen über Sachverhalte auch kontrovers zu diskutieren, Lösungen zu kreieren, dann Entscheidungen zu treffen und danach bis zum Ende flankierend zu verfolgen. Mir geht es darum, Menschen, die noch so unterschiedlich sein mögen, alle mitzunehmen und wo Probleme in der Kommunikation herrschen, diese entsprechend zu moderieren und auch eine Vertrauensbasis zu entwickeln. Das VG-Bürgermeisteramt ist ein 24/7 Job, vor dem ich mich nicht scheue, ich möchte zielgerichtet Verantwortung übernehmen. Es ist auch wichtig, klare Kante zu zeigen, wenn etwas nicht funktioniert oder man unangenehme Entscheidungen treffen muss. Selbiges muss man aber auch den Bürgerinnen und Bürgern erklären und dafür geradestehen.
Was waren denn zudem aus persönlicher Sicht noch weitere Punkte, die Sie dazu bewogen haben, zu kandidieren?
Grundsätzlich bin ich politisch erzogen worden und das politische Interesse war schon immer groß. Als ich hörte, dass Herr Mendel aufhört, ist mein Gedanke sehr schnell gereift, zu kandidieren und das schöne Puderbacher Land mitzugestalten. Persönlich halte ich den Job für extrem vielfältig und interessant.
Sie treten auch als parteiloser Kandidat an. Was steckt dahinter?
Allgemein kann ich mich sehr gut identifizieren mit den demokratischen Parteien der Mitte. Gleichwohl habe ich aber kein Parteibuch. Gerade in der Kommunalpolitik halte ich es für wichtig, egal welche politische Gesinnung man hat, sich mit allen Menschen zusammenzusetzen und nach Lösungen zu suchen. Gerade in der Kommunalpolitik brauchen wir Menschen, die Fähigkeiten für die Problemlösung mitbringen und Verantwortung übernehmen möchten. Wenn mich eine Partei gefragt hätte, hätte ich abgelehnt, dafür anzutreten, ich wollte keinen Zwang spüren. Ich bin der einzige Kandidat, der vollkommen unabhängig und parteilos ins Rennen geht.
Sie sind Beamter und Ingenieur im Bundesamt für Aufrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und Sie arbeiten dort als ziviler Sachbearbeiter in der Rüstung im gehobenen technischen Dienst. Welche beruflichen Kompetenzen bringen Sie dadurch Ihrer Meinung nach mit für den Posten als Verbandsgemeindebürgermeister?
Im Beschaffungsamt habe ich viel mit dem Rüstungsgeschäft, speziell hier auch mit dem Top-Management, zu tun. Hier geht es mitunter um große Summen Steuergelder von auch mal über 150 Millionen Euro. Diese Summen machen mir keine Angst. Als Verwaltungsbeamter, der schon über 16 Jahre Dienst hinter sich hat, habe ich einen Eid geschworen und versuche, stets das beste Ergebnis für die Truppe und deren Ausrüstung zu erzielen und mit der Industrie auszuhandeln. Grundsätzlich habe ich ein großes Talent, verschiedenste Ansichten zusammenzubringen, kontroverse Diskussionen zu führen und trotzdem zu einem guten Ergebnis zu führen. Darüber hinaus kenne ich mich im Projektmanagementwesen von A bis Z aus, kenne mich auch damit aus, im Rahmen des Gesetzes zu handeln und auch die Bundeshaushaltsordnung einzuhalten.
Sie sehen die Verwaltung als Dienstleister für die Bürger. Können Sie näher konkretisieren, wo Sie möglicherweise aus Ihrer Sicht von außen Verbesserungsmöglichkeiten in der Puderbacher Verwaltung sehen?
Wenn man als Außenstehender die Verwaltung in Puderbach betritt, fällt die nicht immer einladende Atmosphäre auf. Hier wäre es schön, eine herzlichere Atmosphäre zu schaffen. Darüber hinaus bekomme ich von Bürgern mit, dass sie nicht ganz glücklich sind mit dem festen System der Terminvergabe. Grundsätzlich sind Termine wichtig und sinnhaft, wenn viel los ist. Doch wenn Bürger während der Öffnungszeiten mit ihren Belangen ohne Terminvereinbarung vorbeikommen, wünsche ich mir auch hier eine gewisse Sensibilität und Flexibilität. Die Verwaltung soll für die Menschen da sein, hierbei möchte ich auch die Menschen innerhalb der Behörde mitnehmen.
Meine wichtigste Maxime ist: so viel Verwaltung wie nötig, so wenig wie möglich. Die Leute sollen nicht übermäßig und unnötig gegängelt werden.
Was sind grundsätzlich wichtige Punkte bei der Kommunikation mit den Bürgern?
Eine Bürgersprechstunde ist ein tolles Angebot, um ins Gespräch zu kommen. Je nach Sachverhalt möchte ich dann auch direkt die zuständigen Mitarbeiter dazuholen, sofern es gewünscht ist. Bürgernähe ist mir sehr wichtig. Zudem sollten die Bürger sich nicht scheuen mit mir das Gespräch zu suchen.
Viel lebt in der Verbandsgemeinde Puderbach auch vom Ehrenamt. Wie sehen Sie hier das Thema Wertschätzung?
