US-Präsident Donald Trump drohte Mitte März, die Steuern auf Weine, Champagner und andere alkoholische Getränke aus der EU auf 200 Prozent zu erhöhen. Diese Ankündigung kam, nachdem die EU Gegenzölle auf US-Produkte für den 1. April angekündigt hatte – als Reaktion auf die in den USA eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium. Inzwischen hat Trump verfügt, dass vom 9. April an Zölle von 20 Prozent auf Weine aus der EU erhoben werden sollen. Was bedeutet das für die Winzer an Mosel und Mittelrhein?
Was sagen die Verbände? Maximilian Hendgen, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Mosel, ist sich sicher: „Der Markt würde eindeutig zum Erliegen kommen.“ Die Moselregion ist traditionell exportorientiert und liefert rund 30 Prozent ihrer Weine ins Ausland, ein Drittel davon geht in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten der größte Exportmarkt für Moselweine. Einige Winzer waren bereits auf mögliche Änderungen vorbereitet, da es während Trumps vorheriger Amtszeit ähnliche Strafzölle von 25 Prozent gab. Hendgen sieht jedoch die USA als klaren Verlierer: „Die Abnehmer dort spezialisieren sich auf bestimmte Länder und könnten Verluste nicht kompensieren.“
Heimische Winzer schauen genau hin
Stefan Jedele, Geschäftsführer des Vereins Mittelrhein-Wein, teilt diese Einschätzung. Allerdings seien die Winzer am Mittelrhein weniger betroffen, da nur wenige von ihnen exportieren. Die Sorge sei daher nicht allzu groß. Dennoch betont auch Jedele angesichts der Mitte März von Trump geäußerten Drohung: „Bei einer Erhöhung auf 200 Prozent würde der Markt zusammenbrechen.“
Wie sehen die Winzer an der Mosel die Situation? Matthias Knebel vom Weingut Knebel in Winningen exportiert fünf bis zehn Prozent seiner Weine in die USA. Der Winzer in zweiter Generation übernahm 2009 das Familienunternehmen und lernte durch die Wirtschaftskrise schnell, wie risikobehaftet der Auslandsmärkte sein kann. Daher konzentrierte er sich fortan auf wenige Exportländer: „Zum Glück haben wir weitere Märkte, die den Verlust ausgleichen könnten“, sagt Knebel. Dennoch wäre der Markt stark betroffen.
„Die Sorge ist zwar da, aber wir haben weitere Standbeine im Ausland und sind somit nicht nur auf die USA angewiesen.“
Johannes Busch vom Pündericher Weingut Clemens Busch
Winzer Johannes Busch von der Winzerei Clemens Busch in Pünderich bestätigt ebenfalls: „Die Sorge ist zwar da, aber wir haben weitere Standbeine im Ausland und sind somit nicht nur auf die USA angewiesen.“ Trotzdem sei der Verkauf in den USA nun eingeschränkt; viele Abnehmer kaufen aus Angst vor steigenden Preisen keine neuen Waren ein. „Momentan wird das Lager abgebaut, was bereits jetzt zu einem Umsatzrückgang führt“, erklärt Busch. Er hofft darauf, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um gegen Trumps Forderungen vorzugehen.
Insgesamt zeigt sich ein besorgniserregendes Bild für die Weinwirtschaft an Mosel und Mittelrhein. Die Unsicherheit über zukünftige Zölle könnte langfristige Auswirkungen auf den Export haben und damit auch auf die Existenz vieler Winzer.
Verband sieht etwaige Vergeltungszölle kritisch
Im Jahr 2024 waren die USA mit Weinimporten aus der EU im Wert von 4,88 Milliarden Euro der größte Exportmarkt für EU-Weine. Die Ausfuhren in die USA machten 28 Prozent des Gesamtwerts der EU-Weinexporte aus. So berichtet es das Vinum-Magazin unter Bezug auf eine Pressemitteilung des Verbands der Deutschen Weinexporteure (VDW). Angesichts der nun drohenden US-Zölle von 20 Prozent auf Weine aus der EU betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einerseits die Bereitschaft zu Verhandlungen. Andererseits stellte sie klar, dass mögliche Gegenmaßnahmen vorbereitet würden. Der VDW fordert, wie das Vinum-Magazin schreibt, allerdings, dass US-Weine von der EU-Liste von Produkten, die mit Vergeltungszöllen belegt werden könnten, gestrichen werden. Warum? Dem Verband zufolge arbeiten die Weinsektoren der EU und der USA seit Jahren eng zusammen und unterstützten nachdrücklich offene Märkte für Wein. dad