Im Blankenrather Seniorenhaus sind Haustiere willkommen
Wenn Oma mit ihrer Katze ins Heim zieht: In Blankenrath geht es tierisch zu
Agnes Zirwes lebt gemeinsam mit ihrer Katze Mausi im Seniorenheim.
Ulrike Platten-Wirtz

Charly ist der Star im ersten Obergeschoss des Alloheim Seniorenhauses Waldpark in Blankenrath. Als sein Frauchen, Inge Hermann aus Krastel (Rhein-Hunsrück-Kreis), vor einigen Wochen hier einzog, durfte der rotbraune Perserkater mit. „Das hat mir den Umzug erleichtert“, sagt die Bewohnerin. Seit fünf Jahren ist der Kater, der optisch an den Filmkater Garfield erinnert, treu an Inge Hermanns Seite.

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Inge Hermann ist gemeinsam mit ihrem Perserkater Charly in das Seniorenheim in Blankenrath gezogen.
Ulrike Platten-Wirtz

Dass die 80-Jährige das Tier nun mit ins Seniorenheim bringen konnte, ist mitunter der Verdienst von Ursula Wickert-Müller. Die Einrichtungsleiterin der Seniorenresidenz ist nicht nur tierlieb, sondern besitzt selbst auch Katzen sowie einen Hund, der sie regelmäßig zur Arbeit begleitet. Zudem ist Wickert-Müller davon überzeugt, dass die Tiere sich positiv auf das Wohlbefinden der Bewohner auswirken. „Für viele pflegebedürftige Menschen ist ihr Haustier ein wichtiger Bezugspunkt und quasi Familienangehöriger“, sagt sie.

Katzen dürfen sich frei bewegen

Im Juli dieses Jahres holte Wickert-Müller vier Katzen von der Tierhilfe Rhein-Hunsrück ins Haus. Biggi, Angie, Milly und Schatzi leben seitdem sozusagen als Freigänger auf zwei Wohnbereichen und lassen sich nur zu gern von den Bewohnern streicheln und verwöhnen. „Dreimal täglich werden die Katzen an einem festen Platz gefüttert, ansonsten können sie sich frei im Haus bewegen“, sagt Wickert-Müller.

Rund 40 Prozent der Menschen, die in ein Altenheim ziehen, besitzen ein Haustier. Der Gedanke, das Tier weggeben zu müssen, ist belastend für sie.

Ursula Wickert-Müller, Einrichtungsleiterin der Seniorenresidenz

Da Katzen in der Regel freiheitsliebende Tiere sind, wird es ihnen auch nicht verwehrt, auszugehen. Die Katzen setzen sich bei Bedarf einfach vor die Eingangstür und warten darauf, bis jemand sie herauslässt. Genauso funktioniert es auch umgekehrt, wenn die Tiere nämlich wieder hinein möchten, klopfen sie entweder mit den Pfoten an ein Fenster, oder warten einfach maunzend vor dem Eingang, bis geöffnet wird.

„Als ich hörte, dass hier Katzen einziehen, habe ich mich sofort gemeldet“

So jedenfalls macht es Mausi, die Graugetigerte von Agnes Zirwes. Die 84-jährige Telligerin hat ihr ganzes Leben mit Haus- und Nutztieren verbracht. „Wir hatten immer auch eine kleine Landwirtschaft, mit Hühnern, Katzen und Hund“, sagt sie. Im Seniorenheim Waldpark lebt Agnes Zirwes seit rund zwei Jahren. Mausi und die Seniorin haben sich vor rund vier Wochen kennengelernt und sogleich gut verstanden. „Als ich hörte, dass hier Katzen einziehen, habe ich mich sofort gemeldet“, sagt die Seniorin.

Agnes Zirwes lebt gemeinsam mit ihrer Katze Mausi im Seniorenheim.
Ulrike Platten-Wirtz

Ihre Katze ist Fremden gegenüber zwar noch so scheu, dass sie sich gleich unter dem Lesesessel versteckt, als Besuch hereinkommt. Doch mit ihrem Frauchen ist sie bereits bestens vertraut. „Mausi folgt mir auf Schritt und Tritt, sogar ins Bad“, schmunzelt Agnes Zirwes. Ihr Zimmer im Erdgeschoss erleichtert es der Samtpfote, zum Freigang raus zu gehen. „Wenn sie draußen genug hat, setzt sie sich auf die Fensterbank und möchte reingelassen werden“, freut sich die Bewohnerin.

Senioren müssen sich um ihre Haustiere selbst kümmern

Das Zusammenleben von Tier und Mensch im Seniorenheim hat nach Ansicht der Einrichtungsleiterin aufbauende Auswirkungen auf die Psyche der Bewohner. Nicht zuletzt weckt therapeutisches Streicheln auch positive Emotionen an früher. „Rund 40 Prozent der Menschen, die in ein Altenheim ziehen, besitzen ein Haustier. Der Gedanke, das Tier weggeben zu müssen, ist belastend für sie“, weiß Wickert-Müller. Die Einrichtungsleiterin unterstützt es deshalb, wenn die Heimbewohner ihre Tiere mitbringen möchten. Einzige Voraussetzung ist, dass die Senioren selbst in der Lage sind, sich um die Tiere zu kümmern.

„Personell würden wir es nicht hinbekommen, allen Tieren gerecht zu werden und beispielsweise mit Hunden Gassi zu gehen“, erklärt sie. Den Bewohnern mit der eigenständigen Versorgung ihres Haustiers eine verantwortliche Aufgabe zu geben, hat laut der Expertin sowohl psychologisch als auch therapeutisch positive Auswirkungen. Doch auch wer ohne Haustier einzieht, profitiert von dem tierischen Miteinander. „Für alle Bewohner ist spürbar mehr Leben im Haus und sie fühlen sich sichtlich wohler“, sagt Wickert-Müller. Die Einrichtungsleiterin hofft, dass die Alloheim-Idee Schule macht, und das Halten von Haustieren in Pflegeeinrichtungen zur Normalität wird.

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