Das Grundgerüst aus verzinktem Stahl wird in Einzelteilen von den Mitarbeitern des Bauhofs mit einem Kleinlaster auf den Marktplatz gebracht. Schnell hat das Team die unteren Kränze des Gestells zusammengebaut und fest verschraubt, sodass eine kleine Pyramide entstanden ist. In die dafür vorgesehenen Halterungen werden später 58 Tannenbäume von rund 2,50 Meter Höhe eingesetzt. Doch zuerst muss die Pyramide bis obenhin fertiggestellt werden. Je höher es hinaufgeht, desto kniffliger wird die Aufgabe. Doch für Uwe Schaaf, Leiter des städtischen Bauhofs, kein Problem. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir das Gestell hier aufbauen“, sagt er mit einem Schmunzeln. Als Hilfsmittel stehen dem Team außerdem ein Teleskoplader sowie eine Hebebühne (Steiger) zur Verfügung.

Die Feinjustierung vom Podest aus übernehmen zwei Bauhofmitarbeiter
Während der obere Kranz der Stahlpyramide mit dem Teleskoplader von der Ladefläche des Kleinlasters gehievt wird, fährt Uwe Schaaf schon einmal mit dem Steiger nach oben, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Aus 12 Meter Höhe bekommt alles, was sich auf dem Marktplatz tummelt, plötzlich eine ganz andere Dimension. Was man vom Steiger aus aber ebenfalls gut beobachten kann, ist, wie das Stahlgestell passgenau in die dafür vorgesehenen Nuten eingelassen wird. Für die Feinjustierung macht der Chef des Bauhofs den Platz auf dem Steiger dann für zwei seiner Mitarbeiter frei. Die beiden geben von oben nun dem Fahrer des Teleskopladers auf dem Marktplatz millimetergenaue Anweisungen, auf welche Höhe und in welchem Winkel er das Gestell anheben muss. Sobald der Stahlriese auf seinem Platz ist, werden die entsprechenden Schrauben festgezogen, damit das Gestell nicht mehr umfallen kann.

Es muss jetzt nur noch mit Gurten an zwei Betonklötzen gesichert werden, damit es weder umfallen noch umgestoßen werden kann.
Uwe Schaaf, Leiter des Cochemer Bauhofs
Obwohl alles ganz leicht aussieht, hat das Spektakel auf dem Marktplatz für einen kleinen Menschenauflauf gesorgt. „Man sieht schließlich nicht alle Tage, wie der Weihnachtsbaum zusammengesetzt wird“, sagt Inge Bleser, die zufällig vorbeigekommen ist. Nach nur zwei Stunden haben die Bauhofmitarbeiter das Gestell fest auf dem Marktplatz verankert. „Es muss jetzt nur noch mit Gurten an zwei Betonklötzen gesichert werden, damit es weder umfallen noch umgestoßen werden kann“, erklärt Schaaf. Später, wenn der Baum mit Kugeln behangen und mit Lichterketten versehen ist, sind weder Stahlkonstruktion noch die beiden Betonklötze mehr sichtbar. „Die Klötze sind sogenannte Beton-Lego-Klötze und wiegen jeweils rund 600 Kilogramm. Das reicht, um das Gestell vorm Umfallen zu sichern“, sagt Schaaf.

Das Vorbild für das Cochemer Modell stand im Ruhrgebiet
Vor einigen Jahren war es noch so, dass man eine große Tanne von 12 bis 14 Meter Höhe gefällt und zum Marktplatz transportiert hat. „Das war ein Riesenaufwand, für den schweres Gerät notwendig war“, erklärt Schaaf. Damit der Baum nicht beschädigt wurde, brauchte es einen Kran sowie einen Sondertransport. „Dann haben wir irgendwann gesehen, dass im Ruhrgebiet die angeblich größte Tanne Deutschlands stand. Und die war nicht am Stück, sondern aus einzelnen Bäumen zusammengesetzt“, fügt Schaaf an. Kurzerhand beschlossen die Cochemer, mithilfe einer ortsansässigen Metallbaufirma ebenfalls ein Stahlgestell zu bauen, das 58 kleine Tannen aufnehmen kann. Das Ergebnis sorgt seither in jedem Jahr für Aufsehen, denn der Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz scheint dank der vielen kleinen Bäume perfekt gewachsen.

Insgesamt hat der Leiter des städtischen Bauhofs in diesem Jahr 250 Tannenbäume organisiert. Nicht alle sind für den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz gedacht. „Dafür brauchen wir nur 58 Stück. Für das kleinere Gegenstück auf dem Endertplatz genügen sogar 17 Bäume“, sagt Schaaf. Weitere Tannen werden im gesamten Stadtgebiet verteilt: auf Plätzen, vor den Kirchen und Läden. Die jeweiligen Anwohner oder Ladenbesitzer kümmern sich dann um den entsprechenden Baumschmuck.

So viele Weihnachtsbäume zu organisieren, ist nicht ganz einfach. „250 Stück sind ja schon eine Hausnummer“, sagt Schaaf. In diesem Jahr werden die benötigten Nadelbäume aus privaten Schonungen in Lahr im Hunsrück und Nürburg in der Eifel angeliefert.
Als Baumschmuck für den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz hat man sich für rote Plastikkugeln entschieden. „Die gehen nicht so leicht kaputt. Obwohl die Kugeln, die in greifbarer Höhe hängen, leider sehr oft von Passanten beschädigt werden“, bedauert Schaaf. Zum Baumschmuck gehören auch 300 Meter Lichterketten, die in den Zweigen verteilt werden.

Die Schokoladenseite wird nach außen gedreht
Sobald die Tannen angeliefert sind, kommt das Team der Bauhofmitarbeiter wieder zum Einsatz. Verteilt werden die Bäume in dem Stahlgerüst dann von oben nach unten. Der Einbau erfordert ein gutes Augenmaß. „Die Bäume sind sogenannte Lampenbäume, die auf einer Seite schön rund gewachsen, aber auf der anderen Seite eher platt sind“, schmunzelt Schaaf. Es gilt also, die jeweilige Schokoladenseite sichtbar nach außen zu drehen. „Lampenbäume sind im Einkauf günstiger als Premiumbäume, die von jeder Seite gut gewachsen sind. Aber im Gesamtbild ist das später nicht mehr zu erkennen“, fügt Schaaf an.

Bis der Baum ein perfektes Bild bietet, ist Geduld gefragt. Immer wieder muss einer der Mitarbeiter den Baumriesen von allen Seiten betrachten und die einzelnen Bäume müssen von einem weiteren Mitarbeiter so lange gedreht werden, bis die Optik stimmt. Das ist eine Heidenarbeit, doch sie lohnt sich. Denn pünktlich vor der Eröffnung des Cochemer Weihnachtsmarkts am Freitag, 22. November, erstrahlt der Christbaum auf dem Marktplatz dann in vollem Glanz und sorgt für vorweihnachtliche Stimmung.