Es ist das vierte Mal, dass sie das Werk, das Schumann für seine Frau Clara schrieb, bei einem Konzert spielt. Das erste Mal war vor zwei Jahren. Zwölf war sie damals und spielte zu diesem Zeitpunkt immerhin schon zehn Jahre Klavier. Mit zwei hatte ihr Mutter Annette den ersten Unterricht gegeben, mit drei Jahren ging sie in einen bilingualen Kindergarten, mit vier auf die International School, wo sie Englisch und Französisch lernte, dann auf ein privates Musikgymnasium in Langenberg, wo sie gerade an den letzten schriftlichen Arbeiten fürs Abitur sitzt.
Mit 10 Jahren schon 14 Wettbewerbe gewonnen
Ein „Wunderkind“? Weder Mutter noch Tochter hören den Ausdruck gern. Laetitia sei gerade mal vier gewesen, erinnert sich Annette Hahn, als jemand das erste Mal dieses Wort benutzt habe. „Ich war völlig baff, weil ich damit nichts anfangen konnte, weil wir Laetitia nie als solches angesehen haben“, meint sie. Als hochbegabt schon – und deshalb unterstützten die Eltern intensiv und von Beginn an ihre Tochter. Mit acht wurde sie als Jungstudentin an der Robert-Schumann-Hochschule aufgenommen, mit zehn, als sie ihr Solo- und Orchesterdebüt gab, hatte sie bereits 14 Wettbewerbe gewonnen. Seit zwei Jahren studiert sie im Bachelor-Studiengang „Musik“ an einer Hochschule in Zürich. „Die bietet den Studiengang berufsbegleitend im Blockunterricht an, das passt für Laetitia und ließ sich auch mit der Schule und ihren Konzertterminen vereinbaren“, meint Annette Hahn, Mutter, Managerin und Chauffeurin in einer Person.
Talent liegt in der Familie
Viermal ist die Familie bereits umgezogen, der Musik und der Karriere halber. Mittlerweile wandert auch Laetitias jüngerer Bruder Philipp, nicht weniger begabt als die Schwester, auf ähnlich ambitionierten musikalischen Pfaden. Da passt es, dass die Hahns jetzt in einem kleinen Dorf in der Nähe der Bach-Stadt Eisenach leben, „ganz in der Nähe von einem alten Haus, in dem Bachs Onkel gewohnt hat“. Kein Wunder, dass Philipp gegenwärtig am liebsten Bach spielt. Laetitia nennt dagegen auf die Frage nach ihren Lieblingskomponisten Beethoven, Liszt und Chopin. Ein bisschen Liszt klingt nicht umsonst in ihrem ersten Klavierkonzert, das sie gerade komponiert hat, an. „In fünf Wochen werde ich in St. Petersburg die Uraufführung spielen“, erzählt sie, „und später in Amerika mein Werk bei einem Konzert für den Frieden vorstellen.“ Schließlich sei es wichtig, sich zu engagieren, Stellung zu beziehen. Immer wieder spielt sie deshalb auch Benefizkonzerte, bei denen sie mit ihrem Engagement für hohe Spendensummen sorgt.
Voller Terminkalender
Nach knapp eineinhalb Stunden ist die Probe mit der JPN schon beendet. Alle Beteiligten sind zufrieden, auch Dirigent Andreas Weis, der mit ihr anhand der Partitur noch einige Details klärt. „Das hat richtig gut funktioniert“, kommentiert Laetitia, die als ihr Berufsziel „Pianistin, Komponistin und Dirigentin“ nennt. Ganz ohne Starallüren löffelt sie noch schnell einen Soja-Joghurt, bevor es wieder auf die Heimreise geht. Ihr Terminkalender ist halt eng getaktet. „Allein in diesem Jahr stehen noch 15 Auslandsreisen auf dem Plan“, erzählt Annette Hahn.
Am kommenden Sonntag, 24. Juni, um 18 Uhr findet das Sommerkonzert mit der Jungen Philharmonie Neuwied und Laetitia Hahn als Solistin mit Schumanns Klavierkonzert im Heimathaus Neuwied auf dem Programm.
Zu Laetitias Youtube-Kanal geht es hier:https://www.youtube.com/channel/UCF3hDpsC6iQDBRpl_8dhtYQ/videos