Stadtführer Peter Kaes erzählt über den Bettelorden, der vor knapp 200 Jahren in dem heutigen Kulturzentrum residierte
Wie die Kapuziner auf dem Klosterberg in Cochem lebten: Stadtführer Peter Kaes erzählt über den Bettelorden
Stadtführer Peter Kaes erzählt über den Bettelorden, der vor knapp 200 Jahren in dem heutigen Kulturzentrum residierte.
Annika Wilhelm

Bis zum hoch gelegenen Kapuzinerkloster, dem Ziel der Stadtführung, macht die Touristengruppe an ein paar Stationen in der Stadt Cochem halt. Das Gebäude auf dem Klosterberg diente einst vielen Brüdern des katholischen Bettelordens als Zuhause. Der wohl bekannteste von ihnen ist Martin von Cochem.

Vom damaligen Leben der Kapuziner ist in dem historischen Gebäude zwar kaum noch eine Spur, da es aufwendig zu einem modernen Kulturzentrum umgestaltet wurde. Stadtführer Peter Kaes gelingt es aber dennoch, anschaulich darzustellen, was auf dem Gelände damals passiert ist.

Kaes erzählt: „Die Treppen hochzuhetzen ist viel zu hektisch, darum haben wir das Kapuzinerkloster mit einer kleinen Stadtführung verbunden.“ Hierbei erfährt die Gruppe Details über die 13 Stadttore, die bunten Fenster der St.-Martin-Kirche, die es in der Form nur in Cochem und in London gibt, und die Geschichte hinter dem Winzerbrunnen (Bockbrunnen). Während sich der Weg zum Kapuzinerkloster durch die engen Gassen schlängelt, berichtet Peter Kaes über die ältesten Häuser, an denen die Gruppe vorbeikommt. Auf dem Klosterberg angekommen, erzählt er: „Früher stand hier die Burg Kemplon. Die wurde dann 1625 abgerissen und das Kapuzinerkloster errichtet.“

Seit 1810 kein Klosteralltag mehr

Fast 200 Jahre hatte der Kapuzinerorden hier eine Einrichtung, bis diese 1810 geschlossen und nie wieder als Kloster genutzt wurde. Danach wurde das Gebäude zum Hospital für französische Soldaten und anschließend zum Schulgebäude. Die Stadt Cochem hat 1974 das Gebäude gekauft und daraus ein Kulturzentrum gemacht. Peter Kaes sagt: „Heute ist vom Klosterleben kaum noch etwas zu sehen.“ Die unterschiedlichen Räume können heute nämlich für private und öffentliche Veranstaltungen gebucht werden.

So wird der größte Raum gerne als Festsaal für Hochzeiten oder Konzerte genutzt. Damals diente dieser als Kirchenschiff. Der Hochaltar steht heute in Andernach, die beiden Seitenaltäre jeweils in Peterswald und Ahrweiler. Über die originalen Steinplatten auf dem Boden sind damals aber auch schon die Kapuziner geschritten.

Im Klostergarten, der als Innenhof angelegt ist, erzählt Peter Kaes, warum das Kloster beliebt war: „Wenn einer aus der Familie ins Kloster ging, hat man Ansehen gewonnen. Leute gingen aber auch oft ins Kloster, um ein sorgloses Leben zu führen. Es gab immer etwas zu essen und man durfte ein Handwerk erlernen, was lange nicht jeder durfte.“

Gemeinsamer Speise- und Schlafsaal verbindet

Zurück im Inneren des Kapuzinerklosters, geht es zum Refektorium, dem damaligen Speisesaal. Kaes betont: „Nach der Kirche war das der wichtigste Raum, denn hier haben sich alle zum Essen versammelt.“ Gegessen wurde aber im Stillen: Niemand hat gesprochen, außer eine Person, die gebetet hat.

Im Obergeschoss schliefen die Kapuziner: Das Dormitorium wurde erst im 18. Jahrhundert angebaut und in die alte Stadtmauer integriert. Oft gab es Klöster mit Zellen, in Cochem gab es einen gemeinsamen Schlafsaal. Hier steht heute außerdem eine Mönchskutte. Von dem braunen Gewand stammt auch der Name der Kapuziner, da dieses mit einer Kapuze ausgestattet ist. Kaes erzählt: „In dieser Kutte gingen die Brüder auf die Straße, um sich Essen und Geld zu erbetteln.“ Der Nonnengarten ist die letzte Station der Führung: Bei einer der schönsten Aussichten über Cochem mit Blick auf die Reichsburg schenkt Peter Kaes den Teilnehmern Wein aus und lässt die Führung ausklingen.

Die Führung findet jeden Dienstag um 10 Uhr statt und kostet 14 Euro. Anmeldung bei der Tourist-Info Cochem, Tel. 02671/ 600 40 oder info@ferienland-cochem.de

Von unserer Reporterin Annika Wilhelm

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