Seit Fertigstellung der Stadtwaldlinie hat der Verkehr in der Oberstadt stark zugenommen. „Hier waren immer schon viele Fahrzeuge unterwegs, doch jetzt nutzen etliche Fahrer den Weg, um von oben kommend durch die Stadt an die Mosel zu gelangen. Und das auf Kosten der Anwohner“, sagt Sabel. Seit einiger Zeit gibt es zwar Poller, die die Fahrzeuge an der Durchfahrt hindern sollen. „Doch die funktionieren leider oft nicht, sodass die Leute trotzdem einfach durchfahren“, moniert der Sprecher.
Thomas beklagt zudem die unzureichende Beschilderung. „An der Viktoriahöhe müsste man schon deutlich erkennen können, dass es hier nicht weitergeht“, sagt er. Vonseiten der Bürgergemeinschaft gibt es Überlegungen, an der Viktoriahöhe ein Park-and-ride-System einzurichten.
Die Bürgerinitiative ist mit der gesamten Verkehrssituation unzufrieden. Rund 50 Anwohner aus der Oberstadt haben sich deshalb zur Interessengemeinschaft Oberstadt (Inge) zusammengeschlossen (die RZ berichtete). „Unser Ziel ist es, den Verkehr in der Oberstadt langfristig zu reduzieren“, erklärt Schmittgen. Die Betroffenen denken an ein neues, professionell ausgearbeitetes Konzept für Parkplätze, Verkehr und Tourismus.
Den größten Anteil der Fahrzeuge stellen Transferfahrten zu den Schulen und zur Burg dar. „Wenn man den Leuten schon oben an der Viktoriahöhe verdeutlicht, dass man nicht bis zur Burg hochfahren kann, hätte man schon etwas gewonnen“, vermutet Thomas. Den Mitgliedern der Initiative ist zwar bewusst, dass Einzelaktionen wie das Verteilen von Pylonen am ersten Schultag keine Dauerlösung sein können. „Wir wollten einfach auf die Situation aufmerksam machen“, betont auch Sabel. Zu viele Autos sind nicht nur nervig, sondern auch gefährlich.
Ein Schüler versucht, die Straßenseite zu wechseln, und steht minutenlang am Bürgersteig, bis er endlich eine Lücke zwischen den Autos erwischt. Schon kurz nach sieben Uhr in der Früh schiebt sich die Blechlawine durch die Kelbergerstraße. Zuerst in Richtung Schule und Minuten später in entgegengesetzter Richtung wieder zurück. Das Ganze dauert eine knappe Stunde.
Grund genug, für die Anwohner aktiv zu werden. Einen ersten kleinen Erfolg kann „Inge“ bereits verbuchen. An der Kreuzung „Vor Forst“ wurde schon vor den Sommerferien ein Geschwindigkeitsanzeiger, ein sogenanntes Evoli, installiert. „Nicht alle halten sich an das vorgeschriebene Tempolimit von 30 Stundenkilometern, aber es bringt insgesamt schon etwas Beruhigung“, stellt Christine Thielke fest, die genau an der Kreuzung wohnt. Um Fahrzeuge daran zu hindern, über den Bürgersteig zu fahren, hat sie vor ihrem Haus ein altes Kinderfahrrad abgestellt. „Jetzt fährt an der Stelle zwar niemand auf den Gehweg, aber ein Stück weiter unten dann trotzdem“, bedauert sie.
Die Mitglieder der Initiative wollen weiter am Ball bleiben, damit sich endlich etwas ändert. Mit ihrem Anliegen sind sie schon vor Wochen an die Stadt herangetreten. „Man hat uns zugesagt, dass noch zwei weitere Evolis weiter oben in der Kelbergerstraße kommen werden“, sagt Sabel. Doch damit ist das Problem noch nicht aus der Welt. „Insgesamt muss der Verkehr reduziert werden, damit sich die Lage entspannt und die Wohnqualität wieder steigt“, betont Schmittgen.