Marktleiter hat mit den freiwilligen Feuerwehren der VG Kaisersesch und einer Brauerei ein Helles auf den Markt gebracht - Das Escher Löschbräu
Wehrleute sind Feuer und Flamme für „Löschbräu“

Kaisersesch. Wenn Stefan Ziegler, Edeka-Marktleiter in Kaisersesch, von seinem neuen Bier spricht, benutzt er viele Adjektive: „Schön, süffig, rund, harmonisch“ soll es schmecken. „Und im Glas ist es goldklar.“ Wenn man es richtig einschenke, setze man dem noch die Krone auf. Ziegler hat gemeinsam mit den freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinde Kaisersesch und der Lahnsteiner Brauerei ein Helles auf den Markt gebracht: das Escher Löschbräu.

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Er habe schon immer ein eigenes Bier brauen wollen, erzählt Ziegler im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. „Aber es sollte eine Idee dahinterstecken.“ Er hat sich schon verschiedene Male für die Region starkgemacht, etwa durch eine Stickeraktion mit dem Jugendförderverein (JFV) Schieferland oder durch die Unterstützung der Tafel, die während der Pandemie schließen musste.

Da er selber in der Verbandsgemeinde Daun Feuerwehrmann ist, kam er nun auf die Idee, die Feuerwehr zu unterstützen. Feuerwehrmänner und -frauen seien ja „Alltagshelden“, sagt er. Jeder normale Mensch könne ein Alltagsheld sein. Aus diesem Gedanken entstand das Etikett des hellen Bieres, dass die Düngenheimer Schülerin Hanna Metzroth designt hat. Es soll an Superman erinnern, der sich sein Hemd auszieht, unter dem der Anzug zum Vorschein kommt.

Von jeder verkauften Kiste geht ein Euro an die Feuerwehren der Verbandsgemeinde. Wobei Gerhard Knauf von der freiwilligen Feuerwehr aus Düngenheim weiß, dass das Peanuts sind für eine so große Organisation. „Damit macht man sicher keine großen Sprünge“, sagt er. Was viel schwerer wiege, sei die Aufmerksamkeit, die durch das Escher Löschbräu generiert werde. Zwar seien in den 25 freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinde noch 700 ehrenamtliche Mitglieder aktiv, doch müsse man sich um den Nachwuchs sorgen. Andere Jugendvereine hätten einen entscheidenden Vorteil. „In die Musik- und Sportvereine kann man schon sehr früh eintreten“, sagt Knauf. Dagegen sei es bei den Feuerwehren lange so gewesen, dass man erst sehr spät dazu hätte kommen können. „Ab 16 ist man in der Regel erst einsatzfähig“, erklärt Knauf. Er betont, dass es niemandes Anliegen sei, anderen Vereinen ihre Mitglieder streitig zu machen, doch müsse man die Sicherheit bedenken. „Wenn ein Fußballverein nicht mehr genug Spieler hat, dann ist das sehr ärgerlich, wenn aber die Feuerwehr keine Feuerwehrmänner und -frauen hat, dann kann das problematisch für die Bevölkerung sein.“ In Düngenheim hätten sie deswegen die Bambini gegründet, zu denen schon die Sechsjährigen kommen könnten. Dort werden die Kleinsten spielerisch auf die Kernaufgaben der Feuerwehr vorbereitet: Retten, Löschen, Bergen, Schützen; so die international weit verbreitete Zusammenfassung der Grundtätigkeiten. Zusätzlich zu den 25 freiwilligen Feuerwehren gibt es in der Verbandsgemeinde noch 15 Jugendfeuerwehren.

Als Stefan Ziegler seine Idee vom Escher Löschbräu vorgestellt habe, seien alle Feuerwehrmänner und -frauen direkt „Feuer und Flamme“ gewesen, erklärt der Edeka-Marktleiter halb ironisch. Aber die Aktion war auch begleitet von Bedenken. Die Wehrleute hätten die Befürchtung gehabt, mit dem Brauen eines Feuerwehrbieres Klischees oder Vorurteile zu bedienen – „Saufen und Feierwehr“, sagt der Feuerwehrmann Stefan Fisker. „Lieber den Brand in der Kehle löschen, als sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Wir wollen keine Sauforgien unterstützen“, erklärt Gerhard Knauf. Zwar hat die Kameradschaft bei Feuerwehrmännern und -frauen einen großen Stellenwert, exzessive Feiervorstellungen entsprächen aber nicht der Lebenswirklichkeit. Zu gefährlich sei der Job, zu komplex und anspruchsvoll die Ausbildung. „Man rollt ja nicht nur einen Schlauch aus und spritzt das Wasser ins Feuer.“

Die Gefahrenlage habe sich deutlich verschärft in den vergangenen 20 Jahren. Etwa durch neue Baumaterialien. „Früher hat man noch Holz und Pappe gelöscht, wenn ein Haus mal gebrannt hat“, sagt Knauf. Heute gebe es andere Stoffe, die viel schwieriger zu löschen seien. Man denke nur an Akkuexplosionen, die ganz andere Löschmittel benötigen, als ein brennender Papierkorb. „Übermäßiges Trinken und die Verantwortung eines Feuerwehrmannes passen nicht zusammen“, sind sich Fisker, Ziegler und Knauf einig.

Von unserem Mitarbeiter Clemens Sarholz

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