Delegierte der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe sind zu Gast in Bell und in Büchel
Zu Gast in Bell und Büchel: Unterwegs auf dem Pilgerweg der Kontraste
Dieter Junker

2013 rief die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im südkoreanischen Busan Christinnen und Christen zu einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens auf. Überall in der Welt machten sich seitdem Menschen auf den Weg, um sich für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzusetzen. Nun trifft sich die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe. Von dort machten sich nun auch Vertreter aus vielen Kirchen auf den Weg zu einem „Pilgerweg für eine atomwaffenfreie Welt“. Und sie machten Station in Bell im Hunsrück und in Büchel in der Eifel.

Es war ein Pilgerweg der Kontraste. Im Hunsrück, wo in den 1980er-Jahren Christinnen und Christen mächtig ihre Stimme gegen die dort geplante Stationierung von Atomraketen erhoben, gibt es heute keine Nuklearwaffen mehr. In Büchel lagern dagegen heute die letzten Atomwaffen auf deutschem Boden. Und auch hier engagieren sich Christinnen und Christen für eine Welt ohne diese Massenvernichtungswaffen. Und dies verbindet diese beiden Orte.

„Wir sind dankbar, dass Sie mit uns hier diesen Ort des Schmerzes teilen, denn hier lagern US-amerikanische Atomwaffen, deren Einsatz von deutschen Piloten trainiert wird.“

Pfarrer Dr. Matthias Engelke

„Es ist für uns eine große Ehre, dass Sie alle heute hier sind“, begrüßte Pfarrer Dr. Matthias Engelke die Gäste aus der Ökumene in Büchel vor dem Fliegerhorst. „Wir sind dankbar, dass Sie mit uns hier diesen Ort des Schmerzes teilen, denn hier lagern US-amerikanische Atomwaffen, deren Einsatz von deutschen Piloten trainiert wird“, fügte er hinzu. Diese Waffen seien in der Lage, die gesamte Menschheit zu vernichten. „Der einzige Schutz dagegen ist die völlige Abrüstung dieser Waffen“, so Engelke.

Angesichts der geplanten Modernisierung der Atomwaffen in Büchel und auch der Stationierung neuer Kampfflugzeuge mahnte Christine Busch, Ökumenereferentin der Evangelischen Kirche im Rheinland und heutige Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, dem friedlichen Weg Jakobs im Alten Testament zu folgen, der der Streitmacht seines Bruders Esau entgegenging, sich aussöhnte und mit seinen Kindern und dem Vieh weiterzog.

Proteste haben Wirkung

Eine Welt ohne Atomwaffen. Im Hunsrück ist dies seit drei Jahrzehnten Realität. „Unser Protest in den 1980er-Jahren hat die Region hier verändert, es ist ein Ort der Hoffnung“, betonte Pastorin Jutta Dahl, damals wie heute aktiv in der Hunsrücker Friedensbewegung und erste Preisträgerin des renommierten Aachener Friedenspreises. Im evangelischen Gemeindehaus in Bell schilderte sie den Gästen aus der Ökumene die damaligen Erlebnisse. „Die Menschen hier haben gelernt, dass man zu seiner Meinung stehen soll und dass man Dinge ändern kann. Und die Christinnen und Christen haben gelernt, dass es hilfreich dabei ist, die Gottesdienste aus den Kirchen heraus in die reale Welt zu tragen, wo die blutenden Wunden sind“, betonte sie.

„Atomwaffen zerstören das Leben, darum sind sie zu ächten und zu vernichten.“

eine Pfarrerin aus der Schweiz

Es war dieser Kontrast, der diesen Pilgerweg spannend machte. Und der auch die Teilnehmer aus dem ÖRK sichtbar beeindruckte. Bischof Awkin Kuriakose von der Assyrischen Kirche des Ostens in Indien dankte für die Erlebnisse auf diesem Pilgerweg. Eine Pfarrerin aus der Schweiz machte nach dem Gottesdienst auf der Friedenswiese in Büchel deutlich: „Atomwaffen zerstören das Leben, darum sind sie zu ächten und zu vernichten“. Und Pfarrerin Shella Harvey von der United Church of Christ in Florida meinte: „Darum sind wir hier, um einzutreten für Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen.“

Organisiert hatte den Pilgerweg die ökumenische Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“, die seit 2018 in Büchel jährlich zu einem Kirchlichen Aktionstag einlädt. Und dieser Einladung waren Menschen aus vielen Kirchen gefolgt, so von der Waldenserkirche in Italien ebenso wie von der Kirche auf den Fidschi-Inseln, der Lutherischen Kirche in Norwegen, der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Protestantischen Kirche der Niederlande, der Kirche von Irland und anderen Kirchen. In Büchel und Bell sprachen sie mit Friedensaktivisten, die die Eindrücke mit zur Vollversammlung in Karlsruhe nahmen.

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