Klinik an Mosel schließt bald
Zell gibt grünes Licht für Bauanträge zum MVZ
Statt der stationären Versorgung soll es in Zell ab Juli ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) geben.
Birgit Pielen

Ende Juni ist das Mittelmosel-Klinikum in Zell wahrscheinlich Geschichte. Stattdessen soll ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen. Der Zeller Stadtrat hat sich jetzt mit zwei Bauanträgen dazu befasst – und das sehr emotional.

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Der Zeller Stadtrat hat sich mit zwei Bauanträgen der Katharina-Kasper-Gruppe befasst – und beiden Bauanträgen zur Umwandlung des Krankenhauses in ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) einstimmig zugestimmt. Zuvor gab es emotionale Erklärungen der Fraktionen.

Zum Hintergrund: Die Dernbacher Katharina-Kasper-Gruppe will zwei Stationen des Mittelmosel-Klinikums im Erdgeschoss in eine temporäre Kurzzeitpflege für 20 Patienten umwandeln. Temporär deshalb, weil in der obersten Etage des Krankenhauses langfristig eine dauerhafte Kurzzeitpflegeeinrichtung entstehen soll. Baulich sind nur geringfügige Maßnahmen notwendig.

Eine Kurzzeitpfege in Zell soll Platz für 20 Patienten bieten.
Marijan Murat. picture alliance/dpa

Beim zweiten Bauantrag geht es um die Umnutzung der bisherigen Palliativstation im Untergeschoss und Erdgeschoss des Krankenhauses. Dort soll nun ein Hospiz für neun Bewohner entstehen. Auch hier sind keine baulichen Maßnahmen notwendig. Das entsprechende Personal für das Hospiz und die Kurzzeitpflege sei bereits unter Vertrag genommen, hieß es aus Dernbach Anfang Mai. Die Trägergesellschaft teilte unserer Zeitung außerdem mit: „Die Vorbereitungen für die zusätzlichen Fachbereiche laufen mit der Kassenärztlichen Vereinigung weiterhin sehr zielführend und sind im Zeitplan. Das ambulante Operieren befindet sich bereits in der konkreten Umsetzungsplanung.“

In Zell soll ein Hospiz für neun sterbenskranke Menschen entstehen.
Felix Kästle. picture alliance/dpa

Elke Brückner von der FWG-Fraktion im Stadtrat betonte, dass sowohl Kurzzeitpflege als auch Hospiz gebraucht werden, wunderte sich aber, dass das Gutachten des Kreises Cochem-Zell nicht abgewartet wird. „Das ist für mich eine Ignoranz des Bürgerwillens“, sagte sie. Denn immerhin sei das Gutachten aufgrund eines Bürgerentscheids, der 87 Prozent Zustimmung erhielt, in Auftrag gegeben worden. „Da besteht ein Zielkonflikt“, sagte sie.

Ein Konflikt besteht allerdings auch in der Annahme, das Gutachten, das die Kreisverwaltung in Auftrag gegeben hat, könne das Aus des Zeller Krankenhauses stoppen. Die Essener Gesellschaft Institute for Health Care Business erstellt zwar ein „Medizinisches Versorgungskonzept Cochem-Zell“, doch das ist kein Instrument, um das Mittelmosel-Klinikum zu retten. Dort werden schon seit Monaten Fakten geschaffen, um ab Juli mit einem Medizinischen Versorgungszentrum starten zu können.

Denn das Klinikum in Zell ist kein Kreiskrankenhaus, sondern in der Trägerschaft von Katharina Kasper ViaSalus (Dernbach). Eben diese Trägergesellschaft hat wegen Millionenverlusten vor Monaten entschieden, die stationäre Versorgung Ende Juni aufzugeben.

„Es ist unsäglich, wie mit uns umgegangen wird.“
Lothar Bremm von der CDU-Fraktion

Lothar Bremm von der CDU-Fraktion sagte: „Es ist unsäglich, wie mit uns umgegangen wird. Wir sind Menschen dritter Klasse.“ Krankenhäuser gehören seiner Meinung nach in staatliche Hand, damit sie nicht gewinnorientiert arbeiten müssen. Er lobte die Vertreter der Bürgerinitiative, „die mit Vehemenz an der Sache dranbleiben“.

Alan Weis von der SPD-Fraktion erklärte: „Wir beschließen nicht den Ausverkauf des Krankenhauses, denn diese Entscheidung hat der Träger getroffen.“ Und damit werde eine komplette Region im Stich gelassen. So wichtig und richtig Hospiz und Kurzzeitpflege seien, eine Notfallversorgung rund um die Uhr müsse es unabhängig davon geben.

„Der Weg ist noch nicht zu Ende.“
Bürgermeister Hans-Peter Döpgen (FWG)

Bürgermeister Hans-Peter Döpgen (FWG) versicherte, dass Stadt und Verbandsgemeinde nichts unversucht lassen werden, um die gesundheitliche Versorgung der Menschen zu sichern. „Der Weg ist noch nicht zu Ende“, betonte er. Denn die Stadt Zell wartet ebenfalls auf ein Gutachten. Der Stuttgarter Medizinrechtler Michael Quaas prüft unter anderem, ob das Krankenhaus Zell „unverzichtbar“ in dem Sinne ist, dass seine Herausnahme aus dem rheinland-pfälzischen Krankenhausplan Folgen für den Sicherstellungsauftrag des Landkreises Cochem-Zell hat. Außerdem geht es um die Frage, ob aus der kostenlosen Übertragung des städtischen Geländes auf dem Barl in den 1970er-Jahren auf die Genossenschaft der armen Dienstmägde Christi (heute Katharina Kasper ViaSalus GmbH) Ansprüche auf Rückübertragung hergeleitet werden können. Außerdem geht es um die Frage, ob eine Verpflichtung zur Fortführung des beabsichtigten Grundstückszweckes, nämlich dem Betrieb eines Krankenhauses, geltend gemacht werden kann.

Zusätzlicher DRK-Rettungswagen

Stattgegeben hat der Zeller Stadtrat im Übrigen auch einem Bauantrag des DRK. Das DRK will für begrenzte Zeit einen Container an der Rettungswache nahe dem Krankenhaus aufstellen. Hintergrund ist, dass die Lehrrettungswache ab 1. Juli einen zusätzlichen Rettungswagen erhält. Deshalb wird mehr Personal gebraucht. Der räumliche Engpass wird durch entsprechende Container gelöst – und dieser ist durch einen Flur mit der bestehenden Wache verbunden.

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