Sie sind nicht nur im Freizeitpark aufgewachsen, sondern übernehmen nun auch die Leitung: Stefanie (37) und Pia Hennes (27) wollen den Klotti-Park, den ihre Großeltern liebevoll gegründet und ihr Vater gemeinsam mit seinem Bruder mit viel Herzblut ausgebaut hat, weiterführen. Doch eigentlich war der Plan ein ganz anderer.
Die Geschwister wuchsen gemeinsam mit ihren Eltern und jüngeren Schwester erst in Klotten, dann in Greimersburg auf. Stefanie Hennes studierte nach ihrer Schulzeit Jura und arbeitete im Anschluss einige Jahre in einer Kanzlei. Ihre kleine Schwester absolvierte eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten und begann dann ein Studium für Tiermedizin. „Doch dann ist passiert, was passiert ist“, erzählt Pia Hennes: „Wir sind beide da reingerutscht. Das war eigentlich nie geplant. Unsere Eltern sagten immer, dass wir unser eigenes Ding machen sollen.“ Und doch haben ihre Wege wieder dorthin zurückgeführt, was das Herzensprojekt der Familie ist.

Sie sind beide vollends in den Klotti-Park eingestiegen, erst die ältere im Jahr 2022, dann die jüngere Schwester. Beide haben diesen Schritt keine Sekunde bereut, sehen ihre Ausbildung und Studium eher als hilfreich für verschiedene Bereiche des Arbeitsalltags im Park.
„Ich habe hier etwas gefunden, das zwar viel Arbeit ist, einem aber gar nicht so vorkommt“, erzählt Stefanie Hennes. Ihre Schwester pflichtet ihr bei: „Es ist auch einfach Zuhause für uns. Wir sind hier aufgewachsen. Natürlich muss man sich immer mal wieder daran erinnern, dass es Arbeit ist, um den Abstand zu wahren. Aber das funktioniert gut.“ Ganz wichtig: Arbeit und Familie trennen. „Familie bleibt Familie. Trotz Unternehmen. Auch, wenn der Park oft sehr präsent ist“, merkt die 27-Jährige an.
So ganz kann sich ihr Vater Hubert Hennes noch nicht von seinem Park trennen, doch für seine Töchter ist das vollkommen okay – sie arbeiten gerne mit ihm zusammen. „Man merkt, dass Papa das braucht“, sagt Pia Hennes. Ursprünglich kommt die Familie von der niederländischen Grenze, seit Hubert Hennes zehn Jahre alt war, war er dann beim Klotti-Park dabei. Die Liebe für den Park gibt er an seine Töchter weiter, verliert sie dabei aber nicht, erzählt die 27-Jährige: „Er liebt die Vögel und Streifenhörnchen, eigentlich alles, was sich schnell bewegt. Da geht er voll drin auf. Er träumt von seiner eigenen Freiflughalle.“ So schnell ist die zwar nicht realistisch umsetzbar, dafür gibt es aber einige andere große Ideen, Pläne und auch Träume für den Klotti-Park.

Schon immer ist dieser sehr naturnah gehalten, eben das wollen die zwei Frauen auch beibehalten. Aber: „Der Freizeitpark von heute erzählt Geschichten“, sagt Stefanie Hennes. Im Klotti wurde ein erster Versuch gestartet mit dem Dark-Ride, also einer Fahrt im Dunkeln. Bei Kuniberts Abenteuer geht es um die Burg von Ritter Kunibert, die alleine von Frau Schute bewohnt wird. Hier sollen Geister leben, die einen Ball für die Rückkehr von Ritter Kunibert planen. Mit Laserstäben gehen die Fahrgäste auf Punktejagd und bringen die Kerzen in der Burg zum Leuchten. Der Plan ist also, mehr Geschichte in den Park zu bringen.
Schwestern haben Träume, Pläne – und Baustellen
Stefanie Hennes ist es außerdem wichtig, das Thema Inklusion im Park weiter auszubauen. Bei Fahrgeschäften ist das zwar nicht immer möglich, allerdings bietet der Park mit seinen Tieren, der Falknerei oder dem Zirkuszelt bereits einige Optionen, die jeder mitmachen kann. Ein erster Schritt zum Generationswechsel sind außerdem die Rosa Wochen, die erstmals im Mai stattgefunden haben – hier bekommen Menschen und Gruppen, die einen Nachweis mitbringen, vergünstigten Eintritt. Ein weiteres Mal finden sie im Zeitraum vom 4. bis 28. September statt.

Alpakas und Achterbahn: Rosa Wochen im Klotti-Park
Der Klotti-Park startet mit einer sozialen Aktion in sein 55. Jubiläumsjahr: Mit den Rosa Wochen gibt es vergünstigten Eintritt für bestimmte Personengruppen. Es stehen noch weitere Aktionen und Änderungen im Park an.
Es gibt also viele Pläne und Visionen, von denen die Schwestern jetzt noch nicht sprechen, sondern sich nur verschwörerisch angrinsen – aber auch ebenso viele Baustellen. Pia Hennes sagt: „Wir würden gerne zum Ganzjahresbetrieb umsteigen, zumindest im Wildparkbereich.“ Derzeit ist das jedoch unmöglich. Der Grund: Die Straße, die zum Klotti-Park führt, wird im Winter nicht gestreut und ist dann nur einschränkend nutzbar.
Dabei hätte der Park auch in der kalten Jahreszeit viel zu bieten: Die großen Fahrgeschäfte könnten zwar nicht laufen, aber die Tiere können trotzdem bestaunt werden. Außerdem träumen die Geschwister von einer Indoor-Halle: „Das ist aber eine große Investition, und dafür müssten wir wirklich in den Ganzjahresbetrieb gehen“, sagt Stefanie Hennes. Die beiden Schwestern freuen sich auf alles, was nun kommt. Der Klotti-Park ist und bleibt für sie Leidenschaft, eine Herzenssache.
Klotti-Park feiert 55 Jahre
Der Wild- und Freizeitpark wurde 1970 von Maria und Matthias Hennes gegründet. In den Anfängen war es eine Gaststätte mit einem angegliederten Wildpark, nach und nach wurde der Park jedoch ausgebaut. 1995 übernahmen die Söhne des Ehepaars den Wildpark. Sie gestalteten den Park noch abwechslungsreicher: Es entstanden erst Rutschen, dann die ersten Fahrgeschäfte, 2004 folgte schließlich die Achterbahn „Die heiße Fahrt“, 2011/2012 die Wildwasserbahn „Zum Rittersturz“, die sogar einst in Deutschland Rekordhalter war als schnellste, steilste und höchste ihrer Art. Eine Falknerei mit einem der schönsten Ausblicke im Landkreis wurde gebaut, Nasenbären zogen ein. Und auch bis heute wächst der Park und wird weiter gestaltet. 2017 verstarb plötzlich Josef Hennes. Sein Bruder Hubert führte den Park bis heute weiter – bis nun seine Töchter in das Geschäft einstiegen und die Leitung nach und nach übernehmen. Ihr erstes Jahr beginnt mit einem Jubiläum: 55 Jahre alt wird der Klotti-Park. wih