Landwirtschaft Wie Familie Weber vom Nellehof jetzt mit Freilandeiern bei den kritischen Kunden punktet
Wo glückliche Hühner goldgelbe Eier legen: Bürgermeister setzt auf neue Sparte
Gerhard (von links), Lukas und Andrea Weber sind froh, den Schritt zur Hühnerhaltung gemacht zu haben. Nadja, eine Auszubildende als landwirtschaftliche Helferin, hilft bei der Versorgung mit. Foto: Ulrike Platten-Wirtz

Kaisersesch. „Hühner machen einfach Spaß.“ Andrea Weber strahlt über das ganze Gesicht. Seit Mai ist die Bäuerin „Mutter“ von 346 Hennen und vier Hähnen. Früher haben die Landwirte aus Kaisersesch Schweine gezüchtet. „Das war aber nicht mehr rentabel. Die Auflagen waren einfach zu hoch“, sagt Betriebsinhaber Gerhard Weber. Nach langem Überlegen hat die Familie sich dazu entschlossen, umzusatteln und die Ferkel durch Hühner zu ersetzen. Die weißen und braunen Legehennen gehören inzwischen sozusagen zur Familie.

Auf einer Wiese von gut 1200 Quadratmetern können sich die Tiere frei bewegen, den Boden nach Würmern und Insekten absuchen und in selbst gegrabenen Erdmulden baden. Im Stall steht zusätzlich ein Sandkasten für ein Sandbad bereit. Der mobile Stall bietet außerdem Rückzugsmöglichkeiten. Eine automatische Futtervorrichtung versorgt das Federvieh mehrmals täglich mit allem, was es braucht. „Wir verwenden nur genfreies Futter, das aber alle wichtigen Mineralien enthält“, erklärt Gerhard Weber. Außerdem gibt es einzelne Wassertränken zum Durstlöschen.

Morgens um 10 Uhr öffnen sich die Klappen, und das Federvieh kann nach Lust und Laune raus auf die Wiese laufen. „Abends ab 21 Uhr ist Nachtruhe. Dann müssen alle drin sein“, sagt Weber. Derzeit müssen die Landwirte aber noch kontrollieren, ob die „Vögel“ wirklich alle im Stall sind. Denn auf Besuch vom Fuchs will man auf dem Nellehof bei Kaisersesch gern verzichten.

Die Eier sollen eigentlich in einer extra Legevorrichtung abgelegt werden. „Aber so ganz klappt das noch nicht“, sagt Andrea Weber. Mehrmals täglich geht sie in den Stall, um die Eier einzusammeln. Die meisten Eier finden sich schon drinnen, aber einige Hennen legen lieber draußen. „Da muss man das ganze Gelände im Blick haben. Ein bisschen wie beim Ostereiersuchen “, sagt Weber augenzwinkernd.

Die familiäre Fürsorge für ihr Federvieh macht den Hühnerhaltern Spaß. Die positive Resonanz der Kunden erfreut die Webers außerdem. Das war bei der Schweinezucht ein bisschen anders. Da war die Einstellung der Leute nicht uneingeschränkt positiv. Ein Grund, warum die Webers den Entschluss zur Hühnerhaltung bisher noch nicht bereuen. Im Gegenteil. Bald soll noch mehr Federvieh auf dem Nellehof einziehen. „Wir werden einen zweiten Stall anschaffen“, sagt Weber. Bisher legen die Hennen täglich rund 320 Eier. Anfängliche Bedenken, was man denn mit der Riesenmenge an Hühnereiern anfangen sollte, zerschlugen sich schnell. „Die Leute reißen uns die Eier schneller aus den Händen, als die Hühner sie legen können“, sagt Andrea Weber.

Sicherlich hat auch der aktuelle Fipronil-Skandal ein bisschen zu dem Erfolg beigetragen. Allerdings sind die Kunden auch vom Geschmack überzeugt. Eier von glücklichen Hühnern schmecken eben besser als die aus der Legebatterie. Und dass man das Federvieh, das die Eier liefert, beobachten kann, trägt auch zum guten Gefühl beim Kauf von Webers Freilandeiern bei.

Ursprünglich war geplant, die Eier in einem Automaten in der Stadt anzubieten. Ein eigens angeschaffter Eierautomat kann mehrere Hundert Eier bevorraten. Doch in der Praxis zeigte sich, dass der Automat schneller leergekauft war, als er befüllt werden konnte. „Die Nachfrage nach unseren Freilandeiern ist enorm. Mit dem zweiten Stall können wir aber demnächst die doppelte Menge anbieten und der Nachfrage gerecht werden“, sagt Gerhard Weber. Die Freilandeier vom Nellehof werden nur an Endverbraucher abgegeben. Unsortiert. Lediglich nach Farben getrennt. „Da ist schon mal ein Ei größer als das andere“, sagt Weber. Aber das ist eben Natur.

Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Platten-Wirtz

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