"Damals bei der Moselbahn": Unter Manfred Simons Mitarbeit entstand eine Neuauflage des Buches mit vielen Fotos
Weinselig mit der Moselbahn unterwegs: Das „Saufbähnchen“ weckt alte Erinnerungen
Manfred Simon sammelt seit mehr als 30 Jahren alles über die Geschichte der Moselbahn. Dazu zählen alte Urkunden, Fahrkarten, Bahnhofsschilder aber vor allem auch rund 50.000 Fotos. In der Eltzerstraße in Pünderich ist diese Sammlung in Simons privatem Eisenbahnarchiv zu sehen. Foto: Christian Simon
Christian Simon

Pünderich/Trier/Bullay. Im Volksmund wurde sie liebevoll das „Saufbähnchen“ genannt. Die Rede ist von der Moselbahn, die so sehr wie keine andere Bahnstrecke in Deutschland mit Geschichten und Histörchen behaftet ist. Bereits im Jahr 2002 widmete der Verlag Kenning in Nordhorn der 1962 stillgelegten Kleinbahn ein Buch. Verleger Ludger Kenning, Hauptautor des umfangreichen, liebevoll gestalteten Werks, konnte dabei auf das Archiv des Pünderichers Manfred Simon zurückgreifen.

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Der 63-Jährige sammelt seit mehr als 30 Jahren alles über die Geschichte der Moselbahn. Dazu zählen alte Urkunden, Fahrkarten, Bahnhofsschilder, aber vor allem auch rund 50.000 Fotos. In der Eltzerstraße in Pünderich ist diese Sammlung in Simons privatem Eisenbahnarchiv zu sehen.

Die 3500 Exemplare der ersten Auflagen waren schnell vergriffen. Im Oktober 2020 entschied sich der Verlag zu einer neuen, völlig überarbeiteten Auflage. Unter Mitarbeit von Manfred Simon, Jochen Fink und Helmut Reichelt und Hauptautor Ludger Kenning entstand in kurzer Zeit ein noch umfangreicheres Zeugnis über die legendäre Zugstrecke, die zwischen Trier und Bullay verkehrte.

Hatte das vor knapp 20 Jahren erschienene Buch bereits 272 Seiten, so ist jetzt der Umfang auf 432 Seiten angewachsen. Erstmals sind auch historische Farbfotos abgedruckt. Noch mehr Details, noch mehr Wissenswertes hat die neue Auflage zu bieten. In 36 Moselorten von Trier bis Bullay machte die Bahn halt, alle Orte mit ihren Bahnhöfen und Gleisanschlüssen werden beschrieben. Allein Traben-Trarbach widmet es acht Seiten. Der gesamte, sich mit der Zeit ständig modernisierende Fahrzeugpark ist in Wort und Bild dokumentiert, die Krisenjahre während der Weltkriege werden ebenso beschrieben wie die Wirtschaftswunderjahre. Viele Menschen sind abgebildet: Arbeiter beim Gleisbau und in den Ausbesserungswerken, Zugführer, Bahnhofsvorsteher, Bahnhofswirte, Männer beim Beladen von Weinfässern und auch örtliche Empfangskomitees bei der Einfahrt eines Sonderzuges.

Das Buch ist eine wahre Fundgrube für Historiker und Eisenbahnfans. Fast 120 Jahre sind verstrichen, seit der erste Abschnitt der Moselbahn in Betrieb ging. Gebaut wurde die 103 Kilometer lange Regelspurstrecke von der 1899 gegründeten Moselbahn AG in drei Teilen. Im August 1905 war die teuerste und längste deutsche Kleinbahn vollendet.

Wie die im Volksmund „Saufbähnchen“ genannte Bahnstrecke zu diesem Namen kam, weiß Manfred Simon zu berichten. Schon kurz nach ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1903 sei die Moselbahn zu einer touristischen Attraktion avanciert. In den Salonwägen wurden viele Moselweine angeboten, und wenn ein Fahrgast einen guten Wein in Erinnerung hatte, so konnte er dem Schaffner Bescheid geben, der dann den entsprechenden Winzer an den Bahnhof bestellte. Dort konnte der Weinliebhaber seinen Lieblingstropfen in Empfang nehmen und die Reise fortsetzen.        Christian Simon

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