Auf einer Grundfläche von 30 Quadratmetern wird die Szene von der Geburt Christi nachgestellt. „Anfangs, also vor 30 Jahren, war die Krippe nur rund vier Quadratmeter groß“, sagt Birgit Süß. Als ihr Mann, ein bekennender Hobbybastler, sich dazu entschloss, sich künftig um den Aufbau zu kümmern, ist die weihnachtliche Szenerie von Jahr zu Jahr gewachsen.
Zum Ensemble gehören nicht nur die klassischen Darsteller wie Maria, Josef, Jesuskind, Hirten und die Heiligen Drei Könige. In Müden bereichern auch Kamel, Elefant und sogar eine Katze die Szenerie. Zu fast jeder der rund 50 Zentimeter hohen, handgeschnitzten Holzfiguren gibt es eine Geschichte zu erzählen. Die Katze beispielsweise wurde auf ausdrücklichen Wunsch von Pastor Hermann-Josef Floeck angeschafft. „Eine Katze gehört doch nicht in die Weihnachtskrippe“, hatte Birgit Süß dem Geistlichen damals entgegnet. Doch der ließ keine Ruhe, bis der rot-weiße Stubentiger beim Herrgottsschnitzer bestellt wurde – gesponsert vom Pastor. Auch einige andere Figuren haben Paten, sprich: wurden für das Krippchen gespendet. Engel, Flötenjunge und König gehören dazu. „So ist die Krippe jedes Jahr gewachsen“, sagt Jürgen Süß. Und je mehr Figuren hinzukamen, desto größer musste die Grundplatte werden.
Irgendwann wurde die Konstruktion aus Spanplatten auf Kirchenbänken zu wackelig. Doch Süß hatte eine Idee. Er ließ eine Unterkonstruktion aus Aluminiumteilen anfertigen, die leichter aufzubauen und trotzdem stabil war. Viel Arbeit macht der Aufbau trotzdem immer noch. Gut, dass das Team um Familie Süß so eingespielt ist. „Hier hat jeder seine Aufgabe, weiß genau, wohin welches Teil kommt“, sagt Süß. Fünf Wochen lang dreht sich in der Familie alles um die Weihnachtskrippe. Von wegen besinnlicher Advent. „Wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben, fliegen auch schon mal die Fetzen“, sagt Birgit Süß mit einem Augenzwinkern. „Aber das war nur anfangs manchmal der Fall, jetzt sind die Aufgaben klar verteilt.“ Die Männer kümmern sich um die Grundplatte. Darauf kommen Wurzeln und ein Bachlauf mit Wasser, das durch eine alte Dachrinne fließt. Birgit Süß sammelt Moos, zerknüllt Felsenpapier für die Dekoration und kümmert sich um die Figuren.
Bis die Krippe steht, muss ganz schön rangeklotzt werden. Um das Landschaftsbild zu gestalten, braucht es etliche Steine. „Während eines Urlaubs in Kärnten haben wir in einem Steinbruch mal welche entdeckt, die genau gepasst haben“, sagt Birgit Süß. Die Steine wurden gekauft und kurzerhand ins Auto verladen. Aus Platzmangel mussten die Söhne anschließend mit dem Zug nach Hause fahren ... Noch heute müssen alle Familienmitglieder über diese Aktion schmunzeln.
Zum Gesamtbild der Weihnachtskrippe gehören auch Malereien auf Leintuch. Die Bilder von Michael Speer vom Valwigerberg bilden beispielsweise den Hintergrund für die ankommenden drei Könige. Einer der Könige ruht auf den Knien. „Ich habe zu meinem Mann gesagt, der eine kann doch nicht dauernd auf den Knien ,hutschen'“, sagt Birgit Süß. Also wurde kurzerhand ein weiterer stehender König angeschafft, der sich mit dem knienden abwechselt. Erst am Heiligabend wird das Krippchen fertig sein. Mit der Heiligen Familie, Hirten und Königen und allen Tieren. Per Knopfdruck fängt der Bach an zu plätschern, und die Brunnen werden mit Wasser gefüllt. Ein kleiner Motor unter der Grundplatte sorgt außerdem dafür, dass das Lagerfeuer, ein gefärbter Stofflappen, täuschend echt wirkt.
Von Heiligabend bis zum 7. Januar kann die originelle Weihnachtskrippe in der Müdener Pfarrkirche besichtigt werden. Unter den wachsamen Augen von ehrenamtlichen Helfern.
Die Kirche ist in der Zeit von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist frei, wer möchte kann zur Erhaltung der Figuren gern eine Spende geben.