Night of Light: Gebäude werden angeleuchtet, um auf die Situation der Veranstalter aufmerksam zu machen
Alarmstufe Rot in der Event-Branche: Linz lässt Rathaus für die Kultur erstrahlen
Die Stadt Linz setzt ein Zeichen für die Kultur- und Veranstaltungsbranche und strahlt am 22. Juni das Rathaus an. Foto: Daniel Rühle
Daniel Rühle

Linz/Region. Auch wenn es nach dem langen Lockdown immer mehr Lockerungen für die Bürger gibt, für die Veranstaltungsbranche ist weiterhin noch recht wenig möglich, weiß Nicolas Büsch, Inhaber des Bad Honnefer Veranstaltungsunternehmens Quint.Events. Darauf möchte Büsch auch in Zeiten des Aufatmens in der Corona-Krise aufmerksam machen und beteiligt sich deshalb an der „Night of Light“ 2.0 am Dienstag, 22. Juni, zu der das Bündnis „#AlarmstufeRot“ aufruft. Wie im vergangenen Jahr werden an diesem Tag Gebäude in Bad Honnef beleuchtet – und erstmals in diesem Jahr auch das Rathaus Linz. Das Signal steht seit 2020 für alle Betroffenen der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. An der bundesweiten Protestaktion beteiligen sich Tausende Menschen, Akteure, Betriebe und Institutionen.

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„Uns kann man zum Glück nicht mehr als Beispiel der stark Betroffenen der Corona-Krise nehmen“, sagt Nicolas Büsch, der erst Mitte 2019 die Bad Honnefer Firma als Veranstaltungstechnikunternehmen übernommen und im Oktober zu Quint.Events umbenannt hat. Gerade weil sein Unternehmen noch recht jung und klein war, konnte er schnell umdisponieren und setzte bald nicht mehr auf Präsenz-, sondern auf Onlineveranstaltungen. „Das Interesse am Digitalen ist immer weiter gestiegen – es gibt ja auch gar keine andere Möglichkeit für Unternehmen, etwas für ihre Mitarbeiter zu organisieren“, sagt der 26-jährige Unternehmer, der in Sankt Katharinen in der Verbandsgemeinde Linz aufgewachsen ist.

Quint.Events organisiert unter anderem Jahrestagungen der Firmen, die mehr als nur eine Zoom-Konferenz sind – mit digitalen Workshops oder Koch-Events. Hätte Büsch jedoch weiterhin auf Präsenzveranstaltungen gebaut, dann ginge es ihm genauso schlecht wie seinen Kollegen: „Es kommen kaum Anfragen für Präsenz-, Kunst- oder Kulturveranstaltungen rein“, weiß er aus eigener Erfahrung.

Drei befreundete Kollegen von Büsch aus dem Köln-Bonner Raum haben inzwischen aufgrund der fehlenden Aufträge und Einnahmen in der Corona-Krise Insolvenz angemeldet. Einige Bands, die er kennt, hatten in eineinhalb Jahren Corona nur drei Auftritte – müssen aber weiterhin ihre Versicherungen und Mieten für die Probenräume bezahlen. Und viele freiberufliche Künstler seien, so Büsch, in eine Festanstellung gegangen. „Die Kollegen der Veranstaltungsbranche haben seit einem Jahr keine Einnahmen gehabt, mussten ihr Material verkaufen und Mitarbeiter entlassen – selbst wenn es nun wieder mit den Veranstaltungen losgehen würde, müssten sie also von null anfangen“, erzählt der junge Unternehmer.

Und die Veranstaltungen, die nun möglich wären – kleine Konzerte, Open-Air-Events oder Privatveranstaltungen würden zum einen nicht die großen Umsätze bringen, und zum anderen sind diese Aufträge von vielen ausgehungerten Veranstaltern heiß begehrt. Hinzu kommt, so der 26-Jährige, dass es noch immer keine Planungssicherheit gibt: „Die stetigen Änderungen der Lockerungen machen es allein schon schwer, das Budget zu planen. Und wenn die Inzidenz wieder hochschießen sollte, dann würde die Veranstaltung ganz ausfallen müssen.“ Auch die Überbrückungshilfen konnten einige seiner Kollegen nicht retten. Schließlich seien das Kredite, und um diese irgendwann abzubezahlen, müsste man bald das Doppelte oder Dreifache leisten als vor der Krise, was kaum möglich sei.

Auf all das soll die Aktion „Night of Light“ aufmerksam machen. „Für alle betroffenen Event- und Kulturschaffenden wird damit erneut ein Zeichen der Solidarität gesetzt. Das Ziel der Protestaktion: Perspektiven erhalten. Ob für Kunst, Kultur oder Messen, Soloselbstständige oder bessere Überbrückungshilfen – das Licht steht ebenfalls für eine größere Wertschätzung gegenüber der gesamten Branche“, schreibt das Bündnis #AlarmstufeRot – ein Zusammenschluss von einflussreichen Initiativen und Verbänden der deutschen Veranstaltungswirtschaft. Neben dem Rathaus in Linz beleuchtet Quint.Events dafür auch in Bad Honnef das Rathaus, das Kurhaus, das Haus im Turm und das Firmengebäude Quint.Events. An jedem Standort werden seine Mitarbeiter stehen, um mit den Vorbeiziehenden über die Aktion und das Thema zu reden. Außerdem beteiligen sich einige Vereine aus der Region, die an dem Abend in den Sozialen Medien auf die Aktion aufmerksam machen. „Wir müssen die Probleme allen zeigen, damit man sie auch angehen kann“, sagt Nicolas Büsch.

Von unserer Mitarbeiterin Sofia Grillo

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