Erfolg von „Esch macht Ernst“
Was hat ein Weinfest in der Eifel verloren?
Viele Hundert Weinfreunde ließen sich das Weinspektakel im historischen Escher Ortskern auch im neunten Jahr nicht entgehen. Sie feierten zum Teil bis nach Mitternacht.
Thomas Esser

Wein und die Eifel: Für viele Anwohner der Mosel ist diese Kombination so passend wie Schnee in der Sahara. Doch vor zehn Jahren wagt Kaisersesch dieses Experiment: „Esch macht Ernst“, ein Weinfest in der Eifel.

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Das Weinfest „Esch macht Ernst“ feiert nächstes Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Ein Weinfest in der Eifel, ein Weinfest in Kaisersesch, das schien lange undenkbar. Doch 2015 wagt die Kleinstadt dieses Experiment. Unterstützt wurden die Escher von 15 Winzern aus dem Moseldorf Ernst, das sich mit seinen Steilhängen und zahlreichen Winzern als idealer Partner eignete. Der Name ist heute Programm, aber lange stand gar nicht fest, ob dieser Versuch, ein Weinfest in der Eifel, auch gut gehen kann.

Mit charmanten Begrüßungsworten eröffnete die amtierende Weinkönigin Vanessa das beliebte Escher Weinfest auf der Außenbühne des Alten Kinos.
Thomas Esser

Erst kürzlich fand das neunte Weinfest „Esch macht Ernst“ statt. Was heute zur jährlichen Normalität gehört, stand bei seiner Premiere unter ganz anderen Vorzeichen. Trockenen Riesling oder Grauen Burgunder sollten die 15 Ernster Winzer damals liefern und auf dem Fest ausschenken. Dabei waren Peter Göbel, Winzer vom Weingut Göbel-Schleyer und seine Kollegen skeptisch zu Beginn.

In einer gemeinsamen Chatgruppe wurde diskutiert, ob das wohl so eine gute Idee sei: „Naja, ein Weinfest in der Eifel“, erinnert sich Peter Göbel an seine erste Reaktion, „wir können es ausprobieren – und wenn es nichts wird, machen wir einen Stuhlkreis, fahren wieder nach Hause, und dann hat sich die Sache erledigt“.

Das Weingut Göbel-Schleyer befindet sich hier noch beim Aufbau des Weinfestes. Nicht nur bei "Esch macht Ernst", sondern auch bei vielen Weinfesten an der Mosel packen die Ernster Winzer und Helfer mit an.
Weingut Göbel-Schleyer

Kaisersesch als Versuchskaninchen, da hatte auch Stadtchef Gerhard Weber zunächst seine Bedenken. Die Idee habe Wirtschaftsförderer Peter Michels aus Cochem 2013 ins Spiel gebracht. Er wollte ein Weinfest in der Eifel ausprobieren, weil das nicht typisch für die Region war. In gemeinsamen Gesprächen mit dem Wirtschaftsförderer warf der Stadtbürgermeister von Kaisersesch seinen Hut in den Ring: „Wir haben uns unterhalten und ich meinte, ich möchte das probieren – auch mit dem Hintergedanken, dass das schiefgehen könnte“, gibt Gerhard Weber rückblickend zu.

2015 war es so weit. Am 16. Juni fand das erste Mal „Esch macht Ernst“ statt. 15 Winzer aus Ernst bauten ihre Stände auf, versorgten die Escher mit Wein von der Mosel und waren positiv überrascht. Winzer Peter Göbel war verwundert, dass die Escher so diszipliniert waren: „Wir hatten zu Beginn Angst, dass wir in die Eifel kommen und die Escher nachher den Wein wie Bier trinken“, sagt der 54-Jährige scherzhaft.

„Wir hatten zu Beginn Angst, dass wir in die Eifel kommen und die Escher nachher den Wein wie Bier trinken.“
Winzer Peter Göbel

Dass die Ernster Winzer sich von der Idee begeistern ließen, wurde ebenfalls von Wirtschaftsförderer Peter Michels angeregt. Stadtbürgermeister Gerhard Weber bestätigte, dass jener gute Kontakte zu den Winzern in der Region hatte. Elmar Johann, Bürgermeister von Ernst, erklärte der Redaktion, dass es damals eine schnelle Einigung gegeben habe.

Die Steilhänge von der Mosel bei Ernst - viel beeindruckender geht es nicht. Kein Wunder, dass die Escher seit zehn Jahren mit den Winzern aus dem malerischen Dorf zusammenarbeiten.
Weingut Göbel-Schleyer

Es hatte seine Gründe, dass Peter Michels ausgerechnet auf die Ernster Winzer zukam. Diese arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Sie organisieren Feste, bauen ihre Stände auf und schenken heimischen Ernster Moselwein aus. Bürgermeister Elmar Johann erklärte, dass die Winzer in seiner Jugend vielleicht noch kritischer aufeinander blickten, aber seit vielen Jahren sei das ganz anders.

Das bestätigt auch Winzer Peter Göbel. Seit Jahren würden die Ernster Weingüter die Weine der Kollegen untereinander probieren und sich gegenseitig Hinweise geben, wenn etwas nicht in Ordnung sei. Selbstbewusst betont Elmar Johann, dass die Winzer nicht nur wüssten, wie man guten Wein produziert, sondern auch wie man Feste organisiert.

„Esch macht Ernst“ bringt die Region zusammen

Die schlagkräftige Truppe der Winzer aus Ernst stellte 2015 zum ersten Mal den Wein. Da blieb nur noch die Frage, wie die Escher und die umliegenden Dörfer das Fest annehmen würden. Stadtbürgermeister Gerhard Weber blickt stolz zurück. Kaisersesch sei eine Stadt, die von den umliegenden Dörfern gerne mal geneckt werde. Eben die klassischen Dorf-Stadt-Klischees: „Zu vielen Dörfern haben wir einen guten Kontakt, aber hier stichelt man sich immer ein wenig“, erklärt Weber. Umso froher sei er, dass Menschen aus der ganzen Umgebung nach Kaisersesch kommen und teils auch wandern – wie es auf dem Dorf eben üblich ist.

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