Zunächst einmal wundern sich die Grundeigentümer darüber, dass der LBM eine Firma mit dem Setzen der Streuobstgehölze beauftragt hat, obwohl immer noch die betreffenden Rengsdorfer Bürgern im Grundbuch als Eigentümer der Flächen eingetragen sind, wie sie gegenüber der RZ berichten. Womit zunächst die Frage zu klären wäre, wem besagte Flächen eigentlich gehören? Vom LBM heißt es dazu schriftlich: „Die Bundesrepublik Deutschland ist im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens, das aufgrund der Durchschneidungseffekte der neuen Umgehungsstraße erforderlich wurde, bereits seit 2008 in den Besitz aller für die Ortsumgehung erforderlichen Flächen eingewiesen, somit auch der Landespflegeflächen.“
Ortsbürgermeister Robenek sagt dazu: „Wir befinden uns momentan im Prozess der Flurbereinigung. Betroffene erhalten dann irgendwann und irgendwo Ausgleichsflächen.“ Genau das ist aus Sicht der Landwirte, die Flächen teils gepachtet haben, und für die bisherigen Eigentümer ein Problem: „Diese Ausgleichsflächen können weit weg von den von uns derzeit bewirtschafteten Flächen liegen. Keiner weiß, wie die beschaffen sind.“
Davon abgesehen klagen die Landwirte, dass beim Setzen der Obstbäume so viel Fläche verbraucht worden ist, dass das verbleibende Areal zwischen den Bäumen kaum mehr landwirtschaftlich nutzbar ist. „Die Bäume hätten an einigen Stellen konzentriert gesetzt werden können, dann wäre der Flächenverbrauch geringer gewesen“, bedauern sie das Vorgehen, in dem sie eine gewisse „Willkür“ erkennen zu glauben. Landwirt Marco Runkel zeigt exemplarisch auf ein von ihm bewirtschafteten Acker unterhalb der ehemaligen Kreisstraße nach Melsbach, bei dem die Streuobstbäume in einer Linie mit bereits vorhandenen Bäumen gesetzt worden sind und nunmehr mitten in die Wirtschaftsfläche ragen.
Die betroffenen Rengsdorfer können nur mit dem Kopf schütteln. Bereits durch die Trasse sei landwirtschaftliches Nutzland verloren gegangen, warum das beim gesetzlich vorgegebenen Ausgleich für den Trassenbau fortgesetzt werden musste, anstatt etwa auf Flächen im „Brückental“ oder in einem Waldstück zurückzugreifen, erschließt sich Landwirten und anderen Grundstückseignern nicht. Sie beschleicht vielmehr das Gefühl, „dass hier Landwirte drangsaliert werden sollen“. Der LBM weist diesen Vorwurf zurück. Im Antwortschreiben heißt es: „Die Bepflanzung folgt einem festen Konzept, das durch den Landesbetrieb und beteiligten Fachbüros ausgearbeitet wurde. Sinn des Konzeptes ist vornehmlich eine extensive Bewirtschaftung.“
Auch, wenn der LBM die Grundstückseigentümer im Vorjahr angeschrieben und über die „Inanspruchnahme“ der Flächen informiert habe, Christian Robenek hätte sich im Namen der Kommune gewünscht, dass man sich noch einmal zusammengesetzt hätte, bevor „dann doch überraschend“ Tatsachen geschaffen worden sind: „Wir hätten noch mal über die Art des Ausgleichs reden können. Ich hätte dann sicher eher einen Waldstreifen an der Umgehung vorgeschlagen, weil das den Anwohnern zusätzlichen Schallschutz verschafft hätte. Das wäre aus meiner Sicht zeitgemäßer gewesen.“ Vonseiten des LBM heißt es dazu: „Die landschaftspflegerische Maßnahme wurde in der Vergangenheit auch mit der Kommune abgestimmt und ist aus fachlicher Sicht absolut zeitgemäß.“
Dessen ungeachtet bleibt für die Rengsdorfer noch die Frage, was passiert, wenn der auf drei Jahre abgeschlossene Pflegevertrag mit dem vom LBM beauftragten Landbauunternehmen ausgelaufen ist? Dazu erklärt der LBM: „Vor Ablauf der drei Jahre wird die Pflege für die kommenden Jahre erneut ausgeschrieben.“
Schön und gut, sagen Landwirte, Grundstückseigner und Ortsbürgermeister, doch ist auch an die Vermarktung der Äpfel gedacht worden? Ohne die neuen Bäume bereits mit mehr als 750 Obstbäumen auf Streuobstwiesen gesegnet, kennen die Rengsdorfer die Probleme. Nachdem der Streuobstwiesenverein Geschichte ist, weil eine hochwertige Vermarktung auf Bio-Niveau an hohen Auflagen wie einem Düngeverbot auf den Flächen rund um die Bäume scheiterte, ist erst einmal niemand in Sicht, de Äpfel verwertet. Seither lägen die Äpfel erfahrungsgemäß auf dem Boden, weil sie niemand erntet, oder schwer beladene Äste brechen einfach ab. Der LBM erklärt dazu: „Das Obst der Bäume kann von jedermann genutzt werden. Mit Ausnahme der heute bereits bestehenden, privaten Obstbäume, die in das Konzept integriert werden.“