Kail
Windkraft: Auch Kail schießt gegen den Kreis

Im Streit um die Genehmigung von Windkraftanlagen schießt nach Brieden nun auch das Eifeldorf Kail gegen die Kreisverwaltung.

Archiv Kevin Rühle

Kail. Die Diskussion um den Bau von Windrädern in der Eifel geht weiter. Nun hat sich auch die Gemeinde Kail den Vorwürfen von Brieden in Richtung Kreisverwaltung Cochem-Zell angeschlossen.

Von unserem Mitarbeiter Dieter Junker

Kails Ortsbürgermeister Erwin Michels wirft dem Kreis vor, es werde nicht mit offenen Karten gespielt, sondern eine Verhinderungsstrategie gefahren. Auch drohe die Gefahr, dass die Höhengemeinden im Kreis vernachlässigt und von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschnitten würden. Die Gemeinderatsmitglieder von Kail und Brieden, aber auch Privatpersonen haben mittlerweile eine „Interessengemeinschaft Moselhöhengemeinden“ gegründet.

„Wir fühlen uns langsam als Höhengemeinden verloren und verraten“, sagt Erwin Michels gegenüber der RZ. Zunehmend hätten die kleinen Gemeinden das Nachsehen, die Hoffnung auf finanzielle Verbesserungen durch Einnahmen aus Windkraftanlagen würden nun auch noch zunichtegemacht, kritisiert er. „Bei uns hier wird durch die regionale Raumordnungsplanung fast die gesamte Gemarkung überplant, weitere Neubau- oder Gewerbegebiete, Camping- oder Goldplätze sind auf lange Sicht nicht realisierbar, und mögliche andere Einnahmequellen werden nun verhindert“, klagt Michels.

Kreisverwaltung: Windkraftanlagen wohl nicht genehmigungsfähig

Kail plant den Bau von zwei Windkraftanlagen in der Gemarkung. Konkrete Anträge wie in Brieden liegen noch nicht vor, die RWE als Betreiber ließ aber bereits Sichtanalysen erstellen, worauf seitens der Kreisverwaltung signalisiert wurde, dass die geplanten Anlagen wohl nicht genehmigungsfähig sind, wie der Bürgermeister berichtet. Die Gründe entsprechen denen von Brieden: Sichtbeziehungen zur Reichsburg und zur Coraidelstein sowie die Lage im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet von Schweich bis Koblenz“ (die RZ berichtete).

Für Erwin Michels ist dies nicht nachvollziehbar. „Warum wurden bei Mörsdorf die Sichtbeziehungen zur Burg Kastellaun anders bewertet? Was ist mit der Achterbahn oberhalb von Klotten?“, fragt er. Gespräche im Umweltministerium hätten zumindest ergeben, dass Landschaftsschutzgebiete nicht generell Tabuzonen seien. Er vermutet mögliche Gründe in den Bestrebungen, das Moseltal zu einem Weltkulturerbe werden zu lassen. Auch Erwin Thönnes, sein Briedener Kollege, sieht dies so: „Hier werden wir auf dem Altar des Weltkulturerbes geopfert, das möglicherweise irgendwann in 20 Jahren kommen könnte.“

Erwin Michels glaubt aber auch: „Die Widersprüche gegen unsere Anlagen gehen in den Kreisrechtsausschuss, werden dort abgelehnt, dann muss geklagt werden, das dauert Jahre, und dann besteht möglicherweise kein Interesse mehr beim Betreiber, oder es gibt neue Raumplanungen. Das ist eine Verhinderungsstrategie durch den Kreis.“

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