Hat die Bahn für das alte und teils marode Gebäudeensemble in Wengerohr neue Pläne?
Wittlicher Hauptbahnhof wird saniert: Das plant die Deutsche Bahn
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Der Hauptbahnhof in Wittlich-Wengerohr: Die Gebäude stehen größtenteils leer und sind zudem sanierungsbedürftig. Zumindest von außen hat sich was getan: Die Deutsche Bahn (DB) hat in dem zweistöckigen Empfangsgebäude neue Fenster und Türen einbauen lassen. Foto: Christian Moeris
Ditzer David. Christian Moeris

Der Wittlicher Hauptbahnhofes wirkt nicht gerade einladend, doch daran soll sich nun was ändern. Von außen sieht man bereits neue Fenster und Türen. Doch was passiert da am Wittlicher Hauptbahnhof? Für das teils marode Gebäudeensemble in Wengerohr gibt es neue Pläne.

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Der Hauptbahnhof in Wittlich-Wengerohr: Die Gebäude stehen größtenteils leer und sind zudem sanierungsbedürftig. Zumindest von außen hat sich was getan: Die Deutsche Bahn (DB) hat in dem zweistöckigen Empfangsgebäude neue Fenster und Türen einbauen lassen. Foto: Christian Moeris
Ditzer David. Christian Moeris

Bis auf einen Schalter, an dem Bahnreisende Tickets kaufen können, herrscht im Empfangsgebäude am Wittlicher Hauptbahnhof gähnende Leere. Hinter staubigen und verschlossenen Glastüren liegen die Eingänge zur ehemaligen Bahnhofsgaststätte, die vor rund 15 Jahren geschlossen wurde.

Im Gebäudeinneren sieht es abgesehen vom Kundenschalter nicht besonders einladend aus – um es zurückhaltend zu formulieren. In manche Ecken der Empfangshalle, wie beispielsweise in die neben dem Snackautomaten, sollte man gar nicht zu genau schauen. Die letzte Reinigung dürfte schon einige Wochen zurückliegen.

Es tut sich was am Bahnhof

Doch von außen hat sich was getan. Die Deutsche Bahn (DB) hat dem zweistöckigen Empfangsgebäude neue Fenster und Türen spendiert. Das gilt aber nicht für den in weiten Teilen leer stehenden Anbau, an dem der Putz abbröckelt und der ebenfalls einen frischen Anstrich und neue Fenster gebrauchen könnte.

In das orange Empfangsgebäude hat die Deutsche Bahn in Form des Einbaus der weißen Fenster und Türen jedenfalls nun investiert. Aber zu welchem Zweck? Dient die Sanierungsmaßnahme nur dem Erhalt des Gebäudes oder steht sie eventuell in Zusammenhang mit größeren Plänen? Bestehen bei der Deutschen Bahn nach vielen Jahren Leerstand vielleicht wieder Pläne dazu, den Wittlicher Hauptbahnhof mit Leben zu füllen?

Bahnhöfe sollen ganzheitlich mit Sätdten weiterentwickelt werden

Eine Bahnsprecherin antwortet auf die Fragen: Seit Mitte vergangenen Jahres habe die Deutsche Bahn entschieden, bundesweit keine Empfangsgebäude mehr zu verkaufen. Ziel der neuen Strategie sei es, „die Bahnhöfe ganzheitlich mit Städten und Gemeinden weiterzuentwickeln und zu sanieren“. Dazu gehören auch Empfangsgebäude, die für den Eisenbahnbetrieb nicht mehr benötigt werden. Es sollen Bahnhöfe entstehen, an denen sich Menschen gerne aufhalten.

„Bahnhöfe sind die Visitenkarte vieler Städte und sollen mit einem attraktiven Erscheinungsbild dazu einladen, noch stärker auf die klimafreundliche Bahn umzusteigen.“ Dies gelte auch für das im Besitz der DB befindliche Bahnhofsgebäude in Wittlich-Wengerohr, bei dem die DB großes Interesse an Erhalt und Weiterentwicklung habe. „Derzeit werden im Rahmen eines Energieprogramms bereits die Fenster ausgetauscht.“

Bahnhöfe sind die Visitenkarte vieler Städte und sollen mit einem attraktiven Erscheinungsbild dazu einladen, noch stärker auf die klimafreundliche Bahn umzusteigen.

DB-Sprecherin

Das Ziel der Deutschen Bahn sei, eine ganzheitliche Sanierung der Empfangsgebäude umzusetzen, wobei zunächst die Finanzierung vorab gesichert sein müsse. Hierfür seien die laufenden Gespräche mit Bund und beteiligten Dritten abzuwarten.

