Finanzen Neuwahl des Ersten Vorsitzenden steht bevor - Kein gültiger Vertrag mit Kreisverwaltung
Ärger im Neuwieder Tierschutzverein: Image des Tierheims hat gelitten
Die Bewohner des Neuwieder Tierheims bekommen von den Sorgen und Problemen der Vereinsführung nichts mit. Foto: Christina Nover
Christina Nover

Neuwied. Weniger Spenden, Leute, die ihre Mitgliedschaft kündigen, und heftige Kritik an Vorstand und Leitung in den sozialen Netzwerken (wir berichteten): Der Neuwieder Tierschutzverein hat momentan ein echtes Imageproblem. Viele Tierfreunde blicken nun mit Spannung auf den Sonntag. Dann steht nämlich eine außerordentliche Mitgliederversammlung an, in der zwei Vorstandsposten neu besetzt werden müssen – unter anderem auch der von Jürgen Brüggemann, der Ende Juni als Erster Vorsitzender zurückgetreten ist.

Die Hoffnung vieler Beobachter ist, dass nach der Mitgliederversammlung wieder Ruhe einkehrt, und der komplettierte Vorstand seine Energie darin stecken kann, das Beste für das Tierheim herauszuholen. In den vergangenen Monaten wurden nämlich zwar allerhand Gespräche mit den Zuständigen von Stadt, Kreis und Verbandsgemeinden geführt, Ergebnisse können bisher jedoch nicht verkündet werden. Auf RZ-Anfrage erklärten verschiedene Verantwortliche, dass sie erst einmal abwarten wollen, bis der Vereinsvorstand wieder voll besetzt ist, bevor wieder verhandelt wird.

Und das ist bitter notwendig. Mit dem Kreis Neuwied beispielsweise existiert momentan überhaupt kein Vertrag zur Unterbringung von Tieren. Die Kreisverwaltung hat mittlerweile bestätigt, dass der Vertrag Ende 2017 ausgelaufen ist und bisher kein neuer zustande gekommen ist. Als Gründe nennt die zuständige Dezernentin Hildegard Person-Fensch unter anderem den Wechsel in der Tierheimleitung, der zur Folge hatte, dass das Tierheim zwischenzeitlich gar keine gültige Erlaubnis hatte. Seit Mitte des Jahres hat die neue Tierheimleiterin jedoch die erforderliche Prüfung abgelegt, womit sich dieses Problem erledigt hat.

Seit Monate keine sichergestellten Tiere mehr

Trotzdem hat das Veterinäramt schon seit einigen Monaten keine sichergestellten Tiere mehr im Neuwieder Tierheim untergebracht, was wiederum mit dem fehlenden Vertrag zusammenhängt. „Wir haben weiter Tiere aufgenommen – bis man uns Zahlungen verwehrt hat, die bisher Bestandteil unserer Zusammenarbeit waren“, berichtet die Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins, Kerstin Esch, die momentan die Geschäfte führt. Sie ist der Auffassung, dass das Tierheim im Vergleich zu anderen Einrichtungen in der Region weit weniger finanziell unterstützt wird, und kämpft deshalb an allen Fronten.

Der Kreis beispielsweise hat laut Tierheimaufzeichnungen im vergangenen Jahr knapp 90 Tiere im Heim untergebracht. Die Zahlen variieren jedoch stark und waren auch schon wesentlich höher, wie Esch berichtet. Wenn das Veterinäramt Tiere beschlagnahmt, dann werden Tagessätze für die Unterbringung sowie die Arztkosten bezahlt – allerdings nur so lange, bis das Tier freigegeben wird. Ab diesem Zeitpunkt ist das Tierheim quasi der neue Eigentümer. Laut Esch dauert es dann aber häufig noch mehrere Wochen oder Monate, bis das Tier vermittelt werden kann. „Viele Tiere sind krank oder verwahrlost. Die nimmt so schnell keiner. Und wir bleiben auf den Kosten sitzen.“

Pro-Kopf-Pauschale im Gespräch

Bei Fundtieren läuft es nicht viel besser. Esch wünscht sich deshalb dringend neue Verträge mit der Stadt und den Verbandsgemeinden. Eine jährliche Pro-Kopf-Pauschale pro Einwohner in Höhe von 1,50 Euro, wie sie vom deutschen Tierschutzbund vorgeschlagen wird, hält Esch für wünschenswert. Sie hat jedoch Verständnis dafür, dass die Bürgermeister der VGs, aus denen kaum Tiere in Neuwied landen, einer solchen Regelung kritisch gegenüber stehen.

Entschieden wehrt sich Esch gegen die von Kritikern geäußerten Vorwürfe, Geld zu verschwenden, und weist unter anderem darauf hin, dass für die Kosten der laufenden Gerichtsverfahren mit den ehemaligen Tierheimmitarbeitern eine Rechtschutzversicherung aufkommt. Sie steht zudem voll hinter der neuen Leiterin und betont: „Es ist wesentlich sauberer hier und geht organisierter zu als früher. Jeder kann gerne vorbeikommen und sich selbst davon überzeugen, was für eine gute Arbeit hier geleistet wird“, sagt Esch.

Dass der ganze Ärger der vergangenen Monate nicht spurlos an der gelernten Buchhalterin vorbeigegangen ist, macht sich an ihren Plänen für die Zukunft bemerkbar: Wenn im nächsten Frühjahr turnusgemäß die komplette Neuwahl des Vorstands ansteht, will Esch nicht mehr antreten – zumindest nicht für den geschäftsführenden Part.

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