200 Jahre Weinbau in Eller
Wie ein Wiener als Winzer an die Mosel kam
200 Jahre Tradition: Kathrin und Daniel Oster führen heute das Familienweingut in Eller.
Ulrike Platten-Wirtz

Vor 200 Jahren haben die Vorfahren von Kathrin Oster in Eller ein Weingut gegründet. Obwohl die junge Frau eigentlich andere berufliche Pläne hatte, führt sie jetzt mit ihrem Mann, einem Österreicher, die Familientradition fort.

Bloß keinen Winzer heiraten, so lautete jahrelang das Credo von Kathrin Oster, die in einem Winzerbetrieb in der Bachstraße in Eller aufgewachsen ist. Den Familienbetrieb, der in diesem Jahr 200 Jahre alt wird, weiterzuführen, lag der heute 43-Jährigen lange Zeit fern. Doch wie so oft im Leben kam es anders als gedacht. Seit 2013 lebt Kathrin Oster wieder in ihrem Heimatort und hat dort gemeinsam mit Ehemann Daniel, einem Österreicher, das Weingut der Eltern übernommen.

Riesling mit den Namen Paul und Fine sind eine Hommage der jungen Generation an die Großeltern.
Ulrike Platten-Wirtz

Neben der klassischen Rebsorte Riesling sind inzwischen bei Wein+Gut Oster auch Exoten wie Grüner Veltliner, Roter Riesling, Pinot Menieur (Schwarzriesling) und gelber Burgunder zu finden. Es gibt Etiketten mit originellen Namen wie „Nix damit gemacht“ oder „Schnüss Bomb“. Die Speisekarte der Straußwirtschaft, die von Mai bis Ende August geöffnet hat, weist mit Surschnitzel eine typisch österreichische Spezialität auf. „Das alles ist dem Einfluss meines Mannes zu verdanken“, erklärt Kathrin Oster.

Wie kam es, dass der Österreicher Winzer an der Mosel wurde? Eine längere Geschichte. „Es war aber nicht so, dass meine Frau mich an die Mosel gebracht hat, sondern vielmehr ist sie meinetwegen zurückgekommen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Witzige Namen tragen mitunter die Weine des Familienweingutes.
Ulrike Platten-Wirtz

Da Kathrin Oster ursprünglich gar nicht in die Fußstapfen der Eltern treten wollte, zog es sie zur Ausbildung als Ergotherapeutin zuerst nach Karlsruhe und dann zum Job nach Wien. Dort lernte sie Daniel, ihren späteren Ehemann, kennen, der zu dieser Zeit als Heilerziehungspfleger arbeitete. Nach mehreren Besuchen an der Mosel bei Kathrins Eltern hat sich der junge Österreicher nicht nur in die Gegend, sondern auch in den Beruf des Winzers verliebt. „Als Daniel 2009 mit der Idee um die Ecke kam, eine Ausbildung zum Winzer zu machen, war ich nicht besonders erbaut darüber“, gesteht Kathrin Oster. Sie schickte ihren Mann absichtlich zwischen November und Januar zum Praktikum nach Eller. „In dieser Zeit ist es ja an der Mosel eigentlich nicht so schön“, sagt sie. Genützt hat es ihr nichts: Daniel kam voll Begeisterung zurück, sein Entschluss, den Beruf des Winzers zu erlernen, hatte sich gefestigt. Ausgebildet wurde er dann in einem renommierten Weingut in Wien. „In Österreich ist es eher üblich, Weinbau zu studieren, statt eine Ausbildung zu machen, deshalb war Daniel der erste Azubi in dem Wiener Weingut“, weiß seine Frau.

Neue Rebsorten und Anbaumethoden etabliert

Seine Erfahrungen aus Wien hat er nun mit an die Mosel gebracht. Dazu gehören unter anderem die bereits genannten Rebsorten und die Idee des Stockcuvées. „In Österreich ist es gängig, in einem Weinberg mehrere Rebsorten anzubauen, die dann zusammen geerntet und vergoren werden“, sagt er. Diese Methode ist zwar in Deutschland nicht erlaubt, wohl aber kann man verschiedene Rebsorten vorm Vergären miteinander mischen. Das Ergebnis ist dann dasselbe.

Viele Hände, schnelles Ende. Erntehelfer vom Weingut Oster nach der Lese vor rund 50 Jahren.
Leonie Gossler

In der 200-jährigen Geschichte des Weinguts Oster gab es schon manchen Umweg. „Mein Opa kam zum Beispiel als Quereinsteiger aus Düsseldorf nach Eller, um das Weingut seiner Onkel zu übernehmen, die keine Nachfolger hatten“, erklärt Kathrin Oster. Er fand in Eller nicht nur seine berufliche Zukunft, sondern lernte auch seine Frau Josefine kennen. Zwei Weine, Paul und Fine, erinnern bis heute an das Winzerehepaar. Kathrins Vater, der in Geisenheim Weinbau studiert hat, führt mit seiner Frau das Weingut weiter. „Als mein Vater vor mehr als zehn Jahren erkrankte, war für uns der Zeitpunkt gekommen, an die Mosel zurückzukehren“, erklärt die Winzertochter. Über die elterliche Unterstützung im Betrieb sind die Osters bis heute sehr froh. Zumal Kerstin noch in ihrem Beruf als Ergotherapeutin, inzwischen als Leiterin einer therapeutischen Fachschule in Koblenz, tätig ist.

Der Service ist wie in Österreich Männersache

In ihrer Freizeit steht sie mit ihrer Mutter in der Küche der Straußwirtschaft und bereitet Speisen zu. Den Service hingegen übernehmen, ganz nach österreichischem Vorbild, die Männer. Die Straußwirtschaft, die 1986 vom Vater erbaut wurde, hat inzwischen auch ein Update erfahren, mit größeren Fensterflächen und modernen Möbeln. Auch wenn Kathrin Oster keine Winzerin ist, von 2000 bis 2002 hat sie dennoch als Weinkönigin die Familientradition fortgesetzt. „Auch meine Oma Josefine war in den 1950ern Weinkönigin in Eller, und meine Mutter, die ja von der Obermosel stammt, war in ihrem Heimatort schon Weinkönigin“, bestätigt sie.

Paul-Heinz und Josefine Oster, die Großeltern von Kathrin Oster, in den 50er-Jahren. Oma Fine war damals Weinkönigin in Eller.
Ulrike Platten-Wirtz

Zum 200-jährigen Bestehen des Weinguts wird es in der Bachstraße ein Fest geben. Am Samstag, 3. Mai, ist das Weingut ab 15 Uhr geöffnet. Als Besonderheit können Weine der vergangenen Jahrzehnte probiert werden, aber auch die neuen stehen zur Verkostung. Moselweinkönigin Anna Zenz hat ihren Besuch angekündigt, und ab 18.30 Uhr gibt es Livemusik mit der Band Mark Schelzke und Friends.

Nähere Infos unter www. weingut-oster.de

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