Wie die Bahnsprecherin erklärt, sollen dem Austausch der Fenster und Türen also eines Tages weitere Sanierungsmaßnahmen folgen. Und die wären auch, wenn man sich den Zustand des Gebäudes genauer anschaut, bitter nötig. Vor allem die Empfangshalle bräuchte dringend mal eine Schönheitskur. Der Leerstand im Gebäude wie beispielsweise die ehemalige Gaststätte wäre damit aber auch noch nicht beseitigt.

Dafür könnte das Gebäude künftig genutzt werden

„Es würde mich freuen, wenn das Gebäude noch mal einer vernünftigen Nutzung zugeführt würde“, sagt Wengerohrs Ortsvorsteher Matthias Linden. Er könne sich dort gut einen Nahversorger oder ein Ärztehaus vorstellen.

Neben großen Teilen des Hauptgebäudes steht auch das alte Stellwerk auf der gegenüberliegenden Gleisseite am P&R-Parkplatz leer. Gleiches gilt für ein ehemaliges Kioskgebäude neben dem Empfangsgebäude sowie auch für Teile des Anbaus mit Flachdach.

Warum geschieht seit so vielen Jahren in all den Gebäuden auf so viel Fläche nichts und gibt es dort null Entwicklung? „Da ist kein Kontakt und keine Kommunikation mit der Bahn. Es ist schwierig, bei der Deutschen Bahn einen Ansprechpartner zu finden, mit dem man mal ein Gespräch darüber führen könnte, was man mit dem Bahnhofsgebäude machen könnte“, sagt Linden. Die Bahn erledige dort nur das Nötigste. Aber für die Stadt Wittlich und Wengerohr sei eine umfassende Sanierung und eine sich daran anschließende Nutzung des Bahnhofs wichtig.

Es ist schwierig, bei der Deutschen Bahn einen Ansprechpartner zu finden, mit dem man mal ein Gespräch darüber führen könnte, was man mit dem Bahnhofsgebäude machen könnte.

Wengerohrs Ortsvorsteher Matthias Linden

Der Ortsvorsteher hat viele Ideen dafür, um das Gebäude wiederzubeleben: Ein Nahversorger, der Lebensmittel verkauft, ließe sich dort gut integrieren. Denn – man mag es kaum glauben – manche Wengerohrer fahren sogar mit der Bahn nach Salmtal, wo sie direkt am Bahnhof Einkaufsmöglichkeiten vorfinden, um dann mit erledigten Einkäufen zurück nach Wittlich zu fahren, wie Linden sagt. In Wengerohr, Wittlichs größtem Stadtteil, gibt es keinen Supermarkt.

Linden könnte sich im Bahnhof aber auch ein Ärztehaus vorstellen. „Das würde sich doch auch anbieten. Das Gebäude liegt zentral.“ Es würden zudem viele Patienten mit der Bahn anreisen, so Linden, um das Zentrum für Magen- und Darmgesundheit in der Walholzer Straße aufzusuchen. Linden: „Das mit dem Bahnhof ist einfach schade. Es müsste eine vernünftige Nutzung geben.“ Gleiches könnte man sich auch für das leer stehende Kioskgebäude, das alte Stellwerk sowie Teile des Anbaus wünschen. Wie aus der Antwort der Deutschen Bahn hervorgeht, scheint eine Sanierung und eine womögliche Nutzung des Leerstandes auf sich warten zu lassen.

Von ihren Verkaufsplänen, die noch bis 2021 bestanden, hat die Deutsche Bahn mittlerweile jedoch Abstand genommen. Seit 2021 errichtet die Bahn am Standort Wittlich neben dem P&R-Parkplatz einen neuen Technikstandort in Form eines digitalen Stellwerks. Zu diesem neuen Gebäude werden Bahnkunden dann definitiv keinen Zugang erhalten.

Der Wittlicher Hauptbahnhof

Der Hauptbahnhof Wittlich liegt seit 1987 offiziell im Stadtteil Wengerohr. Der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt zwischen dem neuen Hauptbahnhof und dem Stadtbahnhof Wittlich wurde 1988 eingestellt. Grundstück und Gebäude gehören der Bahn und der „Bahn Station und Service“.

Im Jahr 2005 wurde ein neuer Zugang von der Ostseite des Bahnhofs geschaffen, Aufzüge eingebaut und ein großer Parkplatz gebaut. Seitdem ist der Bahnhof barrierefrei. 6,2 Millionen Euro wurden damals investiert. Von 2011 bis 2013 wurden die Bahnsteige komplett erneuert. red

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