„Es fehlt einfach ein wichtiger Ort für das Dorfleben“, sagt Münch, vor allem fehle auch der unkomplizierte Austausch zwischen den Vereinen. Für die Gaststätte „Zur Linde“ konnte die Betreiberin allerdings keinen Nachfolger finden, das Gebäude wurde in ein Wohnhaus umgebaut, Gamlen steht ohne Theke da.
Dieses Schicksal teilt Gamlen mit weiteren Dörfern. Seit Mai ist die Traditionskneipe Schmitz in Urmersbach geschlossen. Aus gesundheitlichen Gründen können weder Irmgard Schmitz noch ihr Sohn die große und beliebte Gaststätte weiterführen. „Wir hoffen alle, dass jemand noch übernimmt“, sagt Ortschef Thilo Schmitt. Bisher gab es laut Schmitz zwei Anfragen, die aber nicht gepasst haben. „Wenn man ehrlich ist, kann man von der Gaststätte alleine heute nicht mehr überleben. Da müsste schon ein guter Koch übernehmen, das würde funktionieren“, sagt Irmgard Schmitz. Für Urmersbach ist die Schließung ein herber Verlust. Nicht nur der Thekenbetrieb fehlt, in dem großen Saal der Gaststätte trafen sich die Senioren, zur Kirmes und an Karneval feierte hier das gesamte Dorf, und auch viele Hochzeiten wurden dort gefeiert.
Die Kneipe als Kommunikationszentrum, davon ist auch Bürgermeister Achim Marzi überzeugt. An den Ortschef wurde die Idee herangetragen, dass ein Verein im ehemaligen Gemeindehaus eine Alternative schaffen könnte. Mittlerweile hat der Gemeinderat die entsprechenden Beschlüsse bereits gefasst. In den Räumlichkeiten des derzeitigen Jugendraums, der erst seit einigen Monaten dort untergebracht ist, soll die Bürgergastwirtschaft entstehen. 30 Gamlener haben sich in einer Umfrage bereit erklärt, den Betrieb der Kneipe ehrenamtlich zu unterstützen. „Die Diskussion um den Jugendraum ist dabei das größte Problem“, sagt Marzi. Der Treff für Jugendliche war 25 Jahre lang in Containern untergebracht, die mittlerweile in einem desolaten Zustand sind. Jetzt sollen neue beschafft werden und wieder neben dem alten Schulgebäude einen Platz finden. Auch die Garage, in der die Gemeindemitarbeiter ihr Material abstellen, wird für das Projekt geräumt.
Sollte der entsprechende Nachtragshaushalt genehmigt werden, steht dem ersten Schritt, dem Umbau des Jugendraumes – 15.000 Euro sind eingeplant – nichts im Wege. Die Gamlener wollen allerdings noch einen Schritt weitergehen. Bundestagsabgeordneter Peter Bleser aus Brachtendorf machte die Gemeinde auf das Förderprogramm „Landkultur“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufmerksam. Sollten zusätzliche kulturelle Angebote aus den Bereichen Begegnung, Geselligkeit, Austausch oder Integration entstehen, könnte die Gemeinde bis zu 200.000 Euro in einen Umbau investieren. Welche Ideen die Eifler einbringen und wie die Kneipe aussehen soll, besprechen die Gamlener bei einer weiteren Versammlung am 14. Juli um 19 Uhr im Gemeindehaus.