Hospizverein Neuwied steht Sterbenden und ihren Angehörigen seit 25 Jahren zur Seite
25 Jahre Hospizverein Neuwied: Kompetente Begleiter auf der letzten Reise
Sie sind von der wichtigen Arbeit des Neuwieder Hospizvereins überzeugt (von links): Anita Ludwig, Leiterin des mobilen Hospizes, Isabelle Fürstin zu Wied, Schirmherrin des Vereinsjubiläums, Bildungsbeauftragte Heidi Hahnemann und Vereinsvorsitzender Hans-Peter Knossalla. Foto: Rainer Claaßen
Rainer Claaßen

Neuwied. Auch wenn die meisten Menschen nur ungern daran denken: Für jeden kommt der Zeitpunkt, an dem er mit dem eigenen Tod konfrontiert wird. In den meisten Fällen steht dann der Wunsch nach kompetenter Begleitung im Raum. Die gibt es in Neuwied seit inzwischen 25 Jahren durch den Hospizverein.

Daraus hervorgegangen ist vor 22 Jahren das Ambulante Hospiz, das ehrenamtliche Sterbebegleiter ausbildet und betreut – sieben feste Mitarbeiterinnen bilden die Begleiter und Begleiterinnen aus und vermitteln sie an Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen sowie deren Angehörige und Freunde. Unterstützung gibt es dabei von der Marienhaus-Gruppe.

Ansprechpartner für Sterbende und Angehörige

„Es kommt vor, dass sich Menschen direkt an uns wenden, wenn Sie mit der Prognose konfrontiert werden, dass sie nicht mehr lange leben werden. Aber auch Angehörige oder andere Menschen, die ein enges Verhältnis zu Sterbenden haben, kommen auf uns zu und fragen um Rat“, erklärt die Leiterin des mobilen Hospizes, Anita Ludwig. Eine Hospizfachkraft stellt den ersten Kontakt her und klärt dann, welche Form der Begleitung in Frage kommt – und wer sie durchführt. Denn natürlich ist es in dieser Phase besonders wichtig, dass die jeweiligen Betreuer gut zu den Personen passen, an deren Seite sie stehen.

104 ehrenamtliche Sterbebegleiter engagieren sich derzeit, aber der Bedarf ist noch deutlich größer. In diesem Jahr bietet das ambulante Hospiz deshalb erstmals gleich zwei Ausbildungskurse an. Ab September werden Interessierte auf die zukünftige Aufgabe vorbereitet. In insgesamt jeweils mehr als 130 Einheiten – viele davon im praktischen Einsatz – werden ihnen sowohl Informationen gegeben als auch das nötige Gespür für die anspruchsvolle Aufgabe vermittelt.

So können Sie Kontakt zum Hospizverein aufnehmen

Wer an einer Beratung durch den Hospizverein interessiert ist, kann ihn unter der Telefonnummer 02631/344214 erreichen. Hier gibt es auch Informationen über die Befähigungskurse, in denen man sich auf die ehrenamtliche Mitarbeit vorbereiten kann. Insbesondere männliche Teilnehmer, die unter den Ehrenamtlern deutlich in der Minderzahl sind, werden dringend gesucht. Und auch Unterstützung in Form von Spenden ist stets willkommen. Während sich das Ambulante Hospiz vorrangig um die Sterbenden kümmert, gibt es vom Verein auch ein breites Angebot für trauernde Angehörige – insbesondere für Kinder, die ihnen nahestehende Menschen verloren haben.

Zum silbernen Jubiläum hat der Verein ein Video erstellt, in dem elf Ehrenamtler von ihren Erfahrungen berichten. Es ist auf der Internetseite des Vereins, www.neuwieder-hospiz.de, zu sehen. Beim Anschauen wird schnell klar, dass die Beschäftigung mit dem Tod und mit Sterbenden sehr bereichernd sein kann. Die Begleiter und Begleiterinnen sind stolz auf das, was sie leisten. Und sie betonen, dass sie in ihrer Tätigkeit viele berührende und erfüllende Erfahrungen machen. Die fünf über das Kreisgebiet verteilten Gruppen erhalten dabei vom Verein Unterstützung – etwa durch Weiterbildungen und Supervisionen.

Adelige Schirmherrin für das Jubiläumsjahr

Als Schirmherrin für das Jubiläumsjahr konnte der Verein Fürstin Isabelle zu Wied gewinnen. Sie ist selbst schon seit vielen Jahren Vereinsmitglied und hält die Arbeit für überaus wichtig: „Ich fand es schon als Kind nicht richtig, dass der Tod so sehr aus dem Leben ausgeklammert wird. Es ist gut, dass todkranke Menschen heute nicht mehr an den Rand gedrückt werden, sondern dass die Gesellschaft ihnen – und den Familienmitgliedern und dem Freundeskreis – Aufmerksamkeit schenkt“, erklärt sie bei der Präsentation des Jubiläumsprogramms – und lässt anklingen, dass sie sich vorstellen kann, perspektivisch selbst eine Ausbildung zur Begleiterin zu machen.

Das Jubiläumsprogramm umfasst einige Veranstaltungen, die an verschiedenen Orten im Kreisgebiet stattfinden werden. Besonders interessant dürfte die Ausstellung „Die farbigen Wächter des Lebens“ sein, bei der im Hof des Klosters Ehrenstein in Neustadt ab Juli Seelenbretter der Künstlerin Bali Dollar ausgestellt werden – oder die Lesung des Aktivisten, Songwriters und Autoren „Dada Peng“ aus „Knocking on Jimmys door – wie wir glücklicher leben, wenn wir zu sterben lernen“ am 19. August im Rhein-Wied-Gymnasium.

Das gesamte Programm ist in einem Flyer nachzulesen, der ab sofort in der Geschäftsstelle des Vereins in der Engerser Straße 55 erhältlich ist. Den Abschluss des Jubiläumsjahrs bildet im kommenden Januar ein Neujahrsempfang, bei dem es alles andere als traurig zugehen soll. Bis dahin hofft der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Knossalla darauf, dass ein weiterer wichtiger Schritt gegangen werden kann: Die Planungen eines stationären Hospizgebäudes in Niederbieber schreiten voran. Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Spatenstich noch 2022 erfolgen.

Von unserem Mitarbeiter Rainer Claaßen

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