Hausärzte richten eine Sprechstunde für Infizierte und Verdachtsfälle ein - Sobald Schutzkleidung da ist, soll es losgehen
Ärzte der VG Bad Hönningen eröffnen Corona-Praxis: Sprechstunde in der Sprudelhalle
In der Sprudelhalle in Bad Hönningen wird eine Sprechstunde eingerichtet, in der die niedergelassenen Hausärzte ausschließlich Corona-Patienten oder Verdachtsfälle behandeln werden.
Heinz-Werner Lamberz

Bad Hönningen. Wer in diesen Tagen über Husten, leichtes Fieber oder andere Erkältungsanzeichen klagt, kann nicht viel tun, außer sich zuhause auszukurieren. Beim Anruf in der Arztpraxis werden die Symptome zwar genau abgefragt, um einen schweren Verlauf von Covid-19 auszuschließen, eine Krankschreibung oder gegebenenfalls eine Überweisung zum Test in der Fieberambulanz oder in ein Krankenhaus auszustellen. Der persönliche Blick des Arztes auf den Patienten fällt für die leichten Krankheitsverläufe aber meistens flach, denn das Ansteckungsrisiko ist ohne Schutzausrüstung in einer normalen Praxis einfach zu hoch. In der Verbandsgemeinde Bad Hönningen soll sich das jetzt ändern: Eine Anlaufstelle für Corona-Infizierte und Verdachtsfälle soll in den nächsten Tagen in der Sprudelhalle öffnen.

Bei vielen niedergelassenen Hausärzten zeigt sich derzeit das gleiche Bild: Das Patientenaufkommen in der Praxis ist deutlich gesunken, dafür glühen die Telefonleitungen. 25 bis 30 Anrufe verunsicherter Patienten mit grippalen oder Erkältungssymptomen erreichen den Bad Hönninger Allgemeinmediziner Christoph Höhler täglich. Ihm bleibt momentan nur die telefonische Anamnese: „Mangels Schutzkleidung können wir auf diese Leute im Moment nicht draufschauen. Ich würde aber zum Beispiel schon gern auch die Lunge abhören. Und was passiert, wenn ein Corona-Patient, der nur leichte Symptome hat, einen akuten Hexenschuss erleidet oder sich in den Finger schneidet?“, fragt Höhler. Neben der Abnahme von Abstrichen für Tests kann Patienten in der Corona-Praxis auch in solchen Fällen künftig geholfen werden, anders als in der Neuwieder Fieberambulanz, in der vorwiegend auf das Virus getestet werden soll.

Die Vorteile der Corona-Praxis liegen auf der Hand: Patienten mit „normalen“ Erkrankungen und Corona-Infizierte oder Verdachtsfälle werden räumlich voneinander getrennt behandelt, das Infektionsrisiko in den Praxen sinkt. Auch mit den Beständen an Schutzkleidung und Masken, an denen es momentan überall mangelt, wird materialschonender umgegangen, weil sie jeweils für die Corona-Sprechstunde anbehalten werden können. Beteiligt sind die Praxen von Christoph Höhler und Kinderärztin Barbara Sterz in Bad Hönningen sowie die von Thomas King und Jürgen Sterz in Rheinbrohl. Im Wechsel wollen die Ärzte die Sprechstunde in der Sprudelhalle besetzen. Jeweils ein Mediziner und eine Sprechstundenhilfe werden anfangs jeweils für etwa zwei Stunden werktags die Patienten empfangen. Zwei abgetrennte Behandlungsbereiche, ein Arbeitsplatz mit Computer und eine großflächige Wartezone mit genügend Abstand stehen bereit.

Der Beauftragte der Verbandsgemeinde, Reiner W. Schmitz, hat dafür gesorgt, dass die technischen Voraussetzungen in der Sprudelhalle schnell geschaffen wurden. Den Vorstoß der Ärzte, eine Corona-Praxis einzurichten, habe er sofort unterstützt, nachdem sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vergangene Woche in einem dringenden Appell an niedergelassene Ärzte gewandt hatte, teilt er mit. „Gesucht werden Vertragsärzte aller Fachrichtungen für Diagnostik und Therapie in Corona-Ambulanzen sowie solche, die ihre Praxen zu Corona-Praxen erklären oder spezielle Corona-Sprechstunden anbieten. Corona-Ärzte werden mit persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet“, heißt es in dem Aufruf unter anderem. Auf die zugesagte Schutzausrüstung warten die Hönninger Ärzte jetzt. Sobald sie eintreffe, könne die Sprechstunde beginnen, sagt Höhler. Laut Schmitz wird sie wahrscheinlich am Montag erstmals stattfinden. Die Genehmigung der KV liegt mittlerweile vor.

Von unserer Redakteurin Simone Funke

Top-News aus der Region