Auf den zahlreichen Veranstaltungen möchte ich selbst hinfahren und den Organisatoren die Wertschätzung mit ein paar Worten entgegenbringen, die sie verdienen. Außerdem geht es mir darum, beim Thema Ehrenamt die Vereine zusammenzubringen und Symbiosen herzustellen. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Vereine, auch kann ich mir vorstellen, ein Zusammentreffen für die Ortsgemeindearbeiter der Gemeinden zu veranstalten, um den Austausch untereinander zu fördern. Mithin ist noch zu nennen, die circa 200 Ehrenamtlichen von der Feuerwehr über die First Responder, die Mitarbeitenden der Tafel und die Fahrer, welche alles, was sie für ihr Ehrenamt benötigen, auch unbürokratisch erhalten sollen.
Wie möchten Sie das Thema Krisenmanagement voranbringen?
Hier ist es wichtig, in den Ortsgemeinden eine gute Basis zu schaffen, beispielsweise im Krisenfall weiterhin eine Notfallstromversorgung vorhalten zu können und auch ein Grundvorrat an Essen und Wasserversorgung. Wir müssen gut vorbereitet sein auf Ernstfälle. Und Fakt ist auch, so sage ich es mal ganz klar: Wenn ich beispielsweise einen Anruf aus der VG Puderbach bekomme, dass dort ein Ernstfall eingetreten ist, oder es einen Krisenfall wie einen schweren Brand gibt und ich zu dem Zeitpunkt gerade am anderen Ende der Welt Urlaub mache, ist es als VG-Bürgermeister meine Pflicht, sich in den Flieger zu setzen und vor Ort zu sein. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen.
Welche Ansatzpunkte sehen Sie mit Blick auf die finanzielle Lage?
Wir müssen eine Prioritätenliste erstellen und schauen, was wir wo als Erstes investieren müssen und was wir nach hinten schieben können. Wenn beispielsweise ein Dach einer Schule undicht ist, müssen wir uns direkt darum kümmern.
Wie möchten Sie den Klimaschutz verbessern?
Das fängt im Kleinen an. So möchte ich, dass in den Ortsgemeinden alle Straßenlaternen, wo noch nicht geschehen, auf LED umgestellt werden sollten, um Kosten und Energie zu sparen. Außerdem halte ich es für sinnvoll, den Ortsgemeinden mitzuteilen, dass ich innerorts ein Tempo 30 in den Nebenstraßen für sinnvoll erachte. Die Häme der Menschen würde ich ertragen. Denn in kaum einem Ort in der VG Puderbach kann man ohne Weiteres mit 50 km/h durchfahren. Davon abgesehen fände ich es gut, neben der derzeit in Planung befindlichen Windkraft auch Photovoltaikanlagen an der Autobahn entlang, wo unsere Gemarkungen sind, voranzubringen. Als Landwirt bin ich der Meinung, dass keine landwirtschaftlichen Nutzflächen dafür genutzt werden sollten. Wenn man es mit den Photovoltaikanlagen an der Autobahn umsetzt, halte ich es für wichtig, dass alle Ortsgemeinden in der VG davon profitieren und man es fair aufteilt.
Die Verbandsgemeinde Puderbach ist unter anderem Träger der Kitas. Wie bewerten Sie hier die Lage?
Hier halte ich eine Bestandsanalyse für sinnvoll, um auch zu sehen, wo wir möglicherweise nachsteuern müssen. Besser geht immer. Grundsätzlich glaube ich, dass wir relativ gut aufgestellt sind, nur Erzieher und Erzieherinnen haben wir zu wenige, hier muss man auch über das Thema Entgelte reden. Qualitative Fachkräfte kosten Geld.
Wie nehmen Sie den Rechtsruck in der VG Puderbach und der Region wahr?
Der Rechtsruck ist dem Verdruss der anderen Parteien gegenüber geschuldet. Die Menschen wählen die AfD viel aus Protest, die Menschen müssen wir wieder an den Tisch holen und sie mitnehmen. Grundsätzlich ist die AfD eine sehr ambivalente, teilweise gesichert rechtsextreme Partei, die nicht regierungsfähig ist und es in geraumer Zeit auch nicht sein wird, weil sie dermaßen rechte Kräfte beinhaltet, die schier unerträglich sind und nicht regieren darf. Akzeptanz und Toleranz sollte für jeden kein Thema sein. Das Verhalten der Menschen untereinander, egal welche Gesinnung und egal, wo sie herkommen, sollte im Mittelpunkt stehen. Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme sollte wieder mehr angestrebt werden.
Wie blicken Sie nun auf den anstehenden Wahlkampf?
Hier habe ich selbst noch viel vor. Ich werde alles an Veranstaltungen besuchen, was ich kann, um auch mit möglichst vielen Menschen ein Gespräch zu führen. Mir ist es wichtig, die Menschen ernst zu nehmen, ich möchte die Leute so nehmen, wie sie sind. Menschen wollen ernst genommen werden. Mit Blick auf meine Kandidatur bin ich zuversichtlich und ehrgeizig.
Näheres zur Person
Alexander Mohr ist 47 Jahre alt und wohnt gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Linkenbach. Zusammen bewirtschaften sie einen Aussiedlerhof und führen einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Beruflich ist Mohr Beamter und Ingenieur im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, dort ist er als ziviler Sachbearbeiter in der Rüstung im gehobenen technischen Dienst tätig. In seiner Freizeit engagiert er sich im Vorstand des Sport- und Geselligkeitsvereins Linkenbach und als Vorsitzender in der Schützengesellschaft Dierdorf. Ein weiteres Hobby von ihm sind Oldtimer. ten

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