Hilflos gefunden
Wildtierpflege in Eifel: Mäuse fangen will gelernt sein
In einem Gehege in der Eifel hat diese bei Cochem gefundene Wildkatze vorübergehend eine neue Heimat gefunden.
Agnes Hennen, BUND

An der Mosel wurden zwei verwaiste Wildkätzchen gefunden und an eine Tierschutzorganisation übergeben. Wie es nun mit den Katzenkindern weitergeht.

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In den Wäldern der Eifel lebt ein großer Teil der in Europa vorkommenden Wildkatzen. Zwei junge Katzenkinder hat es aus unbekannten Gründen an die Mosel verschlagen. Hilflos und hungrig wurde ein kleiner Kater (Kuder) auf der Terrasse eines Restaurants in Cochem gefunden und ein kleines Katzenweibchen in einem Keller in Enkirch. Die Finder beider Wildtiere haben richtig gehandelt, einen Tierarzt gerufen und dessen Rat befolgt, die nicht ohne Mutter lebensfähigen Mäusefänger in fachliche Betreuung zu geben,

Die beiden Wildkatzenkinder leben nun in einem eigens für sie aufgebauten 36 Quadratmeter großen Gehege. Das vorübergehende Zuhause der Tiere befindet sich versteckt in einem Waldstück in der Eifel und soll zum Schutz der Kleinen möglichst geheim bleiben, erklären Agnes Hennen und Justine Fraiß, Vorstand des Kreisverbandes der Naturschutzorganisation BUND Cochem-Zell, die die Jungtiere im Einvernehmen mit der Kreisverwaltung und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord artgerecht aufpäppeln.

„Ich konnte kaum glauben, dass mitten in Cochem eine Wildkatze aufgetaucht sein soll.“
Agnes Hennen aus dem Vorstand des Cochem-Zeller BUND

Mit einer Transportbox an die Mosel gefahren

„Ich konnte kaum glauben, dass mitten in Cochem eine Wildkatze aufgetaucht sein soll“, berichtet Agnes Hennen, als sie telefonisch informiert wird. Ausgestattet mit einer ihrer großen Boxen, die sie stets für den Transport verletzter Tiere in der Garage hat, fährt sie nach Cochem, um das vom Tierarzt untersuchte, etwa zwei bis drei Monate alte Kätzchen abzuholen. Pflegeerfahrung besitzt die Tierschützerin aus Kaisersesch noch aus der Zeit, als sie 2013 selbst eine Wildkatze gefunden und bis zur Auswilderung betreut hat. Eigentlich hat Agnes Hennen vor, das Findelkind aus dem Wald zur Wildtierhilfe an der Lorely oder einer Wildtierstation in der Pfalz zu bringen. Doch zum einen möchte sie dem ohnehin unter Stress stehenden Jungtier die lange Autofahrt nicht zumuten, zum anderen sind beide Wildtierstationen ausgelastet. „Da habe ich mit Absprache der Fachleute entschieden, das Kätzchen mit Hilfe meiner BUND-Freunde selbst aufzunehmen. Justine Fraiß aus Masburg bietet sofort ihre Mithilfe an, und mit der handwerklichen Unterstützung der Ehemänner wird ein geräumiges Gehege aufgebaut.

Kaum ist der kleine Kauder artgerecht untergebracht, bekommt Agnes Hennen eine weitere telefonische Anfrage zur Betreuung des Kätzchens aus dem Keller in Enkrich. So bekommt Wildkatze Nummer eins Gesellschaft. Auch das Kätzchen Nummer zwei ist allein noch nicht lebensfähig. Die Aufnahmen einer Wildkamera zeigen, dass sich die beiden Wilden aus dem Wald gut verstehen. Sie haben sich im großzügigen Gehege, wo es genügend Auslauf, Klettermöglichkeiten, trockene Schlafplätze und Verstecke gibt, eingerichtet. Der Jagdpächter hat versprochen, ein Auge auf die vom Aussterben bedrohten Wildkatzen zu haben.

Wildkatzen keinesfalls mit Dosenfutter versorgen

In Enkirch wurde diese Wildkatze gefunden und nun in der Eifel aufgepäppelt. Allein ist sie nicht lebensfähig.
Agnes Hennen, BUND

Da sie selbst noch nicht in der Lage sind, Mäuse zu fangen und ihnen auch die mütterliche Anleitung zum Überleben in der Wildnis fehlt, müssen sie mit Futter versorgt werden. Neben hochwertigem Bio-Rind- oder Rehfleisch stehen Mäuse auf dem artgerechten Speiseplan. Justine Fraiß berichtet lachend: „Fürs Mäusefangen mit einer Lebendfalle bin ich zuständig.“ Auf keinen Fall dürfen Wildkatzen mit Dosenfutter gefüttert werden, denn das macht sie krank.

Auch Stress können die „jungen Wilden“ gar nicht vertragen. Deshalb leben sie unbehelligt in ihrem Gehege, beobachtet nur von einer Wildkamera. Die „Ersatz-Katzenmütter“ sind gehalten, alle vier Wochen einen Bericht an die Naturschutzbehörden zu schicken. Wenn die Wildkätzchen ihr altersgerechtes Gewicht haben und nicht gerade frostige Temperaturen herrschen, können sie im Dezember oder Januar in die Freiheit eines Eifelwaldes entlassen werden.

Mäuse brauchen die Wildkatzen zum Überleben, und „Mäuse“ braucht auch die Kreisgruppe Cochem-Zell des BUND. Denn die Fütterung der zwei Findelkätzchen kostet pro Tag rund 10 Euro. Für Spenden sind die Naturschützerinnen sehr dankbar. Alle Infos dazu unter www.bund-rlp.de/bund-in-rheinland-pfalz/ansprechpartnerinnen-vor-ort/kreisgruppe-cochem-zell/

Wie erkennt man eine Wildkatze?

Wildkatzen beißen und spucken, sie wehren sich vehement gegen Berührung. Die Fellfarbe hat einen creme-gelb-ockerfarbenen Grundton mit starker grau-schwarzer Streifenzeichnung bei Jungtieren. Typisch ist auch der sogenannte schwarze Aalstrich entlang der Wirbelsäule. Der Schwanz der Wildkatze weist mehrere dunkle Ringe auf und ist bei älteren Tieren stumpf am Ende. Die Pfoten sind breit und wirken bei der Jungkatze groß und prankenartig. Der Kopf ist kräftig und insbesondere bei jungen Tieren groß mit großen Ohren. Wer ein verlassenes Kätzchen findet, sollte dieses auf keinen Fall mitnehmen, sondern den Förster oder Jagdpächter informieren. bme

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