Ob der Wein nun fruchtig, mineralisch oder doch ein bisschen zu flach schmeckt, bei der Weinkulturnacht im Rathaus der Stadt Zell dreht sich alles um den edlen Rebensaft. Beim Verkosten der Weine, von denen später einer zum Stadtwein gekürt wird, führen die unterschiedlichen Meinungen auch zum regen Austausch der Besucher untereinander. Zum 14. Mal veranstaltet die Zeller Land Tourismus GmbH die Weinkulturnacht im historischen Rathaus der Schwarze-Katz-Stadt. Bei insgesamt 16 jungen Winzern können die Besucher probieren, was die Weinberge rund um Zell im vorigen Jahr hervorgebracht haben.

Für Anna-Lena Struch, Zells Cheftouristikerin, ist es die erste Veranstaltung unter ihrer Leitung. „Das ist ein sehr schöner Start in die Saison und ich freue mich, dass sowohl viele Einheimische als auch auswärtige Gäste gekommen sind“, sagt sie. Schon beim Betreten des Rathauses hat man das Gefühl, der Mosel ganz nah zu sein. Dank der neuen Bodengestaltung kann man hier die einzelnen Mäander des Flusses hautnah erleben.

In den einzelnen Räumen und Sälen des Hauses stehen die Besucher zum Teil dicht gedrängt vor den Ständen der Winzer. Bei der Wahl des späteren Stadtweins mitzumachen, hat für viele einen besonderen Reiz. Vier Weine gilt es hier zu verkosten. „Die zur Auswahl stehenden wurden im Vorfeld von der Landwirtschaftskammer aus acht angestellten Weinen als die Besten ausgewählt“, weiß der Zeller Winzer Matthias Weis. Auch aus seinem Weingut, das er mit seinem Vater Peter betreibt, ist ein Wein dabei. Welcher es ist von den vieren, die blind verkostet werden, weiß er aber selbst nicht. „Ich versuche mal, es herauszuschmecken“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Besucher können, nachdem sie die zur Auswahl stehenden Weine probiert haben – alle vier sind halbtrocken oder feinherb und kommen aus der Schwarze-Katz-Lage – ihre Stimme abgeben. Dafür werden die persönlichen Favoriten der Reihe nach auf einem Zettel notiert. Die Zettel kommen in eine Wahlurne und werden später ausgewertet. Danach entscheidet sich, welcher der vier Weine zum Stadtwein des Jahres gekürt wird.

Dass viele junge Leute zur Weinkulturnacht kommen, freut auch Amelie Gossler, die mit Matthias Weis den Stand des Weinguts Franz-Josef Weis vertritt. „Wir haben neben dem klassischen Riesling auch zwei Piwi-Sorten zur Verkostung“, sagt sie. Allein die Fantasienamen wie Johanniter oder Thiesling machen die Besucher neugierig. Insgesamt dominiert zwar bei allen Anbietern der klassische Riesling, aber auch Burgundersorten erobern sich langsam die vorderen Plätze in der Beliebtheitsskala.
Unter den Besuchern sind auch etliche Feriengäste. „Wir sind extra wegen der Weinkulturnacht aus Wuppertal angereist“, erklärt ein Gast, der zuvor schon häufiger als Urlauber an der Mosel war. Ihn beeindruckt das vielfältige Angebot an Weinen.

Dass Wein und Schokolade für ein besonderes Geschmackserlebnis sorgen, ist inzwischen längst bekannt. Die beiden Zeller Chocolatiers Dave und Koen stammen aus Belgien und haben ein Faible für die Kombination aus Rebensaft und Süßigkeiten. Für die Weinkulturnacht haben sie zehn Weine der teilnehmenden Weingüter ausgewählt und im Vorfeld probiert, um dazu individuelle Pralinen zu kreieren. „Ich kenne die beiden schon lange, und sehe, wie es in Koen anfängt zu arbeiten, wenn er einen Wein probiert. Im Kopf entwickelt er dann schon die passende Praline“, erklärt ein belgischer Besucher schmunzelnd. Die süße Palette reicht von Himbeere mit Tabasco über mit Rockfordkäse gefüllte dunkle Schokolade bis zur Erdbeere mit Ingwer und ist von den Chocolatiers bereits dem entsprechenden Wein zugeordnet.

Senf, Pesto, Dips und Gewürzmischungen können beim Genusswerk von Anja Lauterbach zum Wein probiert werden. Neben den kommerziell hergestellten Weinen hat Biowinzer Klaus Stülb ökologisch angebaute Sorten dabei und auch nach traditioneller Flaschengärung versekteten Crémant.

Insgesamt 105 verschiedene Weine und Sekte können die Besucher im Rathaus probieren. Neben den Jungwinzern aus Zell wird in jedem Jahr auch ein Gastwinzer eingeladen. Felix Klaus vom Weingut Leo Klaus aus Ernst ist zum ersten Mal dabei. „Die Leute probieren neben dem klassischen Riesling auch gern mal Sorten, die nicht so geläufig sind wie Bacchus oder Sauvignon blanc“, sagt er.

Vom Obergeschoss bis hinunter in den Gewölbekeller verteilen sich auf rund 1000 Quadratmetern mehrere Hundert Besucher. Im Keller des historischen Rathauses wird als besonderes Event auch wieder eine Lichtweinprobe durchgeführt. Für die Besucher ist es immer faszinierend, wie die Farbe des Lichts den Geschmack beeinflusst. Denn derselbe Wein schmeckt bei warmem Licht viel süßer als bei kaltem.