Kalt erwischt hat es die Mitarbeiter der Behinderteneinrichtung Kloster Ebernach im Cochemer Stadtteil Sehl. Vollkommen überraschend kam für sie die Nachricht, dass der Verein der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, der die Einrichtung betreibt, insolvent sei. Nur zwei Stunden, bevor die offizielle Meldung an die Presse ging, haben die Mitarbeiter von der finanziellen Schieflage erfahren. Für die Angestellten eine wenig erfreuliche Überraschung. Doch wie gehen die Mitarbeiter nun mit der Situation um?
Als unterirdisch würden die meisten Angestellten die Stimmung an ihrem Arbeitsplatz nicht bezeichnen. Es gehe zwar ein wenig getrübter zu als sonst, doch insgesamt vertraue man darauf, dass sich alles zum Guten wende, heißt es aus der Mitarbeiterschaft.
Die Mitarbeiter haben keine Existenzängste
Die Angst, den Job zu verlieren, oder gar Existenzängste bestehen nicht. Die Mitarbeiter sind zuversichtlich, dass der Betrieb wie gewohnt weiterlaufe. Auch die Pressestelle der Franziskanerbrüder bestätigt, dass man vor allem aufgrund des bestehenden Fachkräftemangels daran interessiert sei, die Teams zu halten und diese auch „den Weg zur zukunftssicheren Neuaufstellung mitgestalten.“ Bisher habe es laut Mitarbeiter keinerlei Zahlungsversäumnisse gegeben. Löhne und Gehälter landeten pünktlich auf den Konten der Angestellten. Ab diesem Monat erhalte man zwar das Geld über die Agentur für Arbeit, doch nach drei Monaten, also ab September, sollen Löhne und Gehälter wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb gezahlt werden, das teilt die Pressestelle des Vereins mit.
Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt die Pressestelle weiterhin, dass es das „Ziel sei, den Verein wirtschaftlich tragfähig aufzustellen, damit die Einrichtungen und Dienste nachhaltig zukunftsfähig werden“. Was das konkret für Ebernach bedeutet, teilt die Pressestelle nicht mit. Man erarbeite ein Sanierungskonzept, „das auf die Stärken der Einrichtung zugeschnitten sei.“ Betroffen von der Insolvenz sind insgesamt 321 Mitarbeiterder Einrichtung. Weiterhin beherbergt das Kloster Ebernach derzeit 262 erwachsene Menschen, die geistig beeinträchtigt sind und von den Mitarbeitern versorgt und betreut werden.
Behindertenwerkstätten sind nicht betroffen
Einige der Bewohner sind in den hauseigenen Werkstätten, beispielsweise in Gartenbau, Hauswirtschaft oder Montage-Verpackung, beschäftigt. Andere fahren täglich zu ihrem Arbeitsplatz in die Mosellandwerkstätten nach Treis-Karden. „Für uns ändert sich durch das Insolvenzverfahren nichts“, erklärt Dieter Jobelius, Geschäftsführer der Mosellandwerkstätten in Treis. Weder für die Beschäftigten, also die Menschen mit Beeinträchtigung, noch für die Angestellten.
Jobelius sagt:„Die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz sind mit der Kühr-Fürsorge GmbH jeweils zu 50 Prozent Gesellschafter der Mosellandwerkstätten.“ Da die Fürsorge GmbH aufgesunden Füßen stehe, seien die Behindertenwerkstätten nicht betroffen. Weder in Treis und Ebernach oder im Herz-Jesu-Haus Kühr in Niederfell.
Bewohner werden weiterhin versorgt
Doch wie sieht es für die Bewohner im Kloster Ebernach aus? Immerhin leben sowohl auf dem Zentralgelände als auch in den Wohngruppen in den umliegenden Orten insgesamt 262 Menschen mit geistiger Behinderung. Laut Pressestelle der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz werden die Bewohner weiterhin wie gewohnt betreut. Die Sprecherin sagt: „Die Versorgung der Bewohner läuft auch während des Eigenverwaltungsverfahrens uneingeschränkt und vollumfänglich weiter.“
Derzeit erarbeiten die Franziskanerbrüder gemeinsam mit einem darauf spezialisierten Beratungsunternehmen an einem Konzept, das die Einrichtung wirtschaftlich tragfähig aufstellt. Wie es nach der Sanierung mit der Einrichtung weitergeht, wird sich dann in Zukunft zeigen.