Die Realschule plus ist vor 50 Jahren gebaut worden - Lehranstalt setzt einen digitalen Schwerpunkt
50 Jahre ein Ort der Bildung: Puderbacher Schule feiert ein großes Fest
Heute wird der Stundenplan digital erstellt. Ralf Waldgenbach, Schulleiter der Realschule plus, zeigt die alte Methode, bei der viele Plättchen hin und her geschoben wurden. Foto: Lars Tenorth
Lars Tenorth

Puderbach. Es sieht auf dem ersten Blick nach einem komplizierten Brettspiel aus, aber mit den Feldern, auf den die Wochentage und Stunden gekennzeichnet sind, erstellten die Lehrer lange aufwendig den Stundenplan. Dabei schoben sie viele Plättchen hin und her. Sie unterschieden sich teilweise farblich und waren mit verschiedenen Markierungen, je nach Fach und Lehrkraft, versehen. Der jeweils zuständige Lehrer musste den Überblick bewahren, damit am Ende der Stundenplan auch aufging und es keine Überschneidungen gab. Dagegen läuft heute alles digital ab, der Stundenplan wird am Computer kreiert – das ist übersichtlicher und einfacher. Grundsätzlich ist das nur eine von vielen Veränderungen im Lauf der Schulgeschichte, die jetzt vor einem besonderen Anlass steht: 50. Jahre Friedrich-Bodelschwingh-Schule in Puderbach.

Den runden Geburtstag feiert die heutige Realschule plus am Samstag, 14. September, erst mit einem Festakt im Puderbacher Dorfgemeinschaftshaus und anschließend mit einem großen Fest auf dem Schulhof (mehr im Infokasten). Dabei blickt die Schule auf eine abwechslungsreiche Geschichte in den vergangenen fünf Dekaden zurück: Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule, die vier Millionen Mark kostete, wurde am 15. September 1969 eingeweiht. Zugleich war mit dem Bezug des Atriumgebäudes durch die Hauptschule die Grundschule Puderbach entstanden. Damals besuchten fast 500 Mädchen und Jungen, aufgeteilt in 14 Klassen, die Hauptschule. 1979 zelebrierte die Schule dann das zehnjährige Bestehen.

Während 1986 ein Biotop an der Schule angelegt wurde, löste ein Jahr danach Helmut Fries den ersten Schulleiter Erhard Blum ab. Schon wenig später, seit 1990, besteht an der damaligen Hauptschule die Chance, die Mittlere Reife zu absolvieren, die schon 1974 gefordert worden war. Die Erweiterung um einen Fachtrakt und die Fertigstellung umfangreicher Sanierungsarbeiten feierte die Schule 1994. Damit schuf die VG als Schulträger die baulichen Voraussetzungen, um die Hauptschule in eine Regionale Schule umzuwandeln. Die neue Schulform vermittelte lange in integrativer Form den Haupt- und Realschulabschluss. Seit 2002 gibt es an der Schule zudem ein Ganztagesangebot, seit 2009 ist sie eine Schwerpunktschule und setzt damit gemeinsam mit den umliegenden Förderschulen die UN-Konvention nach Inklusion um. Durch die neuen Schulstrukturmaßnahmen des Landes ist die Schule seit August 2011 eine Realschule plus, Träger ist der Kreis Neuwied.

Heute ist die Realschule plus eine überschaubare Schule: „Wir haben 335 Schüler“, sagt Konrektorin Natanja Neitzert. Bei der Schule steht der soziale Aspekt im Vordergrund: „Wir leben die Leitidee, jeden Schüler so anzunehmen, wie er ist“, betont Schulleiter Ralf Waldgenbach. Dabei hilft eine Schulsozialarbeiterin, die als volles Mitglied im Kollegium anerkannt ist: „Wir gehen gemeinsam in eine Richtung.“

Auch drei Förderschulkollegen sind Teil des Teams. Ein wichtiger Schwerpunkt der Schule ist, die Heranwachsenden auf das Berufsleben gezielt vorzubereiten. Für Praktika ist die Schule mit Partnerbetrieben aus der Region vernetzt. Für die spätere Arbeitswelt fördert die Schule zudem vor allem auch die Medienkompetenz und legt dabei Wert auf Digitalisierung. Laut Neitzert stehen in jedem Klassenraum ein Beamer und ein PC. Darüber hinaus haben die Schüler die Möglichkeit, den europäischen Computerführerschein abzulegen. Und die Digitalisierung schreitet auch nach und nach in anderen Bereichen voran: Seit 2018 führen die Lehrer ein digitales Klassenbuch, tragen die Themen der Unterrichtstunden in einer App ein, vorbei sind die Zeiten der klassischen Klassenbücher. Auch den Stundenplan und den Vertretungsplan erstellt die Schule digital.

Für die Eltern bietet der digitale Weg auch Vorteile: Über die App, bei der sie andere Zugriffsrechte als die Lehrer und Schüler besitzen, können sie ihre Kinder entschuldigen. Die Schule teilt über diesen Pfad auch Versammlungen mit und spart damit viel Papier, sagt Neitzert. Dadurch müssen deutlich weniger Briefe verschickt werden, die meisten Eltern nehmen es an.

Hilfe erhält die Schule von drei ehemaligen Schülern, die beruflich im IT-Bereich tätig sind. Wer weiß, vielleicht statten sie der alten Schule am 14. September einen Besuch ab und feiern gemeinsam mit früheren Lehrern.

Von unserem Redakteur Lars Tenorth

Top-News aus der Region