Es ist ein hochemotionales Thema, das jüngst im Moselort Ernst diskutiert wird, denn es geht nicht nur um die Zukunft des Steillagenweinbaus, sondern auch um die Zukunft der gesamten Ferienregion Mosel. Gemeint ist eine Klage, die die Deutsche Umwelthilfe gegen das Land Rheinland-Pfalz gerichtet hat. Die Umweltschützer wollen das Spritzen im Weinberg durch Luftfahrzeuge komplett verbieten. Bisher gab es hier Ausnahmen, vor allem für die Steillagen der Mosel.
„Unsere Region ist landschaftlich geprägt von den Steillagen, die auch der Grund für viele Gäste sind, uns zu besuchen“, betont Wolfgang Lambertz. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem hatte jüngst zu einem Fachgespräch nach Ernst eingeladen.
„Wenn das Spritzen aus der Luft verboten wird, stehen Existenzen auf dem Spiel. Das ist eine Kriegserklärung.“
Walter Clüsserath, Mosel-Weinbaupräsident
Mit an Bord sind neben den betroffenen Winzern auch Mosel-Weinbaupräsident Walter Clüsserath und Kreisweinbauchefin Stefanie Vornhecke. „Wenn das Spritzen aus der Luft verboten wird, stehen Existenzen auf dem Spiel. Das ist eine Kriegserklärung“, betont Clüsserath.
Um die Lage der Winzer zu diskutieren und mögliche Lösungsansätze zu finden, haben sich die Betroffenen zum Austausch zusammengefunden. Dicht gedrängt sitzen rund 80 überwiegend männliche Weinbauern aus der VG Cochem in den Stuhlreihen, um zu hören, was Weinbaupräsident und Kreiswinzerverband mitzuteilen haben. Dabei ist das befürchtete Spritzverbot keineswegs ein Problem, das nur die Winzer der Ferienregion Cochem betrifft. Im Gegenteil. „Das geht die ganze Mosel an“, betont Clüsserath, der auch im Austausch mit Winzern aus Winningen steht.

Konkret beklagen die Umweltverbände, dass die Ausnahmegenehmigungen nicht genügend geprüft würden und mit der Erlaubnis der Luftspritzungen – insbesondere geht es hier um Hubschraubereinsätze – die Existenz des Apollofalters gefährdet sei. Vom genauen Gegenteil sind die Winzer überzeugt. „Wenn wir in den Steillagen nicht mehr spritzen dürfen – und Handspritzungen sind hier keine Option – ,dann bleiben die Flächen brach liegen, und damit wird dem Schmetterling das Habitat entzogen“, sagt einer der anwesenden Weinbauern. Der Apollofalter sei von den Umweltverbänden nur vorgeschoben, meint ein anderer. „Was kommt danach?“, fragt er weiter.
Zurzeit dreht sich die Klage nur um sogenannte Apolloregionen, doch die Weinbauern fürchten, dass, wenn die Umweltverbände gewinnen, sich die Verbote weiter ausdehnen, und damit das endgültige Aus für den Weinbau an der Mosel besiegeln.
„ Landschaft und Weinbau sind Zugkraft für die Region, die es zu erhalten gilt.“
Stefanie Vornhecke, Kreisweinbauchefin
Ein Ziel der Winzer ist deshalb, die Umwelthilfe dazu zu bewegen, die Klage zurückzuziehen. Der Einsatz von Drohnen, die die Spritzmittel gezielter verteilen können als Hubschrauber, wäre möglicherweise eine Lösung für das Problem. „Dafür müssen wir aber durchkriegen, dass Drohnen nicht mehr als Luftfahrzeuge gewertet werden. Das ist bisher noch nicht der Fall“, weiß Clüsserath. Beim Einsatz von Drohnen befürchten die Winzer aber auch einen kostenintensiven Mehraufwand. „Die Schlagkraft einer Drohne ist viel geringer als beim Hubschrauber“, wirft ein Zuhörer ein. Clüsserath fordert zudem europaweit gleiche Wettbewerbsbedingungen, was heißt, dass Spritzmittel nicht in einem Land verboten sein können, während man sie im Nachbarland nutzen darf.
Dass es nicht nur um den Weinbau, sondern auch den damit verbundenen Tourismus in der ganzen Region geht, sei ein Problem, das vielen Menschen gar nicht bewusst ist, merkt Vornhecke an. „Da sind auch die Gastronomie, Hotellerie und der Einzelhandel in der Region betroffen“, pflichtet ein Winzer ihr bei. Die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren und um mehr Akzeptanz zu werben, wird in Zukunft eines der Anliegen der Winzerschaft und auch der Verbandsgemeinde (VG) sein. Notfalls wollen die Winzer auf die Straße gehen. „Wir als VG wollen uns da klar positionieren und das Problem nach außen kommunizieren“, betont Lambertz. Der Bürgermeister will darüber hinaus den Kontakt mit Land, Umweltverbänden und der chemischen Industrie suchen und Lösungsmöglichkeiten eruieren.