Arztversorgung an der Mosel
Wer ins Zeller Gesundheitszentrum zieht
Aus Sicht der Dernbacher Trägergesellschaft Katharina Kasper ViaSalus ist das Aus des stationären Betriebes im Zeller Krankenhaus beschlossene Sache.
Birgit Pielen

Eine Kurzzeitpflege, ein Hospiz sowie eine umfangreiche ambulante Struktur sollen am bisherigen Krankenhausstandort in Zell aufgebaut werden. Was ist der Stand der Dinge? Unsere Zeitung hat bei der Katharina-Kasper-Gruppe nachgefragt.

Aus Sicht der Dernbacher Trägergesellschaft Katharina Kasper ViaSalus ist das Aus des stationären Betriebes im Zeller Krankenhaus beschlossene Sache. Allen Ärzten, allem Pflegepersonal ist schon im vergangenen Jahr gekündigt worden. Einige haben bereits den Arbeitgeber gewechselt. Kann der stationäre Betrieb noch bis zum bitteren Ende am 30. Juni 2025 aufrechterhalten werden? Und wie steht es um das große Gesundheitszentrum, das am bisherigen Standort entwickelt werden soll? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

1 Wie lange läuft der stationäre Betrieb im Mittelmosel-Klinikum noch?

Laut der Pressesprecherin der Katharina-Kasper-Gruppe, Melissa Lenz, bleibt der stationäre Betrieb weiter aufrechterhalten. Gleichzeitig bestätigt sie, dass „i m Zuge der Schließung allen Mitarbeitern, die in der stationären Versorgung tätig sind, die Kündigung zum 30. Juni 2025 übergeben wurde“. Es seien derzeit aber noch ausreichend Ärzte vor Ort, um die vollumfängliche Notfallversorgung aufrechtzuerhalten. „Es haben uns bisher nur vereinzelt Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen vorzeitig verlassen“, heißt es. „Bisher kam es nur zu vereinzelten Abmeldungen, aber das ist auch in der Vergangenheit aufgrund verschiedener Aspekte immer wieder notwendig gewesen. Der Betrieb wird derzeit weiterhin 24/7 aufrechterhalten. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass unser Ziel, den Betrieb bis Ende Juni aufrechtzuerhalten, nicht erreicht wird.“

"Ihr lasst uns ausbluten", befürchten viele Menschen an der Mosel und treffen sich seit vielen Wochen jeden Montag zur Mahnwache am Krankenhaus.
Birgit Pielen

2 Wird Klinikpersonal in dem neuen System übernommen?

Dazu erklärt Melissa Lenz: „Andere Gesellschaften unserer Gruppe beabsichtigen, eine Kurzzeitpflege und ein Hospiz zu gründen sowie eine umfangreiche ambulante Struktur in Zell aufzubauen. Dafür wird Personal benötigt. Wir freuen uns, wenn viele unserer Mitarbeiter in die neuen Strukturen wechseln.“

3 Wie sehen aktuell die Planungen für das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) aus, das zum großen Gesundheitszentrum ausgebaut werden soll?

Im MVZ laufen laut dem Träger die Beantragungen für Radiologie, Kardiologie und die Hausarztakquise. „Leider stehen noch die Zulassungen und auch eventuelle Anhörungen aus, sodass wir noch keine finalen Positivrückmeldungen geben können“, erklärt Pressesprecherin Melissa Lenz. „Der Aufbau des ambulanten OP-Zentrums hat bereits begonnen, sodass das MVZ hier bereits weiter ausbauen konnte und in der Umsetzung ist. Das ambulante Therapiezentrum befindet sich kurz vor der Finalisierung und bedarf nur noch der Personalakquise.“ Bei dem ambulanten Therapiezentrum handelt es sich um eine physiotherapeutische Praxis, die ambulant an der Physiologie und Pathologie orientierte Bewegungstherapie anbietet und dafür verschiedene Behandlungstechniken einsetzt. Physiotherapie wird eingesetzt bei Störungen des Bewegungsapparates, des zentralen und peripheren Nervensystems sowie bei Erkrankungen der inneren Organe und der Psyche.

4Was wird aus der Neurologie/Psychiatrie, der Kardiologie, der Gastroenterologie, Gynäkologie, der HNO und den Kinderärzten?

„Bereits jetzt im MVZ existierende Arztpraxen werden weitergeführt, da sie nicht mit der Krankenhausschließung im Zusammenhang stehen“, heißt es seitens der Katharina-Kasper-Gruppe. „Weitere Praxen möchte das MVZ gerne eröffnen, diese warten jedoch auf die notwendigen Zulassungen.“

Was passiert mit der Dialyse und anderen medizinischen Angeboten?
Birgit Pielen

5 Was passiert mit dem Dialysezentrum?

Seit einiger Zeit gibt es Gerüchte, das Dialysezentrum in Zell würde schließen. Eine Vertreterin der Bürgerinitiative zum Erhalt des Krankenhauses sagte bei einer öffentlichen Kreistagssitzung im Dezember wörtlich: „Zusätzlich droht der Verlust des Dialysezentrums.“ Aber stimmt das überhaupt? Dazu erklären die Dernbacher: „Die Dialyse befindet sich nicht in unserer Verantwortung, sondern ist eine dritte Praxis, die auf unserem Gelände Flächen angemietet hat. Wir arbeiten nach wie vor sehr eng und vertrauensvoll mit der Praxis im Sinne unserer gemeinsamen Patienten zusammen.“ Das Dialysezentrum wiederum teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Wir möchten das Dialysezentrum in Zell weiterführen. Die Praxis ist eine wichtige Säule in der Versorgung von Menschen mit Nierenerkrankungen in der Region, und wir haben ein großes Interesse, die dortige Gesundheitsversorgung zu stärken. Ein geplantes Gespräch mit dem Krankenhaus steht noch aus, weshalb wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dazu sagen können.“ In Zell werden aktuell 35 Dialysepatienten behandelt und etwa 400 Sprechstundenpatienten. Man werde immer wieder von Patienten auf die Gerüchte angesprochen, teilte ein Mitarbeiter mit. Dabei habe man erst kürzlich neues Personal eingestellt. Ein weiterer Standort des Dialysezentrums ist Cochem.

6 Ändern die großen Proteste aus der Bevölkerung etwas an der Krankenhausschließung? Können sich die Menschen Hoffnung machen?

„Wir nehmen die Rückmeldungen ernst und sind uns der Bedeutung des Klinikums für die Region bewusst“, teilen die Dernbacher mit. „Die bestehende Struktur ist jedoch nicht zukunftsfähig, sodass die eingeleiteten Maßnahmen leider erforderlich sind.“

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