Tambour-Corps aus Dattenberg kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken
100 Jahre musikalischer Frohsinn: Tambours-Corps Dattenberg hat eine bewegte Geschichte
Das Tambour-Corps Frohsinn Dattenberg feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumfest im Ort.
Marvin Kureliuk

Dattenberg. Ganz sicher kein Aprilscherz war die Gründung des Tambour-Corps Frohsinn Dattenberg am 1. April 1922. 100 Jahre später feiert der Traditionsverein sein Jubiläum mit einem Stiftungsfest am 2. Juli – und dazu hat der Verein das ganze Dorf eingeladen.

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Die Intention zur Gründung des Musikvereins liegt im Dunkel der Geschichte. Sicher ist aber, dass sich damals sieben junge Dattenberger Männer zusammengefunden haben, um den Verein aus der Taufe zu heben. „Als ich mit nur sechs weiteren Dattenberger Jungen das Tambour-Corps gründete, glaubte keiner von uns, dass dieses Musikcorps schon in wenigen Jahren zu einem Klangkörper von etwa 22 begeisterten Spielern anwachsen würde“, schrieb Gründervater Hermann Kirschbaum 1962 in seinem Grußwort der Festschrift zum 40-jährigen Vereinsbestehen.

Steigende Mitgliederzahlen

Die Begeisterung ist bis heute geblieben. Aktuell hat der Musikverein 20 Mitglieder. „Das war nicht immer so. Vor 20 Jahren waren wir im einstelligen Mitgliederbereich. Seit zehn Jahren steigen unsere Zahlen aber kontinuierlich. Bei uns darf jeder mitmachen. Auch ohne musikalische Vorkenntnisse. Man lernt das Instrument im Verein, vor allem auch durch learning by doing“, sagt Jutta Kraus, die seit 1979 dabei ist.

Silke Löwenbrück vom Vorstand des Vereins ergänzt: „Es soll ja vor allem auch Spaß machen.“ Sie hütet auch die Schätze des TC Frohsinn. „Wir haben noch alle Protokollbücher seit 1922. Daraus kann man sehr viel Vereinsgeschichte ablesen“, sagt sie und zeigt die alten Bücher, aus denen auch hervorgeht, dass damals ein striktes Vereinsreglement herrschte. „Wer zu den Proben zu spät kam, musste 10 Pfennig Strafe zahlen“, berichtet sie. Auch wildes Plakatieren habe in den 50er-Jahren dem Verein eine Strafe eingebracht. Auf jeden Fall weise die Strafe auf großes Engagement der Musiker hin.

„Wer zu den Proben zu spät kam, musste 10 Pfennig Strafe zahlen.“

Silke Löwenbrück vom Vorstand des Vereins hütet die Protokollbücher, in der auch Kurioses zu finden ist.

Apropos Engagement. Da hatte ganz sicher Eva Wagner vor mehr als 80 Jahren die Nase vorn. Sie war offenbar nicht nur eine Frau der Tat, sondern verfügte auch über großen Weitblick. Im Zweiten Weltkrieg fackelte sie nicht lange, sammelte alle Instrumente und Uniformen des Musikvereins ein, versteckte sie in einem Bunker und rettete sie so vor dem Bombenhagel und den Besatzungstruppen. „Ihr war es zu verdanken, dass der Verein 1948 weitermachen und wieder auftreten konnte. Er war einer der ersten in Deutschland, dem es gelang. Der Verein wurde damit weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt“, hat Löwenbrück in den Annalen recherchiert.

Erfolge gefeiert

Schon fünf Jahre nach der Gründung, im Jahr 1927, war der Verein musikalisch in Topform. Er nahm erstmals in Leubsdorf an einem Wettstreit teil, viele weitere sollten folgen. 1932 gewannen die Dattenberger sogar die Mittelrheinmeisterschaft. „Der Verein veranstaltete selbst bis in die 60er-Jahre am Ostersonntag jährlich einen Wettstreit, an dem bis zu 17 Vereine teilnahmen“, berichtet Jutta Kraus.

Großes Jubiläumsfest am 2. Juli

Das Tambour-Corps Frohsinn Dattenberg 1922 lädt für Samstag, 2. Juli, ab 15 Uhr zum Geburtstagsfest für die ganze Familie mit Kaffee und Kuchen ins Bürgerhaus ein. Für die Kleinsten beginnt der erste Höhepunkt um 15.30 Uhr. Dann heißt es Bühne frei für den Kinderclown Wowa. Um 17.30 Uhr laden die Musiker alle Dattenberger Vereine zu einem Fackelzug durch das Dorf ein. Im Anschluss wird im Bürgerhaus weiter gefeiert. Es gib Leckeres vom Grill, und wer Glück hat, kann bei einer Tombola Preise gewinnen. Begleitet wird das Fest von musikalischen Darbietungen des TC Frohsinn. san

1970 wurde außerdem ein Jugendcorps gegründet, das seine Feuertaufe bei der Kirmes 1971 bestand. Das Jugendcorps begleitete einige Jahre sogar die Veedelszöch in Köln. 1986 war jedoch Schluss, da sich immer weniger Jugendliche für den TC Frohsinn begeisterten. An ihrem 70. Geburtstag ließen es die Dattenberger Musiker so richtig krachen. Sie spielten damals nicht nur selbst vor den Gästen auf, sondern hatten auch noch das Heeresmusikkorps 300 Koblenz nach Dattenberg eingeladen.

Im Laufe der Jahre ging die Zahl der aktiven Mitspieler soweit zurück, dass sich der Verein 2002 entschloss, sich mit einem Tambour-Corps aus der Umgebung zusammen zu schließen, dem es personell ähnlich ging. Seit 2006 spielt das Tambour-Corps Frohsinn wieder autark – und die Mitgliederzahlen steigen. „Wir treten in erster Linie im Dorf bei Jubiläen, Geburtstagen und Goldenen Hochzeiten auf. Und wir begleiten Umzüge und die Kirmes, den St. Martinsumzug, den Karneval oder das Winzerfest. Aber wir spielen auch in der Region“, umreißt Löwenbrück die aktuellen Aktivitäten.